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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0009
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AAAMundZÜH.

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wand, mit. dem iiopf darüber hinausragend, die Schlange, wieder-
um als ZickzacMinie mit oben seithch ausbiegendem leicht. \^erdick-
tem Ende, aber bedeutend piastischer und natürlicher wirkend, in
weniger primitiver Technik ausgeführt als die Schlangenlinie im
BaunT. Die Schlange wäre also, vorausgesetzt, daß auch die letztere
tatsächlich afs Schlange zu gelten hat und nicht etwa als knorriger
— sonst fehlender — Stamm des Rebstockes (nur eine erneute
Untersuchung an Ort und Stelle könnte das mit Sicherheit ent-
scheiden; bei DE BocK wird bemerkenswerterweise überhaupt
keine Schlange erwähnt) zweimal dargestellt, erst. ais Verführer
durch das Wort, dann durch die Tat. Der der frühen römischen
Gömeteriaikunst ganz fremde erzähiende Charakter der Darstellung
würde dadurch noch wesentlich verstärkt. Adams Gegenwart
schon bei dem Gespräch der Schlange mit Eva entspricht zwar
nicht dem Text, aber als unbedingte Hauptperson der Adam-
geschichte durfte er, zumal in einem Bilde, das mitten unter anderen
Darstellungen die Paradieserzählung vertrat, nicht fehlen.
Erweist sich aber auch dieZickzacklinie im Baum als Schlange,
so kann allerdings die Apokalypse Aloses nicht die direkte Vorlage
abgegeben haben, oder wenigstens nicht in der uns erhaltenen,
wohl schon christlichen Fassung (auf die auch die Hineimvirrung
der zweiten Vorsteliung zu schieben sein wird, daß Satan selbst
sich in Engelsgestalt über die Mauer bückt); denn der Baum im
Bilde, der durch die zweite Scklange als der Baum der verbotenen
Frucht charakterisiert wird, ist nicht der Feigenbaum wie im
Text, sondern der Weinstock. Das würde auf engeren Zusammen-
hang mit der jüdischen Tradition weisen. Hier nämlich kommt,
seit im 1. Jahrhundert v. Ghr. das Buch Henoch (I. ,,äthiop/'
Henoch 32, 4) die verbotene Frucht des Paradieses mit der Wein-
i 8. Abb. 2 u. 3. Da für das Erkennen der Schlange die Hanptabbil-
dung der Szene, Abb. 1, nach DE Bocn pl. XII, nicht so günstig ist wie der
kleine Bildausschnitt der Paradiesdarstellung, den DE Bocx. pl. XI r. unten
bietet, so ist dieser unter doppelter Vergrößerang (Abb. 2), und dann nochmals
unter nachhelfender Verstärkung der feinen Farbtonunterschiede zwischen
Mauer und Schlangenkörper (Abb. 3) hier zum Abdruck gekommen. Danach
ist der Sachbefund folgender: An den zunächst als Fleck im Bilde wirkenden
Schlangenkopf über der Mauer schließt der gewunden herabhängende, resp.
sich aufwärts ringelnde Schlangenkörper, die schmale helle Randlinie der Mauer
überschneidend, lückenlos an; helle Lichtpünktchen kennzeichnen seine ein-
zelnen Glieder. Vgl. zu dieser Schlange die auf dem Exvoto an Asklepius,
W. AMELUXG, Hrc/ί. /άΓ Aeh'gMusw/sc. VIII 1905, Abb. S. 160.
 
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