Alexanclrinische Studien.
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Hinterwand in gleicher Höhe gedacht. Dementsprechend muß die
gegenüberliegende Stütze bewertet werden.
Für das mittlere Pfeilerpaar bleibt dann nur die Aufgabe,
den Vordergrund zu tragen, und in der Tat scheint es, daß an der
linken Seite die Vertikale bis an den oberen Rand des Bildfeldes,
das heißt an den vorderen oberen Kontur des Plafonds hin ver-
folgt werden kann.
Das durch die genaue Interpretation erreichte Bild ist aber
nicht ohne Inkonsequenz. Zunächst hat dem für die Zeichnung
der Decke angenommenen Augenpunkt offenbar der für die Ge-
samtkomposition vorausgesetzte nicht entsprochen. Wenigstens
bemerken wir nichts von einer perspektivischen Verschiebung der
Seitenwände. Das Dioskuridesmosaik ist in diesem Falle genauer.
Schwerwiegender ist der Umstand, daß das die hintere Decke
stützende Trägerpaar nicht, wie es richtig wäre, auf dem hinteren
Ende des Fußbodens auf steht, sondern bis an dessen vordere Kante
hinuntergeführt worden ist. Das ergibt sich mit Sicherheit aus dem
scharfen