I. Die Raumdarstellung in der alexandrinischen Malerei
zur Zeit des Antiphilos.
(Tafel I.)
Die bemalten Grabsteine des Musee greco-romain in Alexan-
drien bieten vorläufig das einzige Material zur Beurteilung der
frühhellenistischen Malerei in der neugegründeten Stadt. Hier
soll nur von denjenigen die Rede sein, welche unsere Kenntnis
der Raumbildung erweitern und vertiefen, insbesondere von einem
merkwürdigen Gemälde, der Stele der Helixo, welches als die
früheste Innenraumdarstellung der hellenistischen Malerei über-
haupt anzusehen ist. Die alexandrinischen bemalten Stelen sind
im allgemeinen von primitivster Form. Die Regel ist ein flacher
Giebel mit ganz einfachem Gebälk; in der sonst ungegliederten
Fläche liegt das Bild in geringer Vertiefung. Manchmal ist es ohne
Rahmen und Abgrenzung auf den glatten Stein gemalt. Man kennt
weder dorische Säulen noch ionische Architekturen, die doch an
den ägyptisierenden Grabsteinen des phönizischen Kulturgebietes
so ungemein zahlreich sind, und die auch an alexandrinischen
Reliefs hier und da auftreten. Selten springen die Seiten der
Stele in antenförmiger Ausbildung vor, so daß ein Naiskos ent-
steht1.
Die durch einen solchen architektonischen Rahmen eingefaßten
Naiskosbilder unterscheiden sich in Farbengebung und Komposition
nicht von den übrigen Stelenmalereien der gleichen Provenienz.
Man sieht einander die Hand reichende Paare, ein Kind mit seiner
Gans, eine sitzende Frau; das sind Dinge, die in gleicher Auffassung
auf den Stelen mit leicht vertieftem Bildfeld Vorkommen. Nur in
einem. Punkt schließen sich die Naiskoi den übrigen Grabstelen
gegenüber zu einer festen Einheit zusammen: sie allein besitzen
den ,,Basisstreifen“, eine verhältnismäßig hohe leere Fläche,
1 Die alexandrinischen Stelen werden im Zusammenhang eingehend
besprochen in dem im Druck befindlichen Bande II 1 A der „Expedition
Ernst von Sieglin, Ausgrabungen in Alexandria“. Die nachstehenden
Ausführungen (I) sind mit Erlaubnis des Herrn Herausgebers und des Verlages
von Giesecke und Devrient in Leipzig dem II. Kapitel des Werkes entnommen.
1*
zur Zeit des Antiphilos.
(Tafel I.)
Die bemalten Grabsteine des Musee greco-romain in Alexan-
drien bieten vorläufig das einzige Material zur Beurteilung der
frühhellenistischen Malerei in der neugegründeten Stadt. Hier
soll nur von denjenigen die Rede sein, welche unsere Kenntnis
der Raumbildung erweitern und vertiefen, insbesondere von einem
merkwürdigen Gemälde, der Stele der Helixo, welches als die
früheste Innenraumdarstellung der hellenistischen Malerei über-
haupt anzusehen ist. Die alexandrinischen bemalten Stelen sind
im allgemeinen von primitivster Form. Die Regel ist ein flacher
Giebel mit ganz einfachem Gebälk; in der sonst ungegliederten
Fläche liegt das Bild in geringer Vertiefung. Manchmal ist es ohne
Rahmen und Abgrenzung auf den glatten Stein gemalt. Man kennt
weder dorische Säulen noch ionische Architekturen, die doch an
den ägyptisierenden Grabsteinen des phönizischen Kulturgebietes
so ungemein zahlreich sind, und die auch an alexandrinischen
Reliefs hier und da auftreten. Selten springen die Seiten der
Stele in antenförmiger Ausbildung vor, so daß ein Naiskos ent-
steht1.
Die durch einen solchen architektonischen Rahmen eingefaßten
Naiskosbilder unterscheiden sich in Farbengebung und Komposition
nicht von den übrigen Stelenmalereien der gleichen Provenienz.
Man sieht einander die Hand reichende Paare, ein Kind mit seiner
Gans, eine sitzende Frau; das sind Dinge, die in gleicher Auffassung
auf den Stelen mit leicht vertieftem Bildfeld Vorkommen. Nur in
einem. Punkt schließen sich die Naiskoi den übrigen Grabstelen
gegenüber zu einer festen Einheit zusammen: sie allein besitzen
den ,,Basisstreifen“, eine verhältnismäßig hohe leere Fläche,
1 Die alexandrinischen Stelen werden im Zusammenhang eingehend
besprochen in dem im Druck befindlichen Bande II 1 A der „Expedition
Ernst von Sieglin, Ausgrabungen in Alexandria“. Die nachstehenden
Ausführungen (I) sind mit Erlaubnis des Herrn Herausgebers und des Verlages
von Giesecke und Devrient in Leipzig dem II. Kapitel des Werkes entnommen.
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