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Soltau, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 6. Abhandlung): Das vierte Evangelium in seiner Entstehungsgeschichte dargelegt — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34077#0034
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34

WlLHELM SOLTAU:

niederzuschlagen. Das 21. Kapitel bietet dann den Kompromiß
zwischen der Offenbarung nach Petrus und der nach Johannes.
Die Kleinasiaten wichen darnach durchweg der petrinischen,
nicht ohne einen letzten Versuch gemacht zu haben (20, 2f. und
21, 20f), den Lieblingsjünger ebensohoch zu stellen. Aber die
besondere Osterfeier, welche ihnen Johannes überliefert hatte,
gaben sie nicht preis; und vor allem: das Evangelium Johannis
erhielt sogar bald kanonisches Ansehen.

VI.
Schließlich noch ein Wort über die Persönlichkeit der Bear-
beiter und die Überlieferung, welche von ihnen handelt.
Von den verschiedenen Personen, welche bei der Komposition
von G (S und L) und Ev. und bei der Ergänzung durch die Rede-
stücke tätig gewesen sind, kann schwerlich irgendeine mit dem
Verfasser des I. Johannesbriefes identisch sein. Am allerwenig-
sten diejenige, welche R in das schon vollendete Evangelium ein-
schob. Denn trotz aller Vorliebe, welche der Verf. von I. Joh. für
manche Ideen der Reden (3, 16—21; 35—36; 15, 9—17; 16, 23f.)
hatte: gerade er ist es gewesen, der den gnostischen Auswüchsen
von R (namentlich in 1, 1—18; 3, 13—14; 5, 19f.; 12, 44—50)
feindlich gegenübergetreten ist. Das bleibt richtig, auch wenn der
jetzige Anfang von I. Joh. nicht von dem Presbyter selbst her-
stammen sollte; denn auch in I. Joh. 3—5 finden sich keine gnosti-
schen Irrlehren.
Am nächsten läge es zu vermuten, daß der Presbyter Johan-
nes aus Ephesus, dessen Name mit der Sammlung des Stoffes und
der ganzen Entwicklung des vierten Evangeliums so eng verbun-
den erscheint, bei der Sammlung der Legenden und bei ihrer Kom-
bination mit synoptischen Perikopen beteiligt gewesen sei; so
könnte ungezwungen angenommen werden, daß er als schrift-
stellerischer Interpret und Ergänzer der apostolischen Berichte
seine eigenen Ansichten mit denen des Apostels Johannes
kombiniert und — konfundiert habe. Aber gerade alles dasjenige,
was I. Joh. (2, 12—5, 16)^ immer und immer wieder behandelt:
die tätige Nächstenliebe, den Glauben an den eingeborenen Sohn
^ 5, 13—21 ist wohl schwerlich ein integrierender Teil des Briefes
gewesen, sondern ein Nachtrag.
 
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