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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0023
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ΑΔΑΜ und ΖΩΗ.

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führen; wichtig für das vorliegende Thema ist hauptsächlich, daß
in Philos früherer Auffassung (de opz'/. nzimdi 135—150) eine Reihe
übermenschlicher Züge des Gottes Mensch auch auf den irdischen
Adam übertragen werden. Gerühmt wird er hier als der ,,wahr-
haft Schöne und Edle" (136), körperlich ist er von den reinsten
und feinsten Teilen des Urstoffes gebildet (137), der Seele nach
aber ein Abbild der göttlichen Vernunft (139); der Herrschaft
äber die Erdenwelt ist er gewürdigt (142), ausgezeichnet durch
Weisheit und begabt mit außerordentlicher Herrschermacht (148),
wie denn der Bau seines Körpers, d. h. die Mischung der dazu ver-
wandten Elemente der der ganzen Welt gleicht (146), aber auch
Verkehr und Zusammenleben mit den anderen göttlichen Wesen
ist ihm, der nahe verwandt ist mit dem Weltenlenker, verliehen
worden (144).
Indessen selbst bei diesem idealen Bilde bleibt sich Philo —
etwas unklar erscheint der starke Gegensatz -— stets des ,,unge-
heuren Unterschiedes" bewußt, cler zwischen dem irdischen Abbild
des Adam und seinem himmlischen rein geistigen Urbilde besteht.
Noch näher mußte der volkstümlichen Auffassung die leichter
faßliche Form stehen, in welcher der Anthroposmythus auf die
judenchristliche Gnosis der Ebioniten, Sampsäer, Elkesaiten uswP
gewirkt hat, deren Lehre dann vom pseudoklementinischen Schrif-
tenkreis übernommen worclen ist. Die hier vertretene eigenartige
Auffassung Adams als Prophet Gottes hat H. ΜΑιτζ^ auf die
synkretistische Geheimtradition der in jenen Sekten entstandenen
petrinischen Kerygmen zurückgeführt, deren erstes Buch de vero
propheta (77e/cog^. 3, 75) den alttestamentlichen Adam bereits mit
dem Urmenschen zu einer und derselben Gestalt verschmolzen haben
spätgriechischen Pessimismns — ähnlich ZleZogM. 2,57 — W. BoussET,
Zii7Kme/sreise <ie/- Aee/e S. 261 f. und zu den Schwankungen in der Auffassung
bei Philo BREniER, Bes icfees pAüosopAi^Mes et reügieMses <Ze PAüo?!. JA/eüCMM-
&üe 1907 p. 121sqq. Nach BoussETS Untersuchungen über Philo, JM<iisc/!-
CArisiü'cher Ac/uü&enie& in A/eMMJHa MM<Z Jto7K 1915 hat es den Anschein,
als habe Philo an der hier besonders in Betracht kommenden Stelie & opi/.
136-—150 die Vorstellung vom Urmenschen als Idee einer in alexandrini-
schen Kreisen schon geläufigen Auffassung Adams bloß angehängt, in welcher
der Anthroposeinfluß bereits wirksam gewesen war, die Verherrlichung aber
noch rein in den üblichen griechischen Idealbegriffen zur Äußerung kommt.
^ Epiph. Aaer. 18, 19, 30, 52, 53; Hippol. re/Mt. 9, 13ff.
2 ZUe PseMe/oZ/emeMtGeM, Te^ie MnZ Un/ecsMcZMMgeM 25 N. F. 1904
S. 89.
 
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