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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0089
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ΑΔΑΜ und ΧΩΗ.

89

nach νοη dem durch die Adamlegende gegebenen Inhalt zu tren-
nen und auch fremdes A^orstellungsgebiet dafür in Betracht zu
ziehen, sofern nur nahe Beziehungen zu dieser Sage vorliegen,
läßt sich in der Tat eine Erklärung dafür vorschlagen.

Unter den hellenistischen Glaubenslehren, die in den ersten
Jahrhunderten n. Chr. bedeutsam hervortreten, gibt es eine, die
erstens nachweislich einen starken Einfluß auf das Judentum und
Christentum ausgeübt- hat; die zweitens einen ähnlichen Prozeß
hinter sich hatte, wie der, in dem das Christentum damals be-
griffen war; auch eine Mischung fremdester Elemente darstellte,
eine Mischung, in der neben persischer Spekulation und griechischer
Philosophie das national Agyptische geradezu den Hauptfaktor
bildete; die drittens in ihrem Schöpfungsmythus eine ausführliche
Ausgestaltung der Anthropossage bietet, also eine ähnliche Tendenz
verfolgt wie die Adamlegende, und in der viertens ganz im beson-
deren der Begriff ,,Leben" eine frappierend hervorragende Rolle
spielt. Es ist dies — der Religionsgeschichtler verzeihe die um-
ständliche Einführung — die Religion cler ,,hermetischen" Ge-
meinden, deren wichtigste Schriften R. REiTZENSTEiN lieraus-
gegeben und dem Verständnis erschlossen haV, die Religion des
Hermes Thot, des Agathodaimon, des Poimandres oder schlecht-
hin des Nus. Für unser Thema komrnt im wesentlichen nur eine
Stelle aus ihrem Schöpfungsmythus in Betracht.
,,Der mannweibliche Gott Nus, bestehend aus Leben und
Lich+ (ζοιή χκί φώς ύπ&ρχων) entband äus siclr einen anderen
Nus, den Demiurgen; dieser erschuf als Gott des Feuers und des
Geistes die sieben Lenker der Himmelssphären, welche in Kreisen
die sichtbare AVelt umgeben, und ihre Verwaltung wird das Schick-
sal genannt....
Der Allvater Nus, der Leben ist und Licht (ών ζωη χοίΐ φώς),
entband aus sich den Menschen, ihm selber gleich und gewann
ihn lieb als sein eigenes Iiind. Denn er war wunderschön, da er
das Ebenbild des Vaters trug . . Und er überantwortete ihm alies
Erschaffene. Da er (der Mensch) nun aber die Schöpfung des
Demiurgen im Vater erkannte, wollte auch er erschaffen und erhieit
Zäe/'aiMr. Leipzig 1904.
 
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