Metadaten

Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0042
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
42

L. TROJE:

nistischen Fignren des Adam und Satan nur zwei verschiedene
Manifestationen desgleichenZeitwillens,der sich in doppelterForm
verrät, in Adam als Wunsch, in Satan als Bekenntnis. Adam ist
das Ideal, Satan die Wirklichkeit. Tiefer unfreiwilliger Selbster-
kenntnis verdankt dieser Vorläufer des Mephisto seine Ausgestal-
tung im Hellenismus.
Die zweite Absicht aber, welche die Legende mit den Kon-
flikten des Satan verbindet, ist ihr restlos gegiückt. Satans Feind-
schaft gegen Gott und den Menschen ist durch seine eigene Vor-
geschichte vorzüglich motWiert. Adam mitsamt seinem ganzen
Geschlecht wird schuldlos die Zielscheibe unv^ersöhnlicher Rach-
sucht. Und in der einstigen Stellung Satans als des obersten der
höchsten Engelsordnungi ist die Gefährlichkeit seiner Feindschaft
von vornherein gegeben. In der Tat ist er denn auch dem jetzt
jeder Weisheit baren Adam in jeder Beziehung überlegeiV. Und
in seinen immer neuen Anschlägen gegen das erste Menschenpaar,
dem Gott leider nur von Fall zu Fall und häufig auch nur mit
Trostanweisungen auf die Zukunft helfen kann, spinnt sich später
die christliche Adamlegende mit viel Phantasie und noch mehr

^ 8. für die Ordnungen und Stufen der Engel das Testament Adams,
RENAN p. 458sq., das äthiop. Buch Klementinischer Schriften, DiLLMANN
8. 219, in welchem Satan noch Sataniel heißt (sein ursprünglicher Name
nach II. Henoch 31,4; das E1 als Bezeichnung der Göttlichkeitwvurde ihm
bei seiner Verurteilung genommen), die slavische Erzählung bei JAGic S. 47
und das sehr ausführliche Hexaemeron, TRUMPP S. 18 (hier heißt Satan
his zu seinem Fall ,,der schöne EngeT').
^ Auch diese Meinung' aber, die im Grunde der alten dualistischen
Auffassung angepaßt ist, hat die Legende nicht einheitlich durchgeführt. Ge-
legentlich kreuzt dann wieder ein von der Vorstellung des -&εΐός κν&ρωπος
für Adam übernommener Zug die Allgemeinauffassung. So ist er Vita 10 der-
jenige, der im Gegensatz zu Eva (vgl. Rom. 3, 22) die Truggestalt des Teufels
sofort erkennt; er ist also im Besitz der ,,&άχρισί.ς -νευμάτων" (1. Kor.
12,10), was in der asketischen, neupythagoreischen und gnostischen Litera-
tur als weiteres Erkennungsmerkmal des Pneumatikers gilt; denn für den
hellenistischen Visionär ist es das schwerste Problem, wie die echte göttliche
Erscheinung vmn der täuschend nachgeahmten des Satan zu unterscheiden
sei. Auch im äthiop. Adambuch DiLLMANN S. 33 durchschaut Adam den
Betrug; dagegen läßt er sich S. 29, 49, 53 (vgl. auch 88) von der Truggestalt
betören; S. 28 traut er ihr zwar nicht, ist aber nicht sicher. Eine einheitliche
Haltung war in bezug auf ein solches Kriterium gerade bei Adam natürlich
schwer einzunehmen. A^gl. R. REiTZENSTEiN, Deg HiAauaslMg TFer/r 1914 S. 37
und Rz'st. Aion. 77z'st.. jLm^s. S. 193f.; s. auch S. 134 Anm. 3.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften