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Soltau, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 6. Abhandlung): Das vierte Evangelium in seiner Entstehungsgeschichte dargelegt — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34077#0026
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26

WlLHELM SüLTAU:

ihn wenig, als er die Heilung bei Bethesda 5, If. sogleich nach der-
jenigen in Kapernaum erzähite.
Bei allen cliesen Störungen in der chronologischen Darstellung
der Schicksale Jesu hatte Ev., der später clas Evangelium vervoll-
ständigte, keinen leichten Stand. Oft machte er die Sache durch
seine Neuordnung nur noch schlimmer (so in capp. 5—7). Durch
die Erwähnung der einzelnen Tage beim Auftreten Jesu ließ er
Jesum nicht nur vom Jordan schon am 3.Tag (2, 1) nach Kana
gelangen, sondern er störte sogar die ihm unbequeme Zeitordnung
der früheren Tagezählung (1, 35; 1, 43). Hier hat RoLAND
ScHÜTZ (ZezhycAr. /. <7. 7Vente.$h ITG^. 1908, 243) den richtigen
Weg eingeschlagen, um die Schwierigkeiten einer Chronologie
zu erklären, die bei dem heutigen Stand der Johanneischen Frage
originale Bedeutung nicht mehr beanspruchen kann.

IV.

Erst jetzt, nachdem die Quellen und Vorlagen des vierten
Evangeliums festgestellt sind, können wir der eigenen Tätig-
keit des Evangelisten näher treten. Dabei sind vornehmlich
folgende zwei Fragen zu erörtern: 1. Weshalb vervollständigte
Ev. die erbauliche Grundschrift zu einem Gesamtbild von Jesu
Wirksamkeit und Lehrtätigkeit? und 2. Mit .welchem Rechte
konnte er sein Evangelium auf den Apostel Johannes zurück-
führen ? Und wie konnte er Glauben dafür verlangen und erhalten,
nachdem er dort viele Ideen aus R aufgenommen lratte ?
Vorbedingung zur Beantwortung dieser Fragen ist die genaue
Feststellung dessen, was Eigentum von Ev. ist, und im wesentlichen
ist dies ja hereits durch die Scheidung von allern S, L und R Ange-
hörigen festgestellt. Zunächst sind dies jene kleineren erklärenden
Einschiebsel und Ergänzungen, die in I und III hesprochen wurden:

2, 16f.
3, 4—6
4, 10—15; 30—39
5, 17—18
6, 25—31

12, 9—-llf.
Manche Zusätze in 18—19^
19, 42
20, 22

Diese enthalten zwar manche für die religiöse Auffassung von
Ev. nicht unwesentliche Einzelheiten, aber nichts, was auf' eine

i Soweit dort zu S und L Ergänzungen hinzugefügt sind, s. oben S. 24.
 
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