Alexandrinische Studien.
7
nicht; in Ägypten erscheint sie nur auf den späten Darstellungen
des Totenmahls und zwar in ägyptisierender Form1.
Seltsam ist die Art und Weise der Darstellung auf einer ande-
ren Stele des alexandrinischen Museums2. Der Knabe, dem der
Grabstein errichtet wurde, ist nur zur Hälfte sichtbar. Unterhalb
der Hüften schneidet ihn ein schmaler parallel zum Bildrand laufen-
der Streifen ab, auf dem er zwei Hähne in Kampfstellung einander
gegenüberstellt. Breccia hält diesen Streifen für einen summa-
risch angedeuteten Tisch. Da keine Bede von Perspektive zu sein
scheint, nehme ich an, daß der Maler durch dieses schmale Band
nur den Abschluß des Körpers, der doch sonst gar zu unvermittelt
gewesen wäre, hat verdecken wollen. Fällt so das ganz Unge-
wöhnliche einer von vorn gesehenen, zur Hälfte durch einen Tisch
verdeckten menschlichen Gestalt weg, so bleibt doch das Unikum
der Halbfigur auf einer bemalten Stele bestehen3.
Eigenartig wirkt, so verständlich die Erscheinung einer Halb-
figur auf einem Grabmonument an sich ist, die Art, wie der Rah-
men in die Handlung der Gestalt mit hineinbezogen wurde. Die
Hähne stehen auf dem ,,Tisch“, und der Junge hält sie dort fest,
um sie aufeinander loszulassen. Diese sonst nicht übliche Verbin-
dung von Rahmen und Darstellung kann ich nur mit der Gewohn-
heit römischer Steinmetzen vergleichen, die Hände der mit dem
Oberkörper dargestellten Toten auf die sich unterhalb der Büste
hinziehende Brüstung zu legen4. Der Hahnenkampf selbst wird
wohl kaum tieferen Sinn haben. Das Spiel ist ein so allgemein
beliebtes gerade bei Kindern, daß nur eine Erinnerung an das
Leben des Frühverstorbenen, nicht eine tiefere Symbolik beabsich-
tigt ist. Immerhin sei daran erinnert, daß nicht nur Hähne, son-
dern auch Hahnenkämpfe häufig an Grabsteinen von Erwachsenen
angebracht wurden5. Man erklärt diese Motive an Kriegergrabstei-
nen mit der vorbildlichen Tapferkeit des Hahnes. Da eine solche
1 Besonders reich Edgar, Greek sculpture Taf. XX, 27 539 (“modelled
on an Egyptian propylon”).
2 Breccia, La necropoli di Sciatbi Taf. XXXIII, 37.
3 Über Halbstatuen s. Unter italische Grabdenkmäler S. 93 ff. und zu-
letzt Keil bei Veröffentlichung der schönen magnetischen Büste im Nais-
kos Österr. Jahresh. XVI, 1913, S. 178ff.
4 Ich nenne nur H. Hofmann, Röm. Militärgrabsteine der Donau-
länder (Sonderschr. des Österr. Arch. Inst. V 1905), S. 21. 38. 39 u. ö.
5 Zum Hahn Fehrle, Schweiz. Archiv für Volkskunde XVI, 1912,
S. 65 ff.; Weicker, Athen. Mitt. XXX, 1905, S. 207 ff.
7
nicht; in Ägypten erscheint sie nur auf den späten Darstellungen
des Totenmahls und zwar in ägyptisierender Form1.
Seltsam ist die Art und Weise der Darstellung auf einer ande-
ren Stele des alexandrinischen Museums2. Der Knabe, dem der
Grabstein errichtet wurde, ist nur zur Hälfte sichtbar. Unterhalb
der Hüften schneidet ihn ein schmaler parallel zum Bildrand laufen-
der Streifen ab, auf dem er zwei Hähne in Kampfstellung einander
gegenüberstellt. Breccia hält diesen Streifen für einen summa-
risch angedeuteten Tisch. Da keine Bede von Perspektive zu sein
scheint, nehme ich an, daß der Maler durch dieses schmale Band
nur den Abschluß des Körpers, der doch sonst gar zu unvermittelt
gewesen wäre, hat verdecken wollen. Fällt so das ganz Unge-
wöhnliche einer von vorn gesehenen, zur Hälfte durch einen Tisch
verdeckten menschlichen Gestalt weg, so bleibt doch das Unikum
der Halbfigur auf einer bemalten Stele bestehen3.
Eigenartig wirkt, so verständlich die Erscheinung einer Halb-
figur auf einem Grabmonument an sich ist, die Art, wie der Rah-
men in die Handlung der Gestalt mit hineinbezogen wurde. Die
Hähne stehen auf dem ,,Tisch“, und der Junge hält sie dort fest,
um sie aufeinander loszulassen. Diese sonst nicht übliche Verbin-
dung von Rahmen und Darstellung kann ich nur mit der Gewohn-
heit römischer Steinmetzen vergleichen, die Hände der mit dem
Oberkörper dargestellten Toten auf die sich unterhalb der Büste
hinziehende Brüstung zu legen4. Der Hahnenkampf selbst wird
wohl kaum tieferen Sinn haben. Das Spiel ist ein so allgemein
beliebtes gerade bei Kindern, daß nur eine Erinnerung an das
Leben des Frühverstorbenen, nicht eine tiefere Symbolik beabsich-
tigt ist. Immerhin sei daran erinnert, daß nicht nur Hähne, son-
dern auch Hahnenkämpfe häufig an Grabsteinen von Erwachsenen
angebracht wurden5. Man erklärt diese Motive an Kriegergrabstei-
nen mit der vorbildlichen Tapferkeit des Hahnes. Da eine solche
1 Besonders reich Edgar, Greek sculpture Taf. XX, 27 539 (“modelled
on an Egyptian propylon”).
2 Breccia, La necropoli di Sciatbi Taf. XXXIII, 37.
3 Über Halbstatuen s. Unter italische Grabdenkmäler S. 93 ff. und zu-
letzt Keil bei Veröffentlichung der schönen magnetischen Büste im Nais-
kos Österr. Jahresh. XVI, 1913, S. 178ff.
4 Ich nenne nur H. Hofmann, Röm. Militärgrabsteine der Donau-
länder (Sonderschr. des Österr. Arch. Inst. V 1905), S. 21. 38. 39 u. ö.
5 Zum Hahn Fehrle, Schweiz. Archiv für Volkskunde XVI, 1912,
S. 65 ff.; Weicker, Athen. Mitt. XXX, 1905, S. 207 ff.