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CHRISTIAN BARTHOLOMAE:
Was nun den Worschlag' eines A im Anlaut iranischer Wörter
angeht, so wird er für das Neupersische bei HüBSCHMANN PSt.
264f. und HoRN GlrPh. 2b. 97 nur für den Fail anerkannt, daß
das Wort im Mittelpersischen mit e oder ö anlautete. Ist diese
s Beschränkung begründet ?
Die Tatsache, daß zahlreiche idg. Wörter mit anlautendem ^
vor Sonant das dem entsprechende iranische A- in späterer Zeit
bald aufweisen, bald nicht, läßt darauf schließen, daß das A- im
Mitteliranischen unter bestimmten Satzbedingungen verloren ge-
io gangen ist; so bekam das nämliche Wort eine doppelte Gestalt,
mit und ohne A-, die zunächst beide beliebig gebraucht wurden,
bis schließlich die eine unterging. Als noch beide Wortformen
nebeneinander üblich waren, übertrug sich der Anlautswechsel auch
auf solche Wörter, die von alters her sonantischen Anlaut hatten^.
15 Allein, nach den bisherigen Aufstellungen nur dann,wenn dieser
Anlaut e oder ö (= ar. ui, bez. an) war. Ein lautlicher Grund für
diese Beschränkung des Ausgleichsvorgangs ist aber nicht erfind-
lich. Und tatsächlich kommt jenes auf solchem Ausgleich be-
ruhende A- auch in Wörtern mit anderem Anlaut als e und ö vor,
20 für die eine Erklärung des A- in der Art, wie sie für npers.
'acht' und 'er ist' nahe liegt (s. HüBSCHMANN
a. a. 0.), nicht gegeben werden kann.
Die BuchPahlaviWörter können freilich nicht zum Beweis
herangezogen werden, da die Wortanlaute: Sonant, und: A + So-
25 nant in der Schrift nicht auseinandergehalten werden, ausgenom-
men allein A und Aö-; doch ist auch da die Scheidung nicht sicher.
Und auf die Lesungen der Pazandisten, die ja oft genug ein solches
A- bieten, läßt sich kein Beweis gründen, wenn sie auch da und
dort recht haben werden, s. unten S.45, Z.6.
oo Aber man beachteL
i In gleicher Weise erklärt sich auch der 'Vorschiag' des A- im Anlaut
armenischer Wörter; Beispiele bei MEiLLET Esqu. 17. Und eine ent-
sprechende Erkiärung scheint mir auch für den Vorschlag eines kurzen
(durch Aiif bezeichneten) Sonanten in den von &ΑυτΗΐοτ GrSogd. 52 zu-
5 sammengestellten ms. Wörtern wie aöö 'zwei' zu gelten.
s Das Ossetische, das Soghdische (einschiießlich des Yaghnäbi) und
die PamirDiaiekte sind in den folgenden Anführungen nicht berücksichtigt,
weil sie A- im Anlaut überhaupt nicht kennen.
D. h., sie haben das anlautende 7^ verioren. Wann dasgeschehen ist,
5wissen wir nicht. Es kann aber gar wohl sein, daß dieser A-Verlust
CHRISTIAN BARTHOLOMAE:
Was nun den Worschlag' eines A im Anlaut iranischer Wörter
angeht, so wird er für das Neupersische bei HüBSCHMANN PSt.
264f. und HoRN GlrPh. 2b. 97 nur für den Fail anerkannt, daß
das Wort im Mittelpersischen mit e oder ö anlautete. Ist diese
s Beschränkung begründet ?
Die Tatsache, daß zahlreiche idg. Wörter mit anlautendem ^
vor Sonant das dem entsprechende iranische A- in späterer Zeit
bald aufweisen, bald nicht, läßt darauf schließen, daß das A- im
Mitteliranischen unter bestimmten Satzbedingungen verloren ge-
io gangen ist; so bekam das nämliche Wort eine doppelte Gestalt,
mit und ohne A-, die zunächst beide beliebig gebraucht wurden,
bis schließlich die eine unterging. Als noch beide Wortformen
nebeneinander üblich waren, übertrug sich der Anlautswechsel auch
auf solche Wörter, die von alters her sonantischen Anlaut hatten^.
15 Allein, nach den bisherigen Aufstellungen nur dann,wenn dieser
Anlaut e oder ö (= ar. ui, bez. an) war. Ein lautlicher Grund für
diese Beschränkung des Ausgleichsvorgangs ist aber nicht erfind-
lich. Und tatsächlich kommt jenes auf solchem Ausgleich be-
ruhende A- auch in Wörtern mit anderem Anlaut als e und ö vor,
20 für die eine Erklärung des A- in der Art, wie sie für npers.
'acht' und 'er ist' nahe liegt (s. HüBSCHMANN
a. a. 0.), nicht gegeben werden kann.
Die BuchPahlaviWörter können freilich nicht zum Beweis
herangezogen werden, da die Wortanlaute: Sonant, und: A + So-
25 nant in der Schrift nicht auseinandergehalten werden, ausgenom-
men allein A und Aö-; doch ist auch da die Scheidung nicht sicher.
Und auf die Lesungen der Pazandisten, die ja oft genug ein solches
A- bieten, läßt sich kein Beweis gründen, wenn sie auch da und
dort recht haben werden, s. unten S.45, Z.6.
oo Aber man beachteL
i In gleicher Weise erklärt sich auch der 'Vorschiag' des A- im Anlaut
armenischer Wörter; Beispiele bei MEiLLET Esqu. 17. Und eine ent-
sprechende Erkiärung scheint mir auch für den Vorschlag eines kurzen
(durch Aiif bezeichneten) Sonanten in den von &ΑυτΗΐοτ GrSogd. 52 zu-
5 sammengestellten ms. Wörtern wie aöö 'zwei' zu gelten.
s Das Ossetische, das Soghdische (einschiießlich des Yaghnäbi) und
die PamirDiaiekte sind in den folgenden Anführungen nicht berücksichtigt,
weil sie A- im Anlaut überhaupt nicht kennen.
D. h., sie haben das anlautende 7^ verioren. Wann dasgeschehen ist,
5wissen wir nicht. Es kann aber gar wohl sein, daß dieser A-Verlust