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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0088
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88

L. TROJE:

Adambuch setzt später für das Ö1 unmißverständhch ,,Wasser
des Lebens" (DiLLMANN S. 38), das ebenfahs als magisches Mittel
der Unsterblichkeit aufzufassen ist. Auch mit der Erlösungsver-
heißung der christlichen Legendentendenz sogar vertrugen sich
solche Mittel. Der Magie gegenüber war im Hehenismus jede Lehre
porös.
Die Reihe der Beispiele wäre leicht noch zu verlängern, aber
sie genügt für den vorliegenden Zweck. An der Tatsache ist nicht
zu zweifeln, daß Mythe, Märchen, Totenbuchtexte, Magie und
Aberglauben der Adamlegende ägyptisches Vorstehungsgut in be-
trächtlichem Maße vermittelt haben; und an dem letzten Beispiel
iieß sich auch der Weg der Vermittlung — in diesem Fafle über
das hehenistische Judentum der alexandrinischen Sphäre —
übersehen. Die Vermutung, daß der ägyptische Begriff ,,Leben"
in irgend einer hehenistischen Legierung mit der Benennung
Evas in E1 Bagauät zusammenhängt, gewinnt also an Wahrschein-
lichkeit.
Denn wenn man das Ergebnis verallgemeinern darf, das dieser
kurze Überblick über das Schicksal einer Legende im Hellenismus
eintrug, so war auch außerhalb der volkstümlichen Sage die christ-
liche Religion bei ihrem Vordringen auf hellenistischem Boden
darauf angewiesen, sich die im Volke vorhandenen, ihm wertvollen
Vorstellungen zu assimilieren und dienstbar zu machen, wie und
wo immer sie ihr entgegentraten: als alter Mythen-, Kult- und
Zauberglaube oder als neue hellenistische Lehre in ihren mannig-
faltigen Formen. Soweit aber das übernommene fremde Gedanken-
gut noch lebendige Wirkungskraft besaß, begann es seinerseits in
dieser neuen Verbindung die christliche Lehre zu beeinflussen und
sie vielfach zur Abwandlung und Umbiegung ihrer ursprünglichen
AJeinung zu nötigen.
Dieser Assimilierungs- und Zersetzungsprozeß, den die Kirche
in ihren Zentren freilich schon früh mit Aufbietung aller Kräfte
zu hemmen suchte, der aber trotzdem in zunehmendem Maße
die ganze religiöse Literatur der Zeit durchzieht, scheint auch viel-
fach in jener Gedankenwelt am Werk gewesen zu sein, die den
primitiven Malereien in E1 Bagauät fern im Hinterlande Ägyptens
zugrunde liegt.
Unter dieser Voraussetzung, und wenn man sich nicht scheut,
die Ζωή-Benennung Evas der gedanklichen Herkunftssphäre
 
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