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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0025
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Die Göttin Psyche.

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wie wir es im Orient eigentlich erwarten mußten; wir sehen, daß
die heiligen Schriften der Mandäer und wohl auch der Manichäer
einem viel älteren Vorbild entsprochen haben. Dies Hymnen-
buch, wie ich die 'heilige Schrift’ der unbekannten Gemeinde
einmal nennen will, trägt an der ersten Stelle, wo es erscheint,
vor dem liturgischen Gebet, eine uns unverständliche Über-
schrift, in welcher der Name eines Propheten oder eines Gottes,
von dem es herrührt, enthalten zu sein scheint1; am Schluß haben
beide Fassungen den kurzen Vermerk είπών έκρότησε τρις. Die
Worte passen weder zu den vorausgehenden (Schilderung in lauter
Präsensformen) noch zu den folgenden (der Urgott, der notwendig
allein sein muß, beginnt durch sein Lachen zu schaffen). Also
enthalten sie eine Schlußangabe, welcher der Eingang entsprochen
haben muß. Subjekt zu έκρότησε kann dabei nur der im Eingang
genannte Prophet oder Gott sein. Ich schlage nach genauer Prü-
fung der Zeichen und der sprachlichen Möglichkeiten vor: Έρμά-
ν(ουβις) (ε)ίπ(ε) . . . είπών έκρότησε τρις2. So lautet also die Um-
rahmung des ersten Stückes. Dann hebt ein neuer Teil, offen-
bar aus einem ganz andern Zusammenhang gelöst, an 'und es

betitelt war, aber so beginnt die 'Weltschöpfung’ nicht. Das Gebet S. 182,
2-31 ist rein liturgisch. Es steht voraus, dann folgt, aus einem noch älteren
erzählenden Text, καί έγέλασεν ό θεός επτάκις (der Beginn der eigentlichen
κοσμοποι ία).
1 Im Papyrus EPMAI (über A und I zwei undeutliche Zeichen). Diete-
rich deutete "Ερμες. Aber von der Form des Vokativs ganz abgesehen, paßt
der bloße Name nicht an den Anfang des Gebets. Dieser ist regelmäßig nur
έπικαλοΰμαί σε. Ich erhielt durch die große Güte des Konservators am Lei-
dener Museum, Dr. Boeser, zunächst eine genaue Zeichnung, dann eine
Photographie der Steile; bei der Deutung half Prof. Preisigke. Die über
A und I stehenden Buchstaben sind voneinander getrennt und stehen in ver-
schiedener Höhe; A und I sind nicht getilgt; also handelt es sich nicht um eine
Korrektur, wie Leemans und Dieterich meinten, sondern um zwei abge-
kürzte Worte, die der Schreiber nicht mehr verstand (der zweite Schreiber
hat sie darum weggelassen). Das Zeichen über A kann nicht E sein, denkbar
wäre ein verschriebenes K oder vielleicht ein nicht erkanntes und ungenau
nachgemaltes N. Der Buchstabe über I kann nicht Σ sein; denkbar wäre
ein schlecht gemaltes Γ, dessen Querbalken sich etwas senkt. Ich halte es
für möglich, daß ein undeutliches Π der Vorlage so mißverstanden wurde,
und deute daher Έρμάν(ουβις) (ε)Ιπ(ε).
2 Vgl. für den κρότος im späteren Kult Arnobius VII 32 p. 265, 21
Reiff, quid, efficiunt crepitus scabillorum, ul cum eos audierint Jiumitia, hono-
rifice secum existiment actum? Vgl. Col. XIV 3 ειτα κρότησον τρίς" τακ, τακ, τακ.
 
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