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L. TROJE:
Hintergrunde zu stehen scheint, wiederum aherdings mehr als
gemeinsame Anschauungsform spürbar als auf ein bestimmtes
System festlegbarh
Alles in allem beschränkt sich der Ausdruck rein christlichen
Glaubens in der ägyptischen Nekropole auf die Darstehung der
^ Bezeichnend dafür scheint mir der merkwürdige Zug der sieben Ker-
zen (oder Ständerlampen, vgl. KAUFMANN, S. 609 Fig. 245, 1) und
hängende Lampen (oder Ölgefäße) tragenden Jungfrauen, die auf eine Tempel-
fassade — nicht das himmlische Jerusalem — zuschreiten (Abb. bei DE
BOCK pl. IX und KAUFMANN, S. 364). Sowohl K. M. KAUFMANN
als O. WuLFF (S. 97) halten diese sieben Jungfrauen für die klugen Jungfrauen
des Evangeliums —, trotzdem aus dem Bilde nicht klar zu ersehen ist, daß sie
neben den LampenÖlgefäße tragen (wie die klugen Jungfrauen im Cubiculum III
des Coemeterium maius; an den hängenden Gefäßen in E1 Bagauät vermißt man
durchweg den für die Ampullenform charakteristischen Zusammenschiuß der
Henkel am Flaschenhals, auch überwiegt die unsymmetrische Form, die die
Lampe von der Ampulle unterscheidet. Die Verwechslungsmöglichkeit könnte
sich daraus erklären, daß es sich um die frühe koptische Lampenform ,,mit
rundem Diskus" oder ,,kugelig gewölbter Gestalt" [0. WuLFF, Pesc/ir. &
<f. cDüsib KpocAezi^ 1909 III S. 243] handelnkann) —, trotzdem der
Bräutigam fehlt (den in S. Cyriaca die fünf Fackeln tragenden Jung-
frauen umgeben)—, trotzdem die christlicheParabel als einzige neutestament-
liche Szene stark aus dem gedanklichen Zusammenhang des Kuppelschmuckes
herausfallen würde '—-, und trotzdem ihrer sieben sind statt fünf! —- Nun
ist daran zu erinnern, daß in der Gnosis mehrfach sieben zu Licht oder Lampen
oder zur himmlischen Hochzeit in Beziehung gesetzte Jungfrauen vorkommen,
so die sieben der Lebenstaufe vorgesetzten Lichtjungfrauen (2. ,,Buch Jeü", ed.
ScHMiDT, Codex Brucianus S. 200; auch die Pistis Sophia, ed. ScHWARTZE-
PETERMANN p. 183 und 194 kennt sieben Lichtjungfrauen), die sieben Braut-
führerinnen im Hochzeitslied der Thomasakten (c. 7, nach Lipsius, HpoAr.
HposiefgescA. I S. 238 sind es ,,die Genossinnen der Archonten", wodurch
sie den in der ägyptischen ,,Mithrasliturgie", DiETERicH S. 12 und 69ff. vor-
kommenden sieben Jungfrauen mit ausgesprochen astralem Charakter sehr
nahekämen)—, undschließlich auch die sieben Lampen tragenden Jungfrauen
der Montanisten (Epiph. Aater. 49, 2; BoNWETSCH, GescA. if. Afouiuuieiz^Me
S. 166). — Vermutlich handelt es sich um einen durch die sieben ägyptischen
Schicksalsgöttinnen, die Hathoren, als Grundform festgelegten und dann ins
Astrale umgedeuteten Typus, der in einem apokryphen Legendenkreise oder
einer gnostischen Lehre die in E1 Bagauät vertretene Gestaltung angenommen
hat, möglicherweise in Beziehung zu einer häretischen Form der Tauf- und
Epiphaniefeier. — Ob die von LiELL (S. 149) vertretene
kirchliche Deutung der klugen Jungfrauen in der Sepulkralkunst hier in
Betracht kommen kann, scheint mir schon darum fraglich, weil die angezoge-
nen Stellen später sind als die Malereien in E1 Bagauät und eine ent-
wickeltere Stufe des Christentums voraussetzen als hier angenommen
werden kann.
