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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0005
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In der christlichen Nekropole E1 Baganät, hart am Rande der
Großen Oase nach der libyschen Wüste zu, findet sich in dem
Freskenzyklus einer KapellenkuppeR, etwa aus dem 4. Jahrhun-
dert stammend, eine vom landläufigen Typus abweichende Dar-
stellung von Adam und Eva im Paradiese. An Stelle der zum
festen Schema erstarrten zentralen K.omposition mit dem Baum
in der Mitte und den sündigenden oder reuigen Protoplasten zu
beiden Seiten ist hier offenbar ein anderes Stadium der Ver-
suchungsgeschichte in einem sonst nicht nachweisbaren Typus
geschildert.
Von links nach rechts hin, in gleicher Höhe aneinandergereiht,
erblickt man zunächst ein torartiges Stück Mauerwand, dann
Adam und Eva, ohne Feigenblätter, nebeneinanderstehend, den
Blick und die weisende Geste auf die Mauer gerichtet, dann zrv\mi
Bäume, welche samt zv^ei niedrigeren Büschen den Paradiesgarten
darstellen. λΜη den Bäumen erweist sich der eine als Feigenbaum,
wie der Vergleich mit ägyptischen Wandmalereien zeigt^, und der
andere als Weinstock, in der Zeichnung dem Weinlaubschmuck
entsprechend, der die ganze Mitte der Kapellenkuppel überspannt.
Die Mitte des Weinstocks, des letzten Baumes im Biide, nimmt
eine vom Boden bis fast zur Spitze reichende dunkle Zickzacklinie
ein mit oben seitlich ausbiegendem leicht verdicktem Ende. In
ihrer starken Betonung gegenüber dem bedeutend helleren Ast-
^ Herausgeg. nach dem Nachlaß von W. DE Βοοκ, poM?-
scrcir ά rarcAcoZogie cAren'en7ze, 1901, St. Petersbourg.
^ S. Abbildung 1. —< Ygl. z. B. NEWBERRY, Pe7^L'/M5aM 7 die Feigen
ernte aui der Westwand des zweiten Grabes, Taf. 29. — Daß einige
Jahrtausende diese beiden Feigenbaumdarstellungen trennen, ist in einem
Lande wie Ägypten kein Gegenbeweis für die Identität des Gegenstandes.
Man braucht nur die beiden Sykomoren, welche auf den E1 Bagauat-
fresken das himmlische Jerusalem einrahmen, neben ägyptische Sykomoren-
darstellungen aus früher oder später Zeit zu halten (vgl. L. KLEBS,
iteü'eA </es H/^eM Re/cAe, <ie/- ifen/e/&e7'g'e7' H/cac/e77ne <i. WüssenscA.
phil.-hist. KI. III S. 63, und R. LEPSius, Den/cmä/er %MS TgypieM III 40, 95),
um zu erkennen, wie treu die Art der Wiedergabe der botanisch wesentlichen
Merkmale im ägyptischen Stil beibehalten wird.
 
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