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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0106
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106

L. TROJE:

selben Maße wie das Christentum nach der Verstaatlichung an
Bekennerzahl zunahm, mußte es an Qualität verlieren, und ungleich
schwerer noch als der äußere Kampf gegen das herrschende Heiden-
tum war der jetzt beginnende innere gegen das besiegte, gegen
das Christentum, das innerhch Heidentum geblieben war, mochte
es griechisches oder ägyptisches oder orientahsches sein, oder
ahes zugleich — hehenistischer Synkretismus.
Was die christliche Religion an äußeren festen Formen besaß:
Liturgie, Gebete, Kult und ebenso einen bestimmten Typenscbatz
der Cömeterialkunst, das war verhältnismäßig leicht überah ein-
zuführen, aber erfüllt und beseelt mit christlichem Geist darf man
sich diese Formen gerade im 4. Jahrhundert nicht denken, und
am wenigsten vieheicht im Hinterlande Agyptens, — man darf nicht
vergessen, daß auf der religiös uralten Erde Agvptens das Christen-
tum nur einen neuen späten Humus darsteht.
So schnell war die innerste Natur und die Jahrtausende alte
Tradition der Agypter nicht auszurotten. Wohl bauten sie jetzt
— schon der Außenanblick von Ei Bagauät trägt genau den gleichen
Stempel jener verworrenen und doch so anziehenden Zeit —
ihren Toten Grabmausoleen in den üblichen Formen der christ-
lichen Kunst hehenistischer Zeit, Bauten mit flachen Kuppeln,
auf quadratischem, oktagonalem oder kreisförmigemGrundriß,und
schmückten ahe Fassaden mit den fremden weichen Zierformen
hehenistischer Säulennischen und Säulenarkaden; aber dem
ägyptischen Baumeister wuchsen die Wandflächen unter den Hän-
den sich in Verjüngung entgegen, wie das Nihand es aus zunächst
technischen Gründen nicht anders kannte. So wurden die flachen
Scheinpilaster gezwungen, entgegen dem Prinzip aher lasttragenden
Formen, die Neigung der zu schmückenden Wandfläche mitzu-
machen und sich mit Lisenen-Charakter zu begnügen, und so ge-
iangten die schönen Torrundhogen der Fassaden in der ungewohn-
ten trapezförmigen Umrahmung zu einer Wirkung, wie sie etwa
von den Ptolemäerstatuen ausgeht mit ihren klassisch griechischen
Zügen in den Pharaonenhauben und in ägyptischer Frontalstarre^.
Hier und da stößt man auch noch auf eine echt ägypt.ische Hohl-
kehle, wie denn auch ägyptisch einbalsamierte Mumien unter den

i 8. AlexanderlY. Aigos, Abb. bei ÜAPART, /'ari! pi. 96; auch
bei MASPERO, CescALAie c?e/' Aungi in Ägypiieu, deutsch xon RuscH, Abb. 480
 
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