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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0018
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18

L. TROJE:

In merkwürdigem Widerspruch dazu scheint freilich die Tat-
sache zu stehen, daß die einzelnen Züge, die zusammengetragen
werden, um die Gestalt Adams einer veränderten Auffassung anzu-
passen, nicht für diesen Zweck erfunden sein können. Nicht ein-
mal ein einheitliches Bild ergeben sie in ihrer Zusammenstellung,
aus der sich zunächst nur der Eindruck sinnloser Phantastik ge-
winnen läßt. So war nach dem Zeugnis der Haggada Adams äußere
Gestalt von so ungeheuren Dimensionen, daß sie von einem Ende
der Welt. his zum anderenreichte^, und nach den Abboth R. Nathan
erfüllte sie zuerst als leblose Masse die ganze Welt. Nach anderen
Quellen (Berachoth 61a, Bereschit Rabba 8) war er mann-weiblich
gebildet. Seine außerordentliche Schönheit preist Tanchuma
4a^, himmlische Glorie ist ihm gegeben (Ber. rabba 11 f.), der
Glanz, der ihn umgab, war von solcher Stärke, daß er die Sonne
in den Schatten stellte (Pesikta BuBER 36b, B. Bathra 58a), und
mit ihm zugleich war ein Licht erschaffen, mit dem er die ganze
Welt überschauen konnte. Dann wieder bezeichnet ihn die Genesis
rabba 24 als ,,Vater aller menschlichen liünste und Erfindungen'h
Aber weder diese Vorstellung^ noch die Mehrzahl der anderen sind
von der Exegese oder der Legende für die Paradieserzählung
selbst weiter verwendet worden. Schon dadurch erweisen sie sich
als eingedrungene Ideen aus fremden Gebieten. Ivommt in der
1 Pirke R. Elieser, DREYFUss S. 15. (Vgl. S. 25 R. Jehudas Berechnung
der Maße des Paradiesbaumes auf 500 Jahresreisen. Es ist das nach Ber.
rabba 4, 6 und Pesachim 94b genau das angenommene Maß des Raumes von
der Erde bis zum Himmel, sowie von Himmel zu Himmel und jedes einzeinen
Himmels, M. I.BEN GoRioN, (ferJMcLn, I S. 46.) DieRiesendimensionen
Adams kennen auch die Ophiten des I renäus (13 0,5f.), dieChaldäer derN aassener-
predigt (Hippol. re/κί. 7) und in bezug auf den Adam-Christus die juden-
christlichen Gemeinden bei Epiph. Aaer. 19, 4 und 30,17. Ihnen entspricht
die weitere Yorstellung von Adams Himmel und Erde umspannendem Seh-
vermögen (Bereschit rabba 11), die übrigens auch bis in die Adamsage hinein-
reicht. (Hexaemeron, ed. TRunpp S. 252 und Äthiop. Adambuch, ed. DiLL-
MANN S. 18.)
2 Ebenso noch die Schatzhöhle (BEZOLD S. 3f.) ,,Und als die Engel sein
herrliches Aussehen gewahrten, wurden sie bewegt von der Schönheit seines
Anblicks; . . . das Licht seiner Augen (war) wie die Sonne und das Bild
seines Körpers wie das Licht des Krystalls."
3 Seit Eupolemos und Artapanos legen auch die jüdischen Schrift-
steller ihren biblischen Helden gern diese der ganzen Menschheit zugute
kommenden Fähigkeiten bei, um (nach P. WENDLAND, FfaHenz'sü-rom.
1912 S. 198f.) den Vorwurf der Gegner zu entkräften, die Juden hätten
nichts für die Kultur getan.
 
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