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H. V. ScHUBERT:
meinten, daß der Philosoph mit dem slavischen Schrifttum und dem
sophistischen Verstand auch die doctrina Romana gefährde. Sven-
topulk wurde unsicher üher die Lehre seines Bischofs und sandte
einen ihm schon vor Methodius dienenden Priester Johannes von
Venedig — er war auch in Forchheim sein Unterhändler gewesen
— zum Papste. Der mag nicht wenig erschrocken gewesen sein.
In kurzen, jeden Widerspruch ausschließenden Sätzen zitiert er
Methodius sofort nach Rom, damit er von ihm selbst höre, ob er
noch so lehre, wie er mündlich und schriftlich sich verpflichtet
habe zu lehren^. Es ist kein gutes Zeichen, daß Methodius, wie er
vernimmt, trotz seiner Weisung auch wieder slavisch — nicht nur
predigt, das sei gestattet — sondern Messe zelebriert. Sventopulk
wird gleichzeitig Mitteilung gemachtk Methodius kommt, und ein
Jahr darauf, Sommer 880, erhält Sventopulk einen neuen Brief,
den Methodius ihm mitzubringen hatte, von feierlicher Ausführ-
lichkeit^. Methodius hat sich als harmlos und brauchbar erwiesen,
vor einer römischen Synode seine Rechtgläubigkeit dargetan in
bezug auf das Symbol, das er so glaube und in der Messe so singe,
wie es Rom tue und die 6 ahgemeinen Synoden gebilkgt hätteiD,
und überhaupt sei er in allen ,,ecclesiasticis doctrinis et utilitatibus
orthodox und nützlich" erfunden worden. Deshalb erlaubt Johann
ihm auch die slavische Messe entgegen dem vorjährigen Verbot, doch
^ L. c. p. Unde his apostolatus nostri litteris tibi iubemus, ut
omni occasione postposita ad nos de presenti venire procures, ut ex ore tuo
audiamus et veraciter cognoscamus doctrinam tuam, utrum sic teneas et sic
predices, sicut verbis et litteris te sanctae Romanae ecclesiae credere pro-
misisti, aut non. Die Frage der slavischen Messe tritt demgegenüber in zweite
Linie.
2 Dieser Brief, 1. c. p. 160, ist in der Überschrift verstümmelt und am
Anfang wohl auch gekürzt: wie das vos quasi carissimos filios amplectimur
zeigt, war er an den Fürsten und die iudices der Mährer zusammen gerichtet.
3 M. G. Ep.YII, 222ff. (No. 255, JuniSSO). Methodiusisthiernurnoch
archiepiscopus s. ecclesiae Marabensis genannt. Die Echtheit des Schreibens
ist nach den Casparschen Studien jetzt sicher gestellt.
^ Darin liegt die Erklärung für die zweifelhafte Haltung des Papstes
und die Möglichkeit des Methodius, sich zu rechtfertigen. Während Rom
schon längst inhaltlich den Zusatz filioque zum Symbol biliigte, weigerte es
sich, ihn in die geheiligte Formel selbst aufzunehmen. Das 7. allg. Konzil von
Nicaea 787 aber ward deshalb ausgelassen, weil es auf diesem Punkte nicht
zweifelsfrei war, der es beherrschende Patriarch Tarasius in den Augen der
fränkischen Bischöfe haeretisch lehrte, so daß die libri Carolini ihn deshalb
bekämpft hatten (MANsi, XII, 1121, Libri Garol. III, 3). Der Brief Johanns
an Sventopulk war auch für die Augen deutscher Leser berechnet.
H. V. ScHUBERT:
meinten, daß der Philosoph mit dem slavischen Schrifttum und dem
sophistischen Verstand auch die doctrina Romana gefährde. Sven-
topulk wurde unsicher üher die Lehre seines Bischofs und sandte
einen ihm schon vor Methodius dienenden Priester Johannes von
Venedig — er war auch in Forchheim sein Unterhändler gewesen
— zum Papste. Der mag nicht wenig erschrocken gewesen sein.
In kurzen, jeden Widerspruch ausschließenden Sätzen zitiert er
Methodius sofort nach Rom, damit er von ihm selbst höre, ob er
noch so lehre, wie er mündlich und schriftlich sich verpflichtet
habe zu lehren^. Es ist kein gutes Zeichen, daß Methodius, wie er
vernimmt, trotz seiner Weisung auch wieder slavisch — nicht nur
predigt, das sei gestattet — sondern Messe zelebriert. Sventopulk
wird gleichzeitig Mitteilung gemachtk Methodius kommt, und ein
Jahr darauf, Sommer 880, erhält Sventopulk einen neuen Brief,
den Methodius ihm mitzubringen hatte, von feierlicher Ausführ-
lichkeit^. Methodius hat sich als harmlos und brauchbar erwiesen,
vor einer römischen Synode seine Rechtgläubigkeit dargetan in
bezug auf das Symbol, das er so glaube und in der Messe so singe,
wie es Rom tue und die 6 ahgemeinen Synoden gebilkgt hätteiD,
und überhaupt sei er in allen ,,ecclesiasticis doctrinis et utilitatibus
orthodox und nützlich" erfunden worden. Deshalb erlaubt Johann
ihm auch die slavische Messe entgegen dem vorjährigen Verbot, doch
^ L. c. p. Unde his apostolatus nostri litteris tibi iubemus, ut
omni occasione postposita ad nos de presenti venire procures, ut ex ore tuo
audiamus et veraciter cognoscamus doctrinam tuam, utrum sic teneas et sic
predices, sicut verbis et litteris te sanctae Romanae ecclesiae credere pro-
misisti, aut non. Die Frage der slavischen Messe tritt demgegenüber in zweite
Linie.
2 Dieser Brief, 1. c. p. 160, ist in der Überschrift verstümmelt und am
Anfang wohl auch gekürzt: wie das vos quasi carissimos filios amplectimur
zeigt, war er an den Fürsten und die iudices der Mährer zusammen gerichtet.
3 M. G. Ep.YII, 222ff. (No. 255, JuniSSO). Methodiusisthiernurnoch
archiepiscopus s. ecclesiae Marabensis genannt. Die Echtheit des Schreibens
ist nach den Casparschen Studien jetzt sicher gestellt.
^ Darin liegt die Erklärung für die zweifelhafte Haltung des Papstes
und die Möglichkeit des Methodius, sich zu rechtfertigen. Während Rom
schon längst inhaltlich den Zusatz filioque zum Symbol biliigte, weigerte es
sich, ihn in die geheiligte Formel selbst aufzunehmen. Das 7. allg. Konzil von
Nicaea 787 aber ward deshalb ausgelassen, weil es auf diesem Punkte nicht
zweifelsfrei war, der es beherrschende Patriarch Tarasius in den Augen der
fränkischen Bischöfe haeretisch lehrte, so daß die libri Carolini ihn deshalb
bekämpft hatten (MANsi, XII, 1121, Libri Garol. III, 3). Der Brief Johanns
an Sventopulk war auch für die Augen deutscher Leser berechnet.