Drei merkwürdige künstlerische Anregungen bei Runge, Manet, Goya. 15
Freilich, es will uns zu glauben fast schwer fallen, sie könne
aus irgencf einer Anregung von außen her entstanden sein, so
unheimlich selbstgewachsen mutet die Racfierung an. Doch ist
mein Versuch nicht der erste, eine Anregung für Goyas Blatt
nachzuweisen. V. v. LoGA erinnert in dem Vorwort seiner Ausgabe
von Goyas seltenen Radierungen an die Ähnlichkeit, die des
Spaniers ,,Riesen"-Figur mit einer Antike besitzt: Der Bronze-
statue des ,,Faustkämpfers" im Thermenmuseum zu Rom, die
man 1884 in dieser Stadt bei Schachtarbeiten für das Theater
an der via nazionale auffand. Ohne allerdings feststellen zu
können, daß eine tatsächliche Bekanntschaft vorlag, möchte LoGA
annehmen, daß Goya vielleicht eine Repfik der Statue irgend
einmal vorkam.
Es ist nicht zu bestreiten, daß eine Ähnfichkeit zwischen
Goyas Gestaltmotiv und der antiken Aktfigur im oberen Teile
der Gestalt vorfiegt: fn der Furche des Rückens, dem Kontur
der Brust, dem Winkel des aufgestützten Arms, entfernter auch
in der Drehung des Kopfes nach rechts und leicht nach oben. Bei
Goya jedoch ist diese Kopfdrehung weit lebhafter, ein starker
Ruck mehr zur Schulter hin. Doch sind auch wesentliche Unter-
schiede vorhanden: Die anatomisch genaue Durchmodeffierung
des Rückens, den beim ,,Faustkämpfer" ein Plastiker geformt hat,
der mit den Muskelspielen eines Athletenkörpers in Straffung
und Entspannung tief vertraut war, fincfet sich bei Goya nicht
im mindesten. Sie ist — der antiken Figur verglichen — wie ver-
wischt und nur ganz allgemein und unbestimmt gehalten. Statt
der plastischen Durchformung der Körperlichkeit finden wir
jedoch einen wesentlich belebteren Umriß. Die Silhouette des
,,Kolosses" ist weit geschweifter als die des ,,Kämpfers". Bei
cfiesem eine nur leise modulierte, einheitliche Kurve, cfie von der
linken Ffüfte ausgehend in den Profifen von Rücken, Nacken und
Schulter verläuft, bei Goya dagegen buchtet sich die Linie zu wul-
stigen Buckelungen viermal lebhaft aus. Die Hauptunterschiecfe
aber weisen die unteren Hälften der Figuren auf. Die antike
Statue zeigt einen Mann, der sich ausruht, der seine Muskeln
entspannt. Lässigund bequem streckt er die Beine aus und denkt
nicht daran, bald wiecfer aufzustehen. Goya dagegen gibt eine
ganz und gar gespannte Figur. Der Kopf des ,,Faustkämpfers"
ist wie zufällig nach oben gedreht, als schaue er aus seiner Ruhe
zu jemand auf, der ihn gerade ansprach. Bei Goya jedoch ist aus
Freilich, es will uns zu glauben fast schwer fallen, sie könne
aus irgencf einer Anregung von außen her entstanden sein, so
unheimlich selbstgewachsen mutet die Racfierung an. Doch ist
mein Versuch nicht der erste, eine Anregung für Goyas Blatt
nachzuweisen. V. v. LoGA erinnert in dem Vorwort seiner Ausgabe
von Goyas seltenen Radierungen an die Ähnlichkeit, die des
Spaniers ,,Riesen"-Figur mit einer Antike besitzt: Der Bronze-
statue des ,,Faustkämpfers" im Thermenmuseum zu Rom, die
man 1884 in dieser Stadt bei Schachtarbeiten für das Theater
an der via nazionale auffand. Ohne allerdings feststellen zu
können, daß eine tatsächliche Bekanntschaft vorlag, möchte LoGA
annehmen, daß Goya vielleicht eine Repfik der Statue irgend
einmal vorkam.
Es ist nicht zu bestreiten, daß eine Ähnfichkeit zwischen
Goyas Gestaltmotiv und der antiken Aktfigur im oberen Teile
der Gestalt vorfiegt: fn der Furche des Rückens, dem Kontur
der Brust, dem Winkel des aufgestützten Arms, entfernter auch
in der Drehung des Kopfes nach rechts und leicht nach oben. Bei
Goya jedoch ist diese Kopfdrehung weit lebhafter, ein starker
Ruck mehr zur Schulter hin. Doch sind auch wesentliche Unter-
schiede vorhanden: Die anatomisch genaue Durchmodeffierung
des Rückens, den beim ,,Faustkämpfer" ein Plastiker geformt hat,
der mit den Muskelspielen eines Athletenkörpers in Straffung
und Entspannung tief vertraut war, fincfet sich bei Goya nicht
im mindesten. Sie ist — der antiken Figur verglichen — wie ver-
wischt und nur ganz allgemein und unbestimmt gehalten. Statt
der plastischen Durchformung der Körperlichkeit finden wir
jedoch einen wesentlich belebteren Umriß. Die Silhouette des
,,Kolosses" ist weit geschweifter als die des ,,Kämpfers". Bei
cfiesem eine nur leise modulierte, einheitliche Kurve, cfie von der
linken Ffüfte ausgehend in den Profifen von Rücken, Nacken und
Schulter verläuft, bei Goya dagegen buchtet sich die Linie zu wul-
stigen Buckelungen viermal lebhaft aus. Die Hauptunterschiecfe
aber weisen die unteren Hälften der Figuren auf. Die antike
Statue zeigt einen Mann, der sich ausruht, der seine Muskeln
entspannt. Lässigund bequem streckt er die Beine aus und denkt
nicht daran, bald wiecfer aufzustehen. Goya dagegen gibt eine
ganz und gar gespannte Figur. Der Kopf des ,,Faustkämpfers"
ist wie zufällig nach oben gedreht, als schaue er aus seiner Ruhe
zu jemand auf, der ihn gerade ansprach. Bei Goya jedoch ist aus