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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0035
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ΑΔΑΜπηάΖΩΗ.

vor Gott zu verrichten, auf eine Stunde das Paradies verlasseiG,
so hätte der Versucher sich nicht hineingewagt. Durch diesen
kleinen Zug wird der Sündenfall ohne weiteres glaublich; daß
schutzbedürftige Wesen, aheingelassen, der Versuchung unteriiegen,
nimmt nicht Wunder. Aber auch die nicht wegzuleugnende Sc-huld
an sich wird von der Legende verdunkelt. In dem richtigen In-
stinkt, daß eine Verschuldung in demselben Maße abgeschwächt
wird, wie die Versuchung zu ihr durch einleuchtende Motivierung
an werbender Kraft gewinnt, erfährt zunächst die Auffassung
der Schlange eine Neubildung, und als das nicht ausreicht, wird
sie beiseite geschoben und ersetzt durch den Satan. Beide, Schlange
und Satan verwendet die Legende höchst geschickt als Entlastungs-
faktoren für die Schuld Adams und Evas.
In der Genesis fehlt jede Begründung für die Verführungstat
der Schlange. Sie gehört hier zu den Tieren des Feldes, die Gott
i Die Erklärung für diese Yerpflichtung der Engel, welche sie in der
zweiten Stunde des Tages vor den Thron Gottes befiehlt (s. die Treppe auf dem
Fresko von E1 Bagauat, auf welcher die Engel soeben zum himmlischen Jeru-
salem hinaufgestiegen sind, und vgl. dazu CADMons Üieü-fca/ HarapArasc
pl. 9, ArcAaec^oguo. or üiisceHuueoMS Tracis reZanug' io ÜMÜgMÜy ΧΧΙλ
London) ist im Testament Adams erhalten, RENAN p. 458sq. Hier sind ftir
alle Wesen der Schöpfung die Stunden festgelegt, in denen sie Gott ihre Hul-
digungen und Gebete darzubringen haben, vgl. R. REiTZENSTEiN, FoÜKon(f/-es
S. 257 ; derartige Stundenliturgien auch im äthiopischen Buch klementinischer
Schriften BI. 10—13, Bericht DiLLMANKS S. 214, in den koptischen und grie-
chischen apostolischen Konstitutionen (letztere 8, 34) und im Papyrus 2316
fol. 324 sq. (Poimon&'es S. 258). E. RENAN, JoM/'na/ osLiGMe, führt diese
AArstellungen auf persischen Ursprung zurück (eine interessante Möglichkeit
babylonischerBeziehungen eröffnet C. BEZ0LD,2VöMe/ce-FesitscAL/^ S. 911. A. l),;
da sie sich aber ebenfalls bei Synkellos (Parisinus 1712 p. 22p und bei
Kedrenus (Chronographie 17,23) finden, welche auf die Mönche Annianus
und Panodorus und durch diese auf den ursprünglichen βίος Άδοίμ als
Quelle zurückgehen (cf. GELZER, Juk A//-//ca77Ms S. 265, 267, 273), so werden
sie jedenfalls früh auch in Ägypten vorhanden gewesen sein. — Für die
genuin jüdische Schutzengelvorstellung vgl. noch Jakobs Yermächtnis, aus
dem Koptischen übersetzt von E. ANDERSSON, Upsala, ü'p/zü/cr AII 1903
S. 129f. ,,ich bin der Engel, der von deiner Kindheit auf mit dirwandert."
Eine genaue Parallele zur Apokalypse Moses bietet das Altmandäische.
,,Fehlerlose Uthräs werden zu Hütern und Helfern der Menschenseelen bestellt"
und ,,es sollen drei Engel entstehen, Gesellschaft dem Adamsollen sie sein,"
(BRANDT, AianJ. Re//gi'oM S. 122,44,36). Yer^vandt mit dem Schutzengel,
aber nicht identisch ist der offenbarende Engel der Yisionsliteratur (Hermas
d. Hirt, 5. Offenb. 4) und der unterweisende Begleiterengel der asketischen
Literatur (R. RBiTZENSTEiN, JTLi. Aion. MnJ ü/sü ΤαΜ$. S. 91 u. 125ff.).

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