ΑΔΑΜ und ΧΩΗ.
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Kreaturen der ganzen Schöpfung, viel besser geeigneth Es scheint
vielmehr anders zu liegen. Man kann — aus gleich zu erörternden
Gründen — in E1 Bagauät wie in der sonstigen Gömeterialkunst
nicht.s anderes ais den Sündenfall haben darstellen wohen; man
wird den Typus genommen haben wie er als Vorlage vorhanden
war. Ich möchte freilich behaupten, man sah den Sündenfall
damals überhaupt nur mit den Augen der Legende; ein Gegensatz
war gar nicht vorhanden; auch dem traditionellen Typus galt im
Volke die Auffassung der Legende.
Unter dieser Voraussetzung nämlich findet zugleich mit dem
Einzelfall in E1 Bagauät auch die vielbehandelte und nirgends völlig
befriedigend beantwortete prinzipielle Frage nach der Bedeutung
der Sündenfalldarstellung in der altchristlichen Grabkunst^ ihre
ungezwungene Lösung.
Man hat sich nur zu vergegenwärtigen, daß die Gömeterial-
kunst mit ihren feststehenden Darstellungstypen an bestimmte
Leitmotive gebunden war. Maßgebend bei der Wahl ihrer Typen
war namentlich im Anfang der Gesichtspunkt gewesen, die neu-
bekehrten Heiden davon zu überzeugen, daß mit dem Gbristengott
kein anderer Gott der Welt in bezug auf Allmacht und Güte zu
vergleichen war. Was daher die frühe Cömeterialkunst an immer
wiederkehrenden Darstellungen bringt, das sind die gleichen alt-
und neutestamentlichen Beispiele, die Gott, resp. Ghristus als den
wundertätigen Erretter aus jeglicher Not kennzeichnen, wie sie
schon in den Formularen der Totengebete den Sterbenden und
Hinterbliebenen die Gewähr der göttlichen Fürsorge vermittelteiH,
Im Sinne derartiger Glorifikationsdarstellungen ist z. B. das frühe
Elfenbeindiptychon aus der Sammlung CARRAND (Abb. bei CrARUCci VI 451, 3)
gehalten: in paradiesischem Frieden sieht man Adam gelagert zwischen
17 zahmen und wilden Tieren. Um die Namengebung der Tiere kann es sich
nicht handeln, denn diese wird stets durch eine bestimmte, hier fehlende,
Geste Adams ausgedrückt, sondern nur um seine unbedingte Herrschaft über
die resp. den ,,Frieden mit" der Kreatur. Erst dadurch wird die Darstellung
verständlich ais Gegenstück zu der dazugehörigen Paulustafel (GARucci
452, 3), die nach Apostelg. 28, 3 die Episode vom Erlebnis des Apostels mit
der giftigen Natter schildert. Den Heiligen Gottes vermag kein Tier etwas
anzuhaben, das ist die bisher nicht klar erkannte Sinnverknüpfung der beiden
Tafeln (s. oben S. 30 Anm. 3).
^ S. besonders BREYMANN, ArA/w iT tier AMnsi cArt'siü'cAeM
Hüte/'Ui7?i.s 1893 S. 113ff.
^ S. LE BLANT, l?iM<ie SMr /es sarccpAages cU'eit'eMS Mnh^Mes e^e ^M GHe
cTH/'^es, Paris 1878.
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Kreaturen der ganzen Schöpfung, viel besser geeigneth Es scheint
vielmehr anders zu liegen. Man kann — aus gleich zu erörternden
Gründen — in E1 Bagauät wie in der sonstigen Gömeterialkunst
nicht.s anderes ais den Sündenfall haben darstellen wohen; man
wird den Typus genommen haben wie er als Vorlage vorhanden
war. Ich möchte freilich behaupten, man sah den Sündenfall
damals überhaupt nur mit den Augen der Legende; ein Gegensatz
war gar nicht vorhanden; auch dem traditionellen Typus galt im
Volke die Auffassung der Legende.
Unter dieser Voraussetzung nämlich findet zugleich mit dem
Einzelfall in E1 Bagauät auch die vielbehandelte und nirgends völlig
befriedigend beantwortete prinzipielle Frage nach der Bedeutung
der Sündenfalldarstellung in der altchristlichen Grabkunst^ ihre
ungezwungene Lösung.
Man hat sich nur zu vergegenwärtigen, daß die Gömeterial-
kunst mit ihren feststehenden Darstellungstypen an bestimmte
Leitmotive gebunden war. Maßgebend bei der Wahl ihrer Typen
war namentlich im Anfang der Gesichtspunkt gewesen, die neu-
bekehrten Heiden davon zu überzeugen, daß mit dem Gbristengott
kein anderer Gott der Welt in bezug auf Allmacht und Güte zu
vergleichen war. Was daher die frühe Cömeterialkunst an immer
wiederkehrenden Darstellungen bringt, das sind die gleichen alt-
und neutestamentlichen Beispiele, die Gott, resp. Ghristus als den
wundertätigen Erretter aus jeglicher Not kennzeichnen, wie sie
schon in den Formularen der Totengebete den Sterbenden und
Hinterbliebenen die Gewähr der göttlichen Fürsorge vermittelteiH,
Im Sinne derartiger Glorifikationsdarstellungen ist z. B. das frühe
Elfenbeindiptychon aus der Sammlung CARRAND (Abb. bei CrARUCci VI 451, 3)
gehalten: in paradiesischem Frieden sieht man Adam gelagert zwischen
17 zahmen und wilden Tieren. Um die Namengebung der Tiere kann es sich
nicht handeln, denn diese wird stets durch eine bestimmte, hier fehlende,
Geste Adams ausgedrückt, sondern nur um seine unbedingte Herrschaft über
die resp. den ,,Frieden mit" der Kreatur. Erst dadurch wird die Darstellung
verständlich ais Gegenstück zu der dazugehörigen Paulustafel (GARucci
452, 3), die nach Apostelg. 28, 3 die Episode vom Erlebnis des Apostels mit
der giftigen Natter schildert. Den Heiligen Gottes vermag kein Tier etwas
anzuhaben, das ist die bisher nicht klar erkannte Sinnverknüpfung der beiden
Tafeln (s. oben S. 30 Anm. 3).
^ S. besonders BREYMANN, ArA/w iT tier AMnsi cArt'siü'cAeM
Hüte/'Ui7?i.s 1893 S. 113ff.
^ S. LE BLANT, l?iM<ie SMr /es sarccpAages cU'eit'eMS Mnh^Mes e^e ^M GHe
cTH/'^es, Paris 1878.