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Soltau, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 6. Abhandlung): Das vierte Evangelium in seiner Entstehungsgeschichte dargelegt — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34077#0021
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Das vierte Evangelium.

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sowie das später eingelegte Refiexionszitat Matth. 21, 7 (s. Joh.
12, 15f.); er schrieb also nach 120.
Erst jetzt können wir mit einer Analyse des eigentlichen
Evangeiiums d. i. der Perikopen seines erzählenden Teiies begin-
nen und sind dabei in der giückiichen Lage, für ein Drittel des-
selben die synoptische Herkunft nachzuweisen; von einem zweiten
Drittel ist der religiöse Inhalt im wesentlichen auf R zurückgeführt
worden^; das letzte Drittei endlich besteht aus sieben Legenden,
welche diesem Evangelium allein eignen und sicherlich in ihrer
Schönheit und Eigenart originale Herkunft bezeugen.
Zunächst die synoptischen Berichte^, von denen zweifellos
größere Perikopen die Grundiage, gewissermaßen das Rückgrat
der erzählenden Partien von Joh. biiden: ,
Joh. 1, 19—34 (1, 6—8) =Mk. 1,4—11; Matth. 3, 1—17
„ 2, 13—17 - Alk. 11, 1.5^18; Matth. 21, 12—13
„ 2, 18—21 - Mk. 14, 58; 15, 29; Matth. 26, 61 f.
„ 4, 46—54 = Matth. 8, 5—13
„ 6, 1—13 = Mk. 6, 32—44; Matth. 14, 13—21
„ 6, 15—21 = Mk. 6, 45—56; nicht Matth. 14, 22—36
„ 6, 66—71 = Matth. 16, 17—19
„ 12, 3— 8 = Mk. 14, 3f ; Matth. 26, 6f.
„ 12, 12—15 = Matth. 21, 5—8
„ 19, 38—42 = Mk. 15, 12f ; Matth. 27, 57—61
„ 20, 19—23 = Lk. 24, 36—47.
Die Benutzung dieser synoptischen Berichte (S) istimeinzelnen
durchaus frei. Aber nur ein der Quellenforschung Unkundiger
könnte einen sachlichen Gegensatz beider Berichte darin finden,
wenn z. B. Joh. 2, 15 zu Markus' Erzählung 11, 15 -ot.^cocp
cppKYskk!.ov hinzufügt, oder wenn er 2, 16 den scharfen Ausdruck
a*Yko:!.ov XpoirMv von Mk. 11, 17 abschwächt^. Zu den soeben auf-
gezählten synoptischen Perikopen kommt dann noch die eigentliche
Leidensgeschichte 18, 1—19 hinzu, clie so viele synoptische Ein-
zelheiten enthält, daß sie entweder aus diesen und einer zweiten
1 Oben 8. 14; für die Behandlung der Ideineren Einlagen, welche der
Ev. in den ihm vorliegenden synoptischen Stoff gemacht hat, s. weiter unten.
2 Vgl. TA. M. ttr. 1916, 233.
^ Im einzelnen sind alle wichtigeren Varianten in ZeüscAr. /. <vhs.
TAeo^ogie 1910, 36—43 und Zeüsc/u'. /. cf. VeM^es^. tFiss. 1915, 25f. besprochen
und in ihrer sachlichen Geringfügigkeit nachgewiesen.
 
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