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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0039
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AAAMundZQH.

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die oberste Gottheit in ihrer unfaßbaren Distanz die Weltregierung
im einzelnen an die von ihr dazu erschaffenen niederen göttlichen
Mächte abgegeben hat^, analog etwa den staatlichen Verhältnissen
der orientafischen Weltreiche, so war es natürlich, daß nach dem
gleichen irdischen A^orbild in diesen himmlischen Beamten eigene
Machtgelüste entstanden, die zwar von Seiten der obersten Gott-
heit mit Amtsentsetzung, Degradierung oder Verbannung bestraft
wurden, sich dann aber in offenem Rebellentum auslebten. Da
man sich ferner — ebenfalls getreu nach irdischem Muster — diese
himmlische Hierarchie mit ihren ganz bestimmten Machtabstufun-
gen getragen dachte von der Idee der Rangordnung, so lagen
Ronflikte auch auf diesem Gebiet, sobald die Vorstellung den
Anthroposanspruch für Adam hier einzuordnen begann, nur allzu-
nahe^.
Die Alachtfrage und die Rangordnungsfrage sind denn aucli
die Ausgangspunkte für die hellenistische Ausgestaltung des
Satan. Das mythisch Dämonische tritt ganz zurück. Er wird zum
Typus für den abgefallenen Vasallen, den Rebellen. Und mit dem
Rangordnungskonflikt motiviert — unmittelbar aus dem sozialen
Zeitempfinden heraus — die Adamlegende seine Feindschaft gegen
den Menschen und sein Rachewerk, die Verführung. In der Vita
(13) gibt Satan selber dem Adam die volle Aufklärung: ,,um deinet-
willen bin ich von dort verstoßen worden . . . Als Gott den Lebens-
odem in dich blies und dein Gesicht uncl Gleichnis nach Gottes
Biid geschaffen wurde, brachte dich Michael und gebot, dich anzu-
beten im Angesichte Gottes . . . und er rief alle Engel also: betet
Gottes des Herrn Ebenbild an, wie Gott der Herr es befohlen.
vertröstet auf die Befreiung nach sechs Zeitaltern PREUSCHEN S. 194; für
diese Periode von 6000 Jahren nimmt W. BoussET, Reh d. JM&niP S. 578
Anm. 2, direkte Beziehung zum Parsismus an. Im äthiop. Buch Klementin.
Schriften, Bericht DiLLMANNS S. 192, dauert die Herrschaft des Satan noch
20 Wochen). S. für die Aufnahme des Chirographum-Motivs in die kirchliche
Liturgie den Akathistoshymnus im Τρίώ$ων, Venedig 1687 p. 315. Von
dort ist es in die byzantinische Kunst gelangt, vgl. diaZerei
coTM Perge HiAos (Schäfer 1855) § 400 und H. BnocKnAus, Di'e AiMnsi G
de7i HiAosAL'sierTi S. 80 f.
**- Agl. F. WEBER, A/isynagoga/e poM'sU77ens7sc/7e TAeo/ogte S. 169.
^ Im Keim liegt der an die Erschaffung des Menschen anschließende
Rangordnungskonflikt auch in der Haggada vor, Pirke R. Elieser 13; als
Konkurrenz faßt schon der II. Henoch (31) Satans Antagonismus gegen
Adam auf.
 
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