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Neumann, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Fraenger, Wilhelm [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 4. Abhandlung): Drei merkwürdige künstlerische Anregungen bei Runge, Manet, Goya — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34075#0013
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Drei merlwürdige künstlerische Anregungen bei Runge, Manet, Goya. 11

eines davon, LvuRENTS Histoire de Napoleon mit Bildern von Horaz
Vernet, dem Leipziger VeHeger J. J. Weber 1839 den Gedanken zn
der KuGLER-MENZELschen Geschichte Friedrichs des Großen eingab,
ist bekannt genug. MiGNETS Revoiution hat eine gewisse Beliebt-
heit behalten; sie ist bis heute in der Ausgabe von Ph. Reciam
geblieben und sogar mit Bildern geschmückt. Auch die Erschießung
Charettes fehlt nicht; aber es ist ein anderes, ziemlich geringes
Werk, indes unsere Iliustration ein vortreffliches kleines Stück ist.
Bezeichnet ist es links unten mit dem Namen Baugniet.
Laut BöTTiCHER, AJalerwerke I und THiEME-BECKER III 74
(Artikel von Hymans) war Charles Baugniet (1814—86) ein Brüsse-
ler Bildniszeichner, der auch in Paris und London sehr geschätzt
und beschäftigt war. Auch Militärstücke habe er gemacht. Nun
nennt das Titelblatt der deutschen illustrierten Ausgabe von
MiGNETS Revolution, wie gesagt, Raffet und andere ,,berühmte
französische Maler". Die Signatur von Raffet finde ich aber
nirgends, und es sind mir sonst Fälle vorgekommen, wo Titelangabe
und Bilder nicht übereinstimmen, weil die vielleicht nicht immer
einwandfreie Benützung von Vorlagen Rücksichten auflegte. Nun
sind weitaus die meisten der Bilder Bildnisse und mit Baugniets
Namen bezeichnet; dabei S. 280 auch der Kopf von Charetfe im
Federhut, wie er ihn bei der Erschießung in der Hand hält. Bei
dem kleinen Format des Holzstockes der Historie lst es nicht
möglich, die physiognomische Ahnlichkeit zu verfolgen. Indessen
erregt eine Beobachtung, von der ich gleich sprechen will, meinen
Zweifel, ob die Erschießung von Baugniet erfunden oder nur
nachgezeichnet ist. Auf S. 508 bringt nämlich eine ebenfalls
von diesem Künstler bezeichneteVignette diewörtliche
Wiederholung von D Avms Bonaparte au mont S. Bernard von 1800.
Alles, das sich aufbäumende Pferd, die Handbewegung des Generals,
sogar die Inschriften auf den Felsstücken vorn: Bonaparte, Karolus
Magnus, Annibal sind glatt wiederholt, nur das Ganze im Gegen-
sinn gegeben. Wie wenn also der Bildniszeic.hner Baugniet auch die
besonders vorzügliche Erschießung von einem anderen Künstler
entlehnt hätte ? Die Holzstöcke von Horaz Vernet, die in dem
Buch vorkommen, sind bezeichnet. Ich habe im gegenwärtigen
Augenblick noch nicht festgestellt, was etwa von dem auf dem
Titel genannten Raffet geliehen sein könnte, da mir jetzt nur das
kleine Buch von L'homme über Raffet (Sammlung der artistes
celebres) zur Verfügung steht. Es bringt auf S. 103 eine Schieß-
 
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