L. TROJE:
Hintergrunde zu stehen scheint, wiederum aherdings mehr als
gemeinsame Anschauungsform spürbar als auf ein bestimmtes
System festlegbarh
Alles in allem beschränkt sich der Ausdruck rein christlichen
Glaubens in der ägyptischen Nekropole auf die Darstehung der
^ Bezeichnend dafür scheint mir der merkwürdige Zug der sieben Ker-
zen (oder Ständerlampen, vgl. KAUFMANN, S. 609 Fig. 245, 1) und
hängende Lampen (oder Ölgefäße) tragenden Jungfrauen, die auf eine Tempel-
fassade — nicht das himmlische Jerusalem — zuschreiten (Abb. bei DE
BOCK pl. IX und KAUFMANN, S. 364). Sowohl K. M. KAUFMANN
als O. WuLFF (S. 97) halten diese sieben Jungfrauen für die klugen Jungfrauen
des Evangeliums —, trotzdem aus dem Bilde nicht klar zu ersehen ist, daß sie
neben den LampenÖlgefäße tragen (wie die klugen Jungfrauen im Cubiculum III
des Coemeterium maius; an den hängenden Gefäßen in E1 Bagauät vermißt man
durchweg den für die Ampullenform charakteristischen Zusammenschiuß der
Henkel am Flaschenhals, auch überwiegt die unsymmetrische Form, die die
Lampe von der Ampulle unterscheidet. Die Verwechslungsmöglichkeit könnte
sich daraus erklären, daß es sich um die frühe koptische Lampenform ,,mit
rundem Diskus" oder ,,kugelig gewölbter Gestalt" [0. WuLFF, Pesc/ir. &
<f. cDüsib KpocAezi^ 1909 III S. 243] handelnkann) —, trotzdem der
Bräutigam fehlt (den in S. Cyriaca die fünf Fackeln tragenden Jung-
frauen umgeben)—, trotzdem die christlicheParabel als einzige neutestament-
liche Szene stark aus dem gedanklichen Zusammenhang des Kuppelschmuckes
herausfallen würde '—-, und trotzdem ihrer sieben sind statt fünf! —- Nun
ist daran zu erinnern, daß in der Gnosis mehrfach sieben zu Licht oder Lampen
oder zur himmlischen Hochzeit in Beziehung gesetzte Jungfrauen vorkommen,
so die sieben der Lebenstaufe vorgesetzten Lichtjungfrauen (2. ,,Buch Jeü", ed.
ScHMiDT, Codex Brucianus S. 200; auch die Pistis Sophia, ed. ScHWARTZE-
PETERMANN p. 183 und 194 kennt sieben Lichtjungfrauen), die sieben Braut-
führerinnen im Hochzeitslied der Thomasakten (c. 7, nach Lipsius, HpoAr.
HposiefgescA. I S. 238 sind es ,,die Genossinnen der Archonten", wodurch
sie den in der ägyptischen ,,Mithrasliturgie", DiETERicH S. 12 und 69ff. vor-
kommenden sieben Jungfrauen mit ausgesprochen astralem Charakter sehr
nahekämen)—, undschließlich auch die sieben Lampen tragenden Jungfrauen
der Montanisten (Epiph. Aater. 49, 2; BoNWETSCH, GescA. if. Afouiuuieiz^Me
S. 166). — Vermutlich handelt es sich um einen durch die sieben ägyptischen
Schicksalsgöttinnen, die Hathoren, als Grundform festgelegten und dann ins
Astrale umgedeuteten Typus, der in einem apokryphen Legendenkreise oder
einer gnostischen Lehre die in E1 Bagauät vertretene Gestaltung angenommen
hat, möglicherweise in Beziehung zu einer häretischen Form der Tauf- und
Epiphaniefeier. — Ob die von LiELL (S. 149) vertretene
kirchliche Deutung der klugen Jungfrauen in der Sepulkralkunst hier in
Betracht kommen kann, scheint mir schon darum fraglich, weil die angezoge-
nen Stellen später sind als die Malereien in E1 Bagauät und eine ent-
wickeltere Stufe des Christentums voraussetzen als hier angenommen
werden kann.