Drei merkwürdige künstlerische Anregungen bei Runge, Manet, Goya.
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die nicht organisch mit dem Stamm zusammengehören, sind durch
dünne Stricke, die von den Stützen der Kanzeltreppe herüber-
gebunden sind, in zweimaliger Einschnürung wieder an den Stamm
herangebogen, so daß sich in den beiden unteren Abteiiungen,
zwischen Stamm, Stengeln und Blättern, Nischen und Hohlräume
öffnen. Zwischen diesem Gitterwerk bewegen sich mit ausgestreck-
ten Armen geflügelte Engelkinder. Dieses Ornament hat Runge
rationalisiert oder naturafi-
siert, indem er den Aufbau
einer Lilie mit Blume, Bfatt,
Zwiebef und Wurzef gab; die
Wurzelfasern hat er käfig-
artig zusammengebogen und
flügellose Ivindergenien hin-
eingesetzt, die ihre Arme vor-
strecken. DasistalsodasFrei-
berger Alotiv.
Wir sagten schon, es
tauche nur in der gemalten
Skizze auf, die nach Runges
eigenem Zeugnis im Sommer
1808 entstanden ist (Hinter-
lassene Schriften, I 173).
Doch sind diesem Gemälde
aflerhand neue Entwürfe vor-
angegangen (ebenda II 360),
und wenn der Herausgeber
der Schriften, der ältere Bru-
der DANiEL RuNGE I 227
die Zeichnung des Morgens in
ihrer früherenFassung vonl803, wonach der Stich gefertigt wurde,
so beschreibt: Der Knabe sitzt im Lotoskelch, umgeben wie von
Schiffsstricken von den Wurzeln der roten Lilie, so ist zu bemerken,
daß weder die von AuBERT abgebifdeten Originalzeichnungen in
Hamburg noch die Stiche etwas derartsehenlassen. DasMotivmuß
afso, wenn Danief richtig beschreibt, auf anderen Zeichnungen vor-
kommen. Otto Runge hat die käfigartige Stilisierung später wieder
aufgegeben. EineBuchumschlagzeichnung Runges von 1809/10, die
in einer Lithographie Speckters den hinterlassenen Schriften
I 360 beigegeben ist, zeigt als Randleisten je eine Lilie aus einer
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die nicht organisch mit dem Stamm zusammengehören, sind durch
dünne Stricke, die von den Stützen der Kanzeltreppe herüber-
gebunden sind, in zweimaliger Einschnürung wieder an den Stamm
herangebogen, so daß sich in den beiden unteren Abteiiungen,
zwischen Stamm, Stengeln und Blättern, Nischen und Hohlräume
öffnen. Zwischen diesem Gitterwerk bewegen sich mit ausgestreck-
ten Armen geflügelte Engelkinder. Dieses Ornament hat Runge
rationalisiert oder naturafi-
siert, indem er den Aufbau
einer Lilie mit Blume, Bfatt,
Zwiebef und Wurzef gab; die
Wurzelfasern hat er käfig-
artig zusammengebogen und
flügellose Ivindergenien hin-
eingesetzt, die ihre Arme vor-
strecken. DasistalsodasFrei-
berger Alotiv.
Wir sagten schon, es
tauche nur in der gemalten
Skizze auf, die nach Runges
eigenem Zeugnis im Sommer
1808 entstanden ist (Hinter-
lassene Schriften, I 173).
Doch sind diesem Gemälde
aflerhand neue Entwürfe vor-
angegangen (ebenda II 360),
und wenn der Herausgeber
der Schriften, der ältere Bru-
der DANiEL RuNGE I 227
die Zeichnung des Morgens in
ihrer früherenFassung vonl803, wonach der Stich gefertigt wurde,
so beschreibt: Der Knabe sitzt im Lotoskelch, umgeben wie von
Schiffsstricken von den Wurzeln der roten Lilie, so ist zu bemerken,
daß weder die von AuBERT abgebifdeten Originalzeichnungen in
Hamburg noch die Stiche etwas derartsehenlassen. DasMotivmuß
afso, wenn Danief richtig beschreibt, auf anderen Zeichnungen vor-
kommen. Otto Runge hat die käfigartige Stilisierung später wieder
aufgegeben. EineBuchumschlagzeichnung Runges von 1809/10, die
in einer Lithographie Speckters den hinterlassenen Schriften
I 360 beigegeben ist, zeigt als Randleisten je eine Lilie aus einer