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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 1. Abhandlung): Die sogenannten Slavenapostel Constantin und Methodius: ein grundlegendes Kapitel aus den Beziehungen Deutschlands zum Südosten — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34072#0031
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Die sogen. Siavenapostel Constantin und Methodius.

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soll das Evangelium erst lateinisch, dann slavisch gelesen werden,
und wer will, kann auch nur lateinische Alesse haben^. Es war
immerhin eine gefährliche Konzession an den Slaven Sventopulk
— Methodius wird sie ihm als notwendig hingesteht haben; gefähr-
lich nicht nur, weil sich das Unrömische, sondern auch weil sich
das Antideutsche dahinter verbergen konnte. Eben damals aber
rnußte sich der Papst den deutschen Karolingern ganz in die
Arme werfenk Daß sie und die deutschen Bischöfe den Angriffen
auf Methodius nicht fernstanden, ist man geneigt aus der gleich-
zeitig durch Johann in Rom erfolgten Ernennung und Weihe
des Schwaben Wiching zum Bischof von Neitra in der mährischen
Slovakei, der alten Besitzung des Pribina und Kozel, als Suffra-
gan des Methodius zu schließen. So hatten auch die Deutschen
ihren Vertrauensmann. Methodius kehrte gefestigt in seine Stel-
lung zurück, mit einer Bestätigungsbulle für sein Erzbistum in der
Tasche, aber mit dem Schreiben an Sventopulk, das auch die Er-
nennung des anderen enthielt, trug er selbst sein Urteil im Sack
über die Alpen.
Der fünfte Akt zeigt den Kampf und Sturz des Methodius
und seiner Leute auch in Mähren. Der Schwabe verstand seine
Aufgabe und gab dem Griechen an Verschlagenheit kaum etwas
nach. Das Spiel hob sogfeich an, indem Wiching von Privatverab-
redungen zwischen ihm und dem Papst und dem Mißtrauen des
letzteren gegen Methodius aherlei verlauten ließ. Methodius spielte
den Gekränkten, und schon im Frühjahr 881 mußte ihn Johann
trösten wegen der Anfechtungen, die er für eitel Freude halten
solle. Vorsichtshalber steht er ihm aber dann doch in Aussicht,
daß er sie beide in Rom verhören werde, natürlich urn die perti-
nacia des anderen gebührend zu strafenh Es ist der letzte Brief
von Johanns Hand.
Unter seinem Nachfolger Stephan V. kam es zum Schluß.
Wieder hat die ,,brittische Sammlung" uns geholfen und ein längst

^ Wegen dieser Einschränkungen und der nur negativ einräumenden
Form, inder der ganzePunkt zum Schluß des Briefes eingeführt wird (nec
sane fidei vel doctrinaealiquidobstat), istderWiderspruch zum vorjährigen
Brief Johanns erträglich. Richtig BRücnNER, S. 85ff.
2 Vergl. L. M. HARTMANN, Gesch. Italiens im Mittelalter III, 2, 63ff.
Gotha, 1911.
s Joh. an Meth., 23. III. 881, M. G., Ep. VII, 243f.
 
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