AAAMundZÜH.
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die Legende sagen will, Adam ist in seinem Erdenlehen schließiich
bis zu dem Grade eines τέλεως, eines Vergotteten vorgedrungen.
Wie es bisher in der Adamsage die heidnische Vorstehung vom
Gotte Anthropos gewesen war, die der Sehnsucht des Menschen
nach Vergottung immer wieder in verschiedenster Form auf Adam
bezogen Gewähr leisten mußte, so stehen wir jetzt bei der letzten
christlichen Umgestaltung der Legende erstaunt nochmais vor einer
ursprüngiich heidnischen Lösung der imrner gleichen dringenden
Frage: wie kann der Alensch Göttlichkeit erlangen? Denn der
Pythagoreismus ist es, der schon vor der christlichen Askese darauf
antwortete mit der Aufstellung des erwerbbaren Ideals vom Αεΐος
&νΑρωπος. Orient und Griechentum haben aiso mit dem Mythus
vom Αεός civ-9-ρωπος und mit der Idealvorstellung des Αεΐος κν-9-ρωπος
die Vorbilder für den Adam der helienistischen Voiksauffassung
abgegeben, und mit diesen tief eingewurzelten allgemein hel-
lenistischen Vorstellungen hat sich der christliche Erlösungs-
gedanke bei aller kräftigen Betonung nur sehr äußerlich verbinden
können. Eine Gefahr für das Dogma mußte daher die sich ent-
wickelnde Kirche in der christlichen Redaktion der Sage fast ebenso
stark sehen wie in der hellenistischen. Seit dem 4. Jahrhundert
beginnt denn auch der AViderspruch der Khrchenväter durchzu-
dringen^, irn 5. wird zum wenigsten der hellenistischen durch die
kirchliche Zensur der Lebensfaden abgeschnitten (s. oben S. 12
Anm. 2), und so konnte auch ihre weitere Umgestaltung dem
kirchlichen Dogma eine Konkurrenz nicht mehr bedeuten. In den
Klöstern des Hinterlandes fand indes die verpönte Legende immer
noch eine Zuflucht; und was uns überhaupt von ihr erhalten ist,
verdanken wir dem Sammel- und Abschreibeeifer der mittelalter-
Iichen Mönche.
Kehrt man nun, im Besitz des literarischen Materials, zu dem
Ausgangspunkt, dem Bilde von E1 Bagauät zurück, so beginnt
jetzt erst die eigentümliche kunsthistorische Bedeutung zutage
zu treten, die diesern durch seine Beziehung zur Adamsage zu-
kommt. Aus der gesicherten Erkenntnis des Zusammenhanges
Feuerflamme, ,,dem höchsten Wunder, das der Pneumatiker erleben darf"
vg'l. besonders H. di. nnd H. Z. S. 56,6; 153, 214.
i Tatians Protest gegen die Rettung Adams war seinerzeit noch von
Irenäus übertönt worden. Irenäus Aaer. III 23,2—8, cf. W. BoussrT,
A^y/uos CArfsios S. 433.
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die Legende sagen will, Adam ist in seinem Erdenlehen schließiich
bis zu dem Grade eines τέλεως, eines Vergotteten vorgedrungen.
Wie es bisher in der Adamsage die heidnische Vorstehung vom
Gotte Anthropos gewesen war, die der Sehnsucht des Menschen
nach Vergottung immer wieder in verschiedenster Form auf Adam
bezogen Gewähr leisten mußte, so stehen wir jetzt bei der letzten
christlichen Umgestaltung der Legende erstaunt nochmais vor einer
ursprüngiich heidnischen Lösung der imrner gleichen dringenden
Frage: wie kann der Alensch Göttlichkeit erlangen? Denn der
Pythagoreismus ist es, der schon vor der christlichen Askese darauf
antwortete mit der Aufstellung des erwerbbaren Ideals vom Αεΐος
&νΑρωπος. Orient und Griechentum haben aiso mit dem Mythus
vom Αεός civ-9-ρωπος und mit der Idealvorstellung des Αεΐος κν-9-ρωπος
die Vorbilder für den Adam der helienistischen Voiksauffassung
abgegeben, und mit diesen tief eingewurzelten allgemein hel-
lenistischen Vorstellungen hat sich der christliche Erlösungs-
gedanke bei aller kräftigen Betonung nur sehr äußerlich verbinden
können. Eine Gefahr für das Dogma mußte daher die sich ent-
wickelnde Kirche in der christlichen Redaktion der Sage fast ebenso
stark sehen wie in der hellenistischen. Seit dem 4. Jahrhundert
beginnt denn auch der AViderspruch der Khrchenväter durchzu-
dringen^, irn 5. wird zum wenigsten der hellenistischen durch die
kirchliche Zensur der Lebensfaden abgeschnitten (s. oben S. 12
Anm. 2), und so konnte auch ihre weitere Umgestaltung dem
kirchlichen Dogma eine Konkurrenz nicht mehr bedeuten. In den
Klöstern des Hinterlandes fand indes die verpönte Legende immer
noch eine Zuflucht; und was uns überhaupt von ihr erhalten ist,
verdanken wir dem Sammel- und Abschreibeeifer der mittelalter-
Iichen Mönche.
Kehrt man nun, im Besitz des literarischen Materials, zu dem
Ausgangspunkt, dem Bilde von E1 Bagauät zurück, so beginnt
jetzt erst die eigentümliche kunsthistorische Bedeutung zutage
zu treten, die diesern durch seine Beziehung zur Adamsage zu-
kommt. Aus der gesicherten Erkenntnis des Zusammenhanges
Feuerflamme, ,,dem höchsten Wunder, das der Pneumatiker erleben darf"
vg'l. besonders H. di. nnd H. Z. S. 56,6; 153, 214.
i Tatians Protest gegen die Rettung Adams war seinerzeit noch von
Irenäus übertönt worden. Irenäus Aaer. III 23,2—8, cf. W. BoussrT,
A^y/uos CArfsios S. 433.