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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0077
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AAAMundZQH.

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Quelle das Tier Krokodil benennen (slavisches Adambuch, jAGic
S. 50).
In Rede und Antwort zwischen Eva und dem Ungetüm er-
kannten wir die Bezugnahme auf das Herrschaftsverhältnis zu den
Tieren (s. oben S. 30 Anm. 3); in dem Überfall des Ungetüms selbst
aber spukt die alte ägyptische Sage von Horus und Seth, nach
welcher Horus im Kampfe mit Seth, dem bösen Erbfeind seines
Vaters Osiris, diesen rächt, selber aber ein Auge verliert. In man-
nigfacher Umdeutung und Verbindung mit fremdem Sagenstoff
spielt dieser Mythus in hellenistischer Zeit wieder eine große Rolleh
Dabei war Seth in Verbindung mit dem griechischen Giganten
Typhon zum mächtigen verderbenbringenden Gotte Seth-Typhon
geworden, oder auch zum ihn verkörpernden Krokodil, zur Schlange,
zum Drachen, zum feindlichen gewaltigen Tier, das die Seelen der
Verstorbenen verfolgt auf dem Wege zum Jenseitsü So auf dem
Wege zum Paradiese auf der Lauer liegend, stellt sich. das unter-
weltlich dämonische Tieiy alias Seth, als ein der Zeit geläufiges
Motiv in der Adamlegende ein, als Seth und Eva zum Paradiese
wandern, findet hier aber in dem Sohne Adams — die Namen
Seth platzen zwar verwirrend aufeinander — seinen alten über-
legenen göttlichen Besieger. (Selbst die Verwundung konnte in
allgemeiner Form beibehaiten werden auf Grund von Gen. 3, 15.)
Denn nach der gnostischen Lehre der Sethianer fiel Seth, der Sohn
Adams, mitChristus zusammeiD, und unter derVoraussetzung, daß
i Vgl. die häufigen Darsteilungen des kämpfenden Horus aus dieser
Zeit (z. B. BerlinerMuseum, Ägypt. Abteilung Nr. 9685 und 17 549), nament-
lich als Kämpfer zu Roß (Louvre, steinernes Horusrelief, s. auch W. WEBER,
Ägypi.-griecA. TerraAoMcM II S. 67 Anm. 139 Abb. 38 und I, Taf. VII 82),
dessen Typus wahrscheinlich auf den kämpfenden Alexander zu. Pferde zurück-
geht (Alexandersark. vonLeyden; Alexandermosaik aus derCasa delFauno,
Pompeji, Abb. b. SEEMANN, AM/MigescA. zA RiMern. I 65 und 94; vgl. auch
das Relieffragment des Ptolomäus Euergetes, Abb. b. MASPERO, Ägypp
Au/zsi S. 262), wie anderseits von ihm wieder die zahlreichen berittenen
St. Michaei und St. Georg und die übrigen koptischen Reiterheiiigen abhängen.
s ,,SteIlt sich dir entgegen das Ungeheuer des typhonischen Seth",
Dariushymnus am Tempel zu Hib, H. BRUGSCH S. 28, vgl. ferner Plutarch
de 7sMe ei OshMe 49 und die Ratschläge für Beschwörungen auf Amuletten
im Pap. mag. Harris Bl. VI ,,Weiche, Krokodil, Sohn des Seth" usw.
3 R. WüNSCH, .yeiAM/n'scAe FerFMcAM.ngsiVeüz. S. 110; die Folgerung'
lautete: Ghristus = des Menschen Sohn; der Mensch = Adam; Adams Sohn
(Seth) = Christus. Der künstlichen Formel wird indessen eine Tradition
zugrunde liegen, nach welcher der gleiche Urprophet sich sowohl in Seth als
in Christus verkörpert hat; s. Epiphan. Aacr. 39, 3.
 
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