ΑΔΑΜ und ΖΩΗ.
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letzteren die griechische Aufklärung mit einer euhemeristischen
Formel zu Worte, die man auf jede Art Heros, auch den religiösen,
anwandte, so verraten die übrigen schon mit ihren ganz elemen-
taren Begriffen sehr weit zurückliegenden mythischen Ursprung.
In der Tat hat hier eine andere, bis in den persischen, bis in den
indischen Mythus zurückverfolgbare Gestalt ihre Züge hergefiehen
für die veränderte Auffassung des alttestamentlichen Adam. Es ist
nicht der ersteMensch im Sinne der alttestamentlichen Überlieferung,
dem ursprüngfich diese phantastischen körperlichen Eigenschaften
zukamen, sondern der ,,Urmensch", ein Urwesen göttlicher Her-
kunft in menschlicher Gestalt, das seit uralter Zeit clie Vorstellung
des Orients lebhaft beschäftigt hat. W. BoussET hat in den WaupO
de?" (fiap. 4) die Geschichte dieses Mythus
geschrieben und damit das ganz unkenntlich gewordene Bild einer
der rätselhaftesten, vieldeutigsten Gestalten der vorchristlichen
Religionsgeschichte, die für die Adamauffassung im Hellenismus
ganz ungemein wichtig ist, nach Sinn und Bedeutung klar und
faßlich wieder erstehen lassen.
Der Urmensch ist nicht etwa eine dichteriscb geschaute,
um seiner selbst willen bedeutsame Gestalt. Wo immer man
in früh- oder spätorientalischer oder hellenistischer Lehre den
charakteristischen Zügen dieses seltsamen Mythus begegnet, han-
delt es sich um die Lösung ursächlicher Welträtsel, zuerst kosmo-
politischer, dann anthropologischer Art. So mochte — nach der
überaus einleuchtenden Hypothese W. BoussETS — in der Vor-
stellung des Inders, der über den Anfang aller Fruchtbarkeit aui'
Erden, resp. der Weltentwicklung, grübelte, zuerst der Gedanke
entstanden sein: in Analogie eines Fruchtbarkeitszaubers sei sie
der Opferung eines vorweltlichen kosmischen Wesens zu verdanken.
Auf sehr frühe Zeit für eine derartige Auslegung weist der Um-
stand, daß ein solches Opfer — doch offenbar nach dem Vorbild
noch in Erinnerung behaltener Opferriten -— in Menschengestalt
gedacht werden konnte^. Aus der Zweckbestimmung des Opfers
für die ganze Erde ergaben sich dann für die Vorstellung von
diesem vorzeitlicben Menschen die entsprechenden Dimensionen,
eine Vorstellung, die sich auch als der Mythus längst bedeutsame
Wandlungen durchgemacht hatte, erhalten hat und so als stehen-
i Auf der folgenden Stufe ist es der durch die Mithrasreligion wohl-
bekannte Urstier, dessen Opferung die Weltentwicklung einleitet.
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letzteren die griechische Aufklärung mit einer euhemeristischen
Formel zu Worte, die man auf jede Art Heros, auch den religiösen,
anwandte, so verraten die übrigen schon mit ihren ganz elemen-
taren Begriffen sehr weit zurückliegenden mythischen Ursprung.
In der Tat hat hier eine andere, bis in den persischen, bis in den
indischen Mythus zurückverfolgbare Gestalt ihre Züge hergefiehen
für die veränderte Auffassung des alttestamentlichen Adam. Es ist
nicht der ersteMensch im Sinne der alttestamentlichen Überlieferung,
dem ursprüngfich diese phantastischen körperlichen Eigenschaften
zukamen, sondern der ,,Urmensch", ein Urwesen göttlicher Her-
kunft in menschlicher Gestalt, das seit uralter Zeit clie Vorstellung
des Orients lebhaft beschäftigt hat. W. BoussET hat in den WaupO
de?" (fiap. 4) die Geschichte dieses Mythus
geschrieben und damit das ganz unkenntlich gewordene Bild einer
der rätselhaftesten, vieldeutigsten Gestalten der vorchristlichen
Religionsgeschichte, die für die Adamauffassung im Hellenismus
ganz ungemein wichtig ist, nach Sinn und Bedeutung klar und
faßlich wieder erstehen lassen.
Der Urmensch ist nicht etwa eine dichteriscb geschaute,
um seiner selbst willen bedeutsame Gestalt. Wo immer man
in früh- oder spätorientalischer oder hellenistischer Lehre den
charakteristischen Zügen dieses seltsamen Mythus begegnet, han-
delt es sich um die Lösung ursächlicher Welträtsel, zuerst kosmo-
politischer, dann anthropologischer Art. So mochte — nach der
überaus einleuchtenden Hypothese W. BoussETS — in der Vor-
stellung des Inders, der über den Anfang aller Fruchtbarkeit aui'
Erden, resp. der Weltentwicklung, grübelte, zuerst der Gedanke
entstanden sein: in Analogie eines Fruchtbarkeitszaubers sei sie
der Opferung eines vorweltlichen kosmischen Wesens zu verdanken.
Auf sehr frühe Zeit für eine derartige Auslegung weist der Um-
stand, daß ein solches Opfer — doch offenbar nach dem Vorbild
noch in Erinnerung behaltener Opferriten -— in Menschengestalt
gedacht werden konnte^. Aus der Zweckbestimmung des Opfers
für die ganze Erde ergaben sich dann für die Vorstellung von
diesem vorzeitlicben Menschen die entsprechenden Dimensionen,
eine Vorstellung, die sich auch als der Mythus längst bedeutsame
Wandlungen durchgemacht hatte, erhalten hat und so als stehen-
i Auf der folgenden Stufe ist es der durch die Mithrasreligion wohl-
bekannte Urstier, dessen Opferung die Weltentwicklung einleitet.