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Soltau, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 6. Abhandlung): Das vierte Evangelium in seiner Entstehungsgeschichte dargelegt — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34077#0025
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Das vierte Evangelium.

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Evangelist bei der Bearbeitung der synoptischen Erzählungen und
Legenden bereits eine ältere Zusammenstebung beider vor Augen
hatte, in welche er Abänderungen und Ergänzungen eintrug. Er
selbst fügte dann mehrere Abschnitte hinzu, welche ohne Quellen-
wert, also historisch wertlos aus einer Zeit stammen, da schon eine
wirkliche Tradition versiegte. Darauf wird einzugehen sein, nach-
dem hier noch einiges über die Berechtigung der Annahme einer
Grundschrift dargetan ist.
Die Existenz einer solchen Grundschrift — aus Synopt.,
Perikopen und L zusammengesetzt — muß, auch ohne daß Hypo-
thesen auf eine solche hinweisen, schon durch sich selbst gerecht-
fertigt und begründet erscheinen, wenn sie als sicherer Ausgangs-
punkt für clie weitere Feststellung über die Bildung und Ent-
wicklung eines Johanneischen Evangeliums allgemeine Geltung
finden will. G war kein Evangelium, wollte kein vollständiges
Lebensbild Jesu geben. Der Verfasser hatte die mehrfach und
hesonders feierlich zum Schluß 20, 31 ausgesprochene Absicht,
durch Erzählung der Tspconx xtxi opgsGZ Glauben an Jesu als
den Messias zu erwecken, wie der Schlußvers des jetzigen Evan-
geliums erklärt. 20, 30 sagt: 7uoZZ& psv oüv xat. G7][rsltx
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"t-oTsuovTsp Govjv sv Tqi ovopxT!. xuTou. Dabei bedurfte es
weder der Sclnlderung der längeren Streitreden zwischen Jesus
und den Juden (7, 1—11, 1) noch auch der Ausführungen des
Prologs oder der Reden (5, 19f.; 6, 32f.), welche Jesus von
dem heimatlichen Boden in eine ganz andere, himmlische Sphäre
versetzten. Ein solches Erbauungsbuch brauchte wahrlich nicht
auf einer chronologischen Reihenfolge der Einzelheiten zu be-
ruhen oder diese genau zu beachten. Gewiß wußte der Ver-
fasser von G, daß Jesus erst zum Schluß seiner Wirksamkeit
(Matth. 26, 61) sich erboten hatte, den Tempel abzubrechen und
in drei Tagen wieder aufzubauen. 1hm schien es aber aus erbau-
lichen Gründen passend, diese Versicherung schon früher ein-
zureihen, und zwar an die Tempelreinigung anzuschließen. Auch
der Wechsel des Ortes von Jesu Heilungstätigkeit kümmerte

^ Auf diese ursprüngiiche Absicht des Verfassers hingewiesen zu haben,
ist das Verdienst H. H. WENDTs.
 
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