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L. TROJE:
bei\ so bringt die ägyptische die Vorstellung von der vergöttlichenden
kultischen Salbung mitF Schon im II. Henoch sind beide zusam-
mengeflossen (s.obenS.83 Anm. 6). Für die Herausstellung dieses
ägvptischen Einschlages in der hellenistischen Anschauung würde
also die Apokalypse. Moses ein wichtiges Dokument bedeuten.
^ Die Kirche scheint später Miihe gehabt zu haben, diesen heidnisch
magischen Vorstellungen, die sich so hartnächig an die vom alttestament-
iichen Paradiesesbaum hingen, eine einwandfreie christliche Prägung zu
geben. Hierher gehört eine merkwürdige Zeremonie, die zu Reliquienzwecken
an den jetzt in Monza befindiichen Ölampullen in Jerusalem vorgenommen
wurde. Nach demBericht des Antoninus Placentius (Corp. scri'pi. ecchJao
XXXIX ihnc/'uTAeroso/ymhu^ct p.172) brachte man dieseFIäschchen, nach-
clem sie mit wunderkräftigem Öi gefüllt waren, feierlich mit dem heiiigen
Kreuz in Berührung, vorgeblich, damit dieses ihnen das ÖI spende, versah
sie dann mit der Inschrift ,,Ö1 vom Holze des Lebens von den heiligen
Orten Christi" und schob auf diese Weise dem alten hellenistischen ,,Ö1 vom
Lebensbaum" (auch dieser wird stets ξύλον της ζωης genannt, schon Septua-
ginta Gen. 2, 9, doch verwendet bereits Deut. 21, 23 ξύλον für Galgen)
die Beziehung auf das Kreuz Christi als Erklärung seiner Wunderkräftigkeit
und seines Namens unter. (Die Wunderkräftigkeit des Ols auf Grund seiner
Herkunft aus den Kirchenlampen scheint übrigens gleichfalls eine Umdeu-
tung aus gleichen Motiven.) — Vermutlich hat die Identifizierung des heiligen
Kreuzes mit dem Paradiesesbaum, die später zu der Legende vom Kreuzholz
führte, in dieser Polemik gegen das heidnische Wunderöl ihren Ausgangs-
punkt; \^gl. das Gebet in den Thomasakten 157 ,,es komme deine sieghafte
Kraft, Jesus, und lasse sich auf dieses Ö1 nieder, wie sie sich damals auf das
ihm verwandte Holz niederließ", und zu der Polemik das Taufbuch der äthiop.
Kirche(ed. TRUMPP, der Anyer. Jer IFUc., philos.-philol. Kl. XV
1878) ,,Herr unser Gott, sende die Kraft des heiligen Geistes über dieses Öl,
damit es rein werde, das widerstehe jeder Verkehrtheit und jeder Bezauberung
und jedem Götzendienst und jeder schlechten Tat. ..."
3 Ilier sei noch an das Wunderöl der Isis erinnert, das diese in dem
Wundzauber des großen demotischen Zauberpapyrus London und Leyden
p. 129 bespricht, und das R. REiTZENSTBiN mehrfach in Zusammenhang
mit Diodor 1,25 gebracht hat (HrcAA /Ü7- Rehki'o77$Hu's$. A'IIJ904 8.402;
ReKeTÜshscAe IKM7uie7'e7'3h77ZM77ge7: 1906 8. 105 und 113ff.; TTeMeTu'sFscAe
AiysieThe^iT-ekgi'o^ieT: 1910 8. 206), wonach Isis mit dem von ihr gefundenen
Mittel der Unsterblichkeit (φ&ρμακον της ά-&ίχνο:σί(χς) ihren Sohn Horus nicht
nur wieder zum Leben erweckt, sondern ihn wirklich der Unsterblichkeit
teilhaftig gemacht habe. Auch hier hat, wie in der Apokalypse Moses das ÖI
eine doppelte Wunderkraft; es vermittelt Gesundheit und Unsterblichkeit
wie der eranische Haomasaft. Auch hier liegt es nahe, an die doppelte A^er-
wendung des Öls in dei' Medizin und im Bestattungswesen Ägyptens — zu-
mal dieselbe in den nämlichen Händen liegen konnte — zu denken, und auch
hier setzt der Wundzauber die Salbung als Anwendungsform voraus.
