Metadaten

Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0065
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ΛΔΑΜ und ΖΩΗ.

65

heißung: ,,wie ihr dies Opfer gemacht, so werde ich mein Fieisch
zurichten . . . ^ (s. oben S. 53). Die Legende fährt dann nämlich fort:
,,und Gott schickte Feuer aus der Lichtwelt auf das Opfer Adams. .
und es war der heilige Geist, der auf das Opfer herabkam. Und
Gott befahl seinem Engel, er sohe eine Feuerzange nehmen und
damit die Opfer fassen und dem Adam und der Eva darreichen. . .
und die Seelen des Adam und der Eva wurden heh und kiar und
ihre Herzen voh von Freude, Jubel und Lob Gottes. Und Gott
sagte zu Adam: dies soh euch eine Gewohnheit sein, daß ihr es
begehet, wenn über euch Trübsal und Trauer kommt. . . ."h Es
handelt sich also um nichts geringeres als um die symbolische
h^orwegnahme der Eucharistieeinsetzung! Der Engel mit der
Feuerzange^ wird in der bildfichen Darstehung ausgeschaltet, Gott
seiber, und zwar nach der modalistischen Anschauung des zweiten
Jahrhunderts als Gott-Christus^, schenkt hier der Menschheit in den
i Äthiopisches Adambuch, DiLLMANN S. 61. — Durch dieBeziehung der
Adamlegende zur Zuweisung wäre zugleich ein Anhaltspunkt gegeben für die
Zeit, in welcher die Adam-Christus-Symbolik in dieser Ausbildung bereits
vorhanden gewesen sein muß; denn die Szene der Zuweisung taucht auf den
Sarkophagen vom 4. Jahrhundert an auf, vgl. KAUFMANN, 77o^^0Mch § 126.
^ Auch bei Ephraim (ZiNGERLE I 1880 S. 75) findet sich diese aus Jes.
6, 6 stammende Vorstellung. Erklärend bemerkt das Actgas; (ed.
BEzoLD S. 38, s. auch Anm. 6): ,,die Seraphe, die ausFeuer geschaffen sind,
können die Geheimnisse (!) nur mit Zangen fassen", während ,,denPriestern
die Geheimnisse gegeben sind, daß sie die Sonne der Gerechtigkeit (die Hostie)
(mit Händen) fassen" dürfen.
3 Fast durchweg findet sich in der koptischen Literatur diese eigentüm-
liche Gleichsetzung des A^aters und des Sohnes (s. Noets Präzisierung der
Auffassung bei W. BoussET, Ayrfos Chri'sios S. 320 Anm. 2. Χριστός ήν h-εός
κκί έπκσχεν ήμκς οώτός ων πκτηρ). Christus ist eine Erscheinungsform
des Vaters; als Wort Gottes, als der präexistente Logos hat er im Anfang
die Schöpfung vollführt (s. Ev. Joh. 1,1—3; Hebr. 1, 2 u. 10; Röm. 11, 36
und das Symbolum von Nicäa, Jesum Christum, filium deum, unigenitum. . .
per quem omnia facta sunt; vgl. dazu die zahllosen mittelalterlichen Genesis-
miniaturen und -skulpturen, welche den Schöpfergott jugendlich mit dem
Kreuznimbus darstellen, allein inChartres 13mal!). Ais Wort und Wille Gottes
hat er die Menschheit erlöst. — Bis zur empfindlichen Kollision der ganz
verschiedensphärigen Begriffe hält namentlich das äthiopische Adambuch
diese Gleichsetzungen fest, wenn Gott Adam tröstet ,,ich werde am Ende der
Tage und Jahre mein Wort senden, dasselbe das dich geschaffen hat, und
das du übertreten hast; dasselbe wird dich auch erlösen", DiLLMANN S. 14.
[Man beachte, daß um dieser Identifizierung ^villen die frühere Auffassung,
nach welcher gerade Adam nicht durch das Wort, sondern durch Gottes
Hände geschaffen ist, aufgegeben werden mußte, und vergleiche als
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften