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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0037
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AAAMundZHH.

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Herkunft und Machtbereich ins UnkontroRierbare abgeruckt; teils
werden ältere mythische \MrsteHungen mit ihr verbunden, teils
bricht der neue Gedanke durch\ daß der eigentliche Versucher
nicht sie, sondern der Satan sei. In dem Satan, welcher der Schlange
seinen Anschlag einbläst, welcher durch ihren Mund redet oder der
Eva ihre eigene Gestalt vorspiegelt (s. unten S. 43 A. 3), liegen
die verschiedenen Ubergangsbildungen zu der zuletzt unabhängig
von der Schlange als Verführer auftretenden Person des Satan vor.
Von hier aus scheint sich die eigentümliche Darstellung in
E1 Bagauät zu erklären. Indem sie geflissentlich über die Nicht-
zugehörigkeit der Schlange zum Paradiese orientiert, legt sie
offenbar Wert darauf, daß unter dem Versucher nicht das Tier
aus der Genesis verstanden werden soll, sondern der viel gefähr-
lichere Satan selbst. Und zwar der Satan, den die Adamlegende
schildert, mit den spezifisch hellenistischen Zügen, die sie z. T.
eigens für ihre Zwecke erfunden und ihm verhehen zu haben
sc.heint.
In dieser komplizierten und für das k^erständnis der Adam-
legende ungemein wichtigen Figur des Satan kreuzen sich sowohl
verschiedene Mythen als verschiedene Weltanschauungen. Wie
ursprünglich wohl auch die Schlange entstammt er dem uralten
Dualismus des Orients, trägt er als Widerpart der guten Gottheit
Züge der babylonischen Tiamat, des persischen Ahriman, des
ägyptischen Seth. Vertrat er hier überall das Böse als Prinzip,
war er in seiner Uranfänglichkeit an Machtbefugnis der guten
Gottheit gleichgestellt, so schloß der jüdische Monotheismus eine
derartige Auffassung der Theorie nach aus. In Wahrheit war sie
freilich dennoch — wohl als altes Erbteil aus dem Orient, oder,
z. B. in der Achämenidenzeit, vom Parsismus vermittelt — viel-
fach vorhanden. Deutlich spiegelt die volkstümliche Literatur den
Mauer des Paradieses" und später (§19) ,,ich öffnete ihr nun und sie trat
herein ins Paradies" und § 20 ,,da kam jene vom Baum herab und verschwand".
Jedenfalls ist die erste Anschauung (sonst nur noch im slav. Adamb. jAGic
S. 26) als vereinzeltes Rudiment aus einer anderen Legendentradition anzu-
sehen. Wenigstens ist für den Fortgang der Erzählung die zweite Vorstellung
maßgebend gewesen, daß die Schlange von außen kommt wie in E1 Bagauät.
Vgl. noch Thomasakten 32 ,,ich bin der, welcher durch den Zaun ins Paradies
eingegangen" und M. J. BEN GoRioN, yage^. der ./κ&κ I S. 89 ,,Ich war's,
die zuerst den Zaun der Welt durchbrach".
So scheint ihn z. B. Paulus noch nicht zu kennen, 2. Kor. 11,13.
W. BoussET, Reü'ghou J. S. 386f.
 
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