L. TROJE:
bei\ so bringt die ägyptische die Vorstellung von der vergöttlichenden
kultischen Salbung mitF Schon im II. Henoch sind beide zusam-
mengeflossen (s.obenS.83 Anm. 6). Für die Herausstellung dieses
ägvptischen Einschlages in der hellenistischen Anschauung würde
also die Apokalypse. Moses ein wichtiges Dokument bedeuten.
^ Die Kirche scheint später Miihe gehabt zu haben, diesen heidnisch
magischen Vorstellungen, die sich so hartnächig an die vom alttestament-
iichen Paradiesesbaum hingen, eine einwandfreie christliche Prägung zu
geben. Hierher gehört eine merkwürdige Zeremonie, die zu Reliquienzwecken
an den jetzt in Monza befindiichen Ölampullen in Jerusalem vorgenommen
wurde. Nach demBericht des Antoninus Placentius (Corp. scri'pi. ecchJao
XXXIX ihnc/'uTAeroso/ymhu^ct p.172) brachte man dieseFIäschchen, nach-
clem sie mit wunderkräftigem Öi gefüllt waren, feierlich mit dem heiiigen
Kreuz in Berührung, vorgeblich, damit dieses ihnen das ÖI spende, versah
sie dann mit der Inschrift ,,Ö1 vom Holze des Lebens von den heiligen
Orten Christi" und schob auf diese Weise dem alten hellenistischen ,,Ö1 vom
Lebensbaum" (auch dieser wird stets ξύλον της ζωης genannt, schon Septua-
ginta Gen. 2, 9, doch verwendet bereits Deut. 21, 23 ξύλον für Galgen)
die Beziehung auf das Kreuz Christi als Erklärung seiner Wunderkräftigkeit
und seines Namens unter. (Die Wunderkräftigkeit des Ols auf Grund seiner
Herkunft aus den Kirchenlampen scheint übrigens gleichfalls eine Umdeu-
tung aus gleichen Motiven.) — Vermutlich hat die Identifizierung des heiligen
Kreuzes mit dem Paradiesesbaum, die später zu der Legende vom Kreuzholz
führte, in dieser Polemik gegen das heidnische Wunderöl ihren Ausgangs-
punkt; \^gl. das Gebet in den Thomasakten 157 ,,es komme deine sieghafte
Kraft, Jesus, und lasse sich auf dieses Ö1 nieder, wie sie sich damals auf das
ihm verwandte Holz niederließ", und zu der Polemik das Taufbuch der äthiop.
Kirche(ed. TRUMPP, der Anyer. Jer IFUc., philos.-philol. Kl. XV
1878) ,,Herr unser Gott, sende die Kraft des heiligen Geistes über dieses Öl,
damit es rein werde, das widerstehe jeder Verkehrtheit und jeder Bezauberung
und jedem Götzendienst und jeder schlechten Tat. ..."
3 Ilier sei noch an das Wunderöl der Isis erinnert, das diese in dem
Wundzauber des großen demotischen Zauberpapyrus London und Leyden
p. 129 bespricht, und das R. REiTZENSTBiN mehrfach in Zusammenhang
mit Diodor 1,25 gebracht hat (HrcAA /Ü7- Rehki'o77$Hu's$. A'IIJ904 8.402;
ReKeTÜshscAe IKM7uie7'e7'3h77ZM77ge7: 1906 8. 105 und 113ff.; TTeMeTu'sFscAe
AiysieThe^iT-ekgi'o^ieT: 1910 8. 206), wonach Isis mit dem von ihr gefundenen
Mittel der Unsterblichkeit (φ&ρμακον της ά-&ίχνο:σί(χς) ihren Sohn Horus nicht
nur wieder zum Leben erweckt, sondern ihn wirklich der Unsterblichkeit
teilhaftig gemacht habe. Auch hier hat, wie in der Apokalypse Moses das ÖI
eine doppelte Wunderkraft; es vermittelt Gesundheit und Unsterblichkeit
wie der eranische Haomasaft. Auch hier liegt es nahe, an die doppelte A^er-
wendung des Öls in dei' Medizin und im Bestattungswesen Ägyptens — zu-
mal dieselbe in den nämlichen Händen liegen konnte — zu denken, und auch
hier setzt der Wundzauber die Salbung als Anwendungsform voraus.