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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0021
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ΑΔΑΜ und ΖΩΗ.

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ausgestattet und stellenweise auch die beiden vödig identifiziert
hat. Seit der Diadochenzeit scheint die Lehre vom Urmenschen
dem hehenistischen Judentum bekannt zu seind und dessen Phan-
tasie stark beschäftigt zu haben. Umgebogen ins Eschatologische
und verschmoizen mit dem Messiasgedanken begegnet hier einer-
seits in der Apokalyptik die Vorstehung vom menschengestaltigen
Gotte^ — befremdend genug wirkt diese zweite Gottesgestalt im
jüdischen Monotheismus —, und anderseits erscheint unter Beto-
nung des Urzeitlichen und unter Angleichung an die Gestaft Adams
in den verschiedensten Zweigen der hehenistisch-jüdischen Litera-
tur die Auffassung von einem ersten Menschen überirdischer Her-
kunft, hegabt mit überirdischem Wesen.
So bewahrt das slavische Henochbuch 30, 10—12 im mysti-
schen Rahmen der Vision eine solche sichtlich vom Gottmenschen-
mythus beeinflußte sehr alte Schilderung Adams. ,,Von unsicht-
barer und sichtbarer Natur erschuf ich den Menschen . . . und
ich setzte ihn auf die Erde, einen zweiten Engel, geehrt und groß
und herrlich, und ich setzte ihn zum Kfönig auf der Erde zu herr-
schen und meine Weisheit zu haben, und nichts war ihm gleich
von meinen auf der Erde seienden Geschöpfen."
Von besonderer Wichtigkeit ist ferner die Auseinaüdersetzung
Philos mit jener offenbar schon damals vieldeutigen Gestaft vom
Gotte Mensch. Vielleicht hat sie schon ihm ein Problem bedeutet,
denn seine Auffassung ist hier besonders starken Schwankungen
unterworfen. Auch er setzt ihn nicht in Beziehung zum Messias-
gedanken, zur Endzeit, zum Gericht, sondern zum ersten Menschen
Adam, zum Schöpfungsplan Gottes. Er identifiziert ihn zwar
nicht direkt mit dem Adam der Genesis, sondern er unterscheidet
zAvei erstgeschaffene Menschen, einen himmlischen und einen irdi-
schen, und er begründet cfiese Lehre, deren Weilenschlag bekannt-
iich bis Paulus gedrungen ist^, mit der zufälligen Tatsache, daß die
i Spuren früheren Eindringens bewahren (nach W. BoussETS Yer-
mutung', CescAic/Ue des S. 405 und JfaMpp37'oMe7?2e Je7' Ü77osL
S. 196,1) Ezechiel 28,12ff., Sprüche Salomonis 30,4; Iliob 15,7ff.
^ Daniel 7,13; I. Henoch, Bilderreden, hauptsächlich 46 und 48; IV.
Esra 13,3—13; 25—38. Hier schließt Offenbarung* Joh. 1,13 an, s. Bous-
SET, Gesc/n'cAie c/es JuJe77iM7?rs^ S. 301 ff., Jfanpip7'o&/e7ue Jes Ü77os/.s S. 196f.
^ Die Polemik des Paulus gegen diese Lehre (1. Kor. 15,47) äußert
sich zwar nur in der Umkehrung der Reihenfolge (der irdische Adam ist der
erste, der himmlische der zweite), wodurch Christus an die Stelle des gött-
lichen Anthropos gerückt werden kann; sie will aber damit offensichtlich die
 
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