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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0011
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AAAMundZQH.

11

menhang', so liegt in dem Moßen Nachweis dieser Beziehung zugleich
die Aufforderung zur gedanklichen Vervollständigung seines aus
einem größeren Ganzen herausgegriffenen Inhalts. Schon die ange-
führte Stelle aus der Apokalypse Moses enthielt ja eine Reihe von
weiteren Legendenmotiven, welche, zu der Erzählung der Genesis
hinzugefügt, das biblische Bild von Adam und Eva um ein Merk-
liches verschieben. Die Beeinflussung der Schlange durch Satan,
Satans vorherige Vertreibung, die Anbetung der Menschen von
Seiten der Schlange, die Anwesenheit der Engel im Paradiese und
ihre Anbetungsstunden in dem über dem Paradies gelegenen
himmlischen Wohnsitz Gottes, alles das sind Neuerwerbungen der
Legende, die einen Begriff davon geben, was für einen ausgebreite-
ten Komplex apokrypher Vorstellungen jenes kleine unscheinbare
Oasenfresko mit auszulösen imstande war.
Es fragt sich nun, sind das lediglich Bereicherungsmotive,
erfunden aus der Lust am Fabulieren und vom Volke der knappen
Genesistradition vorgezogen aus der Freude an breit ausgespon-
nener Fabel, oder liegt ilmen eine neue Auffassung der Paradies-
geschichte zugrunde, der es sich lohnen würde nachzugehen und
die auch die Szene von EI Bagauät in einen tieferen religionsgeschicht-
lichen Zusammenhang einordnen würde ? Man braucht das erstere
nicht völlig zu verneinen — die reine Freude an der Fabel wircl
immer mit im Spiele gewesen sein :—, die vorliegende Untersuchung
aber stützt sich auf die Annahme, das letztere bestätigen und dieses
aus der Religionsgeschichte gewonnene Ergcbnis der christlichen
Archäologie als kleinen Beitrag zum Verständnis der frühen Sün-
denfalldarstelfungen überhaupt anbieten zu können.

I.
Fassen wir bei dem näheren Eingehen auf die Legende als
Ausgangspunkt für die Beziehung des Bildes zu ihr zunächst ins
Auge, daß in dem Fresko das Interesse nicht auf die Reue der
Gefallenen nach dem Sündenfall gerichtet ist, sondern auf ihren
vorherigen schuldlosen Zustand, und versuchen wir dieses Interesse
zu erklären und zu verfolgen. Ein weiteres Ausholen und breiteres
Ausführen, als durch denZweck direktgeboten scheint,rechtfertigt
 
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