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WlLHELM BRAUNE:
loge, wie sie vorher noch nicht in einer erzählenden Dichtung zu
finden waren. Die Auffindung des cechischen Tristan hat uns ja
gelehrt, was man an Veldeke Neues und Nachahmenswertes fand:
der Überarbeiter des Eilhart hat seinen Liebesmonolog der Isaide
durch reichliche Anleihen bei Veldeke aufgeschwellt. Wegen
dieser Eigenschaften wurde Vefdeke als Begründer der höfischen
Erzählungskunst, als der erste, welcher schöne Gedichte machte,
gefeiert.
Man hat jene beiden Verse Rudolfs viel zu sehr isoliert betrach-
tet, um zu der falschen Übersetzung zu kommen. Wenn man sie
im Zusammenhang der literarbistorischen Stelle der Alexandreis
liest und erwägt, kommt man zu richtigerer Auffassung. Rudolf
stellt bescheiden seine dichterische Kunst hinter die Leistungen
der älteren Meister zurück. Er beginnt mit Heinrich von Veldeke,
der das erste Reis auf den Stamm der Kunst gepfropft habe, indem
er diesen von Gottfried entlehnten Vergleich auch bei den folgen-
den drei großen Meistern weiter durchführt, um am Schluß noch
einmal in bezug auf sich selbst darauf zurückzukommen:
dfng- nzm zuug- uNny,
wff fcA /dr&uz ^prccAcn Afc,
do fcA Afc eor düfn n?^re hu etc.
Wenn in diesem Zusammenhange Rudolf über Veldeke sagt dcr
rcAie rfmc uJrcr^fc ^cgnn, so meint er damit nichts anderes, als
Gottried mit cr fnzp/cic daz cr^^c rN fn ^fu^cAcr zun^cn, d. h. Vr
ist der erste, der gute Gedichte gemacht hath Über seme Form-
kunst etwas auszusagen liegt ihm völlig fern. Auch in der anderen
literarhistoriscben Stelle im Anfang des zweiten Buches des Wille-
halm von Orlens (v. 2143ff.), wo Rudolf in Unterredung mit der
Aventiure ebenfalls die Meister aufzählt, die es besser konnten
als er, wird Heinrich von Veldeke der Zeitfolge gemäß als erster
der Reihe aufgeführt mit den Worten:
Fon FcMcA:c dcn wNcn,
in wo/ /chnde pz'Ncn
womit ganz dasselbe gemeint ist, wie in der Alexanderstelle: er
ist der erste der großen Meister: auf die Form wird nicht Bezug
genommen.
WlLHELM BRAUNE:
loge, wie sie vorher noch nicht in einer erzählenden Dichtung zu
finden waren. Die Auffindung des cechischen Tristan hat uns ja
gelehrt, was man an Veldeke Neues und Nachahmenswertes fand:
der Überarbeiter des Eilhart hat seinen Liebesmonolog der Isaide
durch reichliche Anleihen bei Veldeke aufgeschwellt. Wegen
dieser Eigenschaften wurde Vefdeke als Begründer der höfischen
Erzählungskunst, als der erste, welcher schöne Gedichte machte,
gefeiert.
Man hat jene beiden Verse Rudolfs viel zu sehr isoliert betrach-
tet, um zu der falschen Übersetzung zu kommen. Wenn man sie
im Zusammenhang der literarbistorischen Stelle der Alexandreis
liest und erwägt, kommt man zu richtigerer Auffassung. Rudolf
stellt bescheiden seine dichterische Kunst hinter die Leistungen
der älteren Meister zurück. Er beginnt mit Heinrich von Veldeke,
der das erste Reis auf den Stamm der Kunst gepfropft habe, indem
er diesen von Gottfried entlehnten Vergleich auch bei den folgen-
den drei großen Meistern weiter durchführt, um am Schluß noch
einmal in bezug auf sich selbst darauf zurückzukommen:
dfng- nzm zuug- uNny,
wff fcA /dr&uz ^prccAcn Afc,
do fcA Afc eor düfn n?^re hu etc.
Wenn in diesem Zusammenhange Rudolf über Veldeke sagt dcr
rcAie rfmc uJrcr^fc ^cgnn, so meint er damit nichts anderes, als
Gottried mit cr fnzp/cic daz cr^^c rN fn ^fu^cAcr zun^cn, d. h. Vr
ist der erste, der gute Gedichte gemacht hath Über seme Form-
kunst etwas auszusagen liegt ihm völlig fern. Auch in der anderen
literarhistoriscben Stelle im Anfang des zweiten Buches des Wille-
halm von Orlens (v. 2143ff.), wo Rudolf in Unterredung mit der
Aventiure ebenfalls die Meister aufzählt, die es besser konnten
als er, wird Heinrich von Veldeke der Zeitfolge gemäß als erster
der Reihe aufgeführt mit den Worten:
Fon FcMcA:c dcn wNcn,
in wo/ /chnde pz'Ncn
womit ganz dasselbe gemeint ist, wie in der Alexanderstelle: er
ist der erste der großen Meister: auf die Form wird nicht Bezug
genommen.