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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0054
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54

L. TnojE:

Als Träger so reicher Gnaden, als Mitwisser und Prophet der
göttlichen Heilsgeheimnisse, als erster Priester von Opfern heilig-
ster A^orbedeutung ist Adam somit aufs neue zu schwindelnder
Höhe emporgehohen, und ais er gestorben ist, beginnt nach dem
Vorbild der Martyrerehrungen mit seinem Leichnam ein Kult,
wie ihn nur die mit ägyptischem Totenwesen vertraute Phantasie
des Nillandes erfinden konnte. Sohn für Sohn tun die folgenden
Generationen den lebenslangen Dienst vor Adams ,,wohlbeschick-
tem", in der Sc.hatzhöhle\ die schon die Magiergaben barg, nieder-
gelegtem Körper, ,,denn jener Leib ist groß vor Gott; der im
Dienste bei ihm steht, ist Priester des höchstenGottes" (S. 102).
Dauernd brennt neben ihm die ewige Leuchte, und alle Geschlech-
ter kommen und segnen sich mit dem Körper Adams und weihen
sich damit (S. 83, 110, 113). An den Leib Adams war nämlich
noch ein heiliger Auftrag Gottes gebunden: auch ihn hatte Noah
mitzunehmen, um ihn vor der Sündflut zu bewahren, und erst
ein Nachkomme Noahs, der solcher Ehre allein würdige Priester
Melchisedek (s. Hebräerbrief 7) sollte ihn dann in der Ferne be-
statten, denn ,,der Ort, wo mein Körper niedergelegt wird, ist der
Mittelpunkt der Erde, und Amn dort wird Gott kommen und unser
ganzes Geschlecht erlösen", lautete nach Gottes Befehl das heilige
Vermächtnis. Adams an seinen Sohn Seth (S. 81), und ,,in das
Land, wohin wir gehen, wird das Wort Gottes herabkommen
und leiden und oben auf dem Platze wo mein Körper liegt,
gekreuzigt werden, so daß er meinen Scheitel mit seinem Blute
benetzen wird, und in jener Stunde wird meine Erlösung sehV,

^ Das typisch syrische Motiv der Schatzhöhle auf dem Gipfel des heiligen
Berges, nach welchem das syrische Adambuch seinen Namen hat, war nach
Eutychius (Annalen 18, 33, 37) außerordentlich verbreitet unter den Christen
des Orients (sogar auch unter den Mohammedanern, RENAN, Journal V p. 467).
Als eine Art gottgeweihtes Heiligtum ist diese Schatzhöhle gewissermaßen
der erste Reliquienkultort. Die Paradiesesgaben werden dort gehütet und
später die heiiigen Leichname der vorsündflutlichen Väter, sowie die Adam
und Seth zuteil gewordenen Offenbarungen Gottes, welche als ,,Testamente"
dort niedergelegt sind (s. d. Testament Adams, RENAN p. 457, und vgl. für
das an das Motiv der Schatzhöhle anknüpfende Legendenmaterial die Chro-
nik des Dionysius v. Telmahre, TuLLBERG, Upsala 1849).
^ DiLLMANN S. 114. Indem man hier der Beziehung Adams zum Mittel-
punkt der Erde eine andere Deutung gab, entwand man dem Judentum sein
Privilegium (s. ob. S. 28 Anm. 2). Nur als Kreuzigungsstätte Christi blicb fortab
Jerusalem, der Mittelpunkt der Erde, mit Adam und dem ewigen Heilsplan
 
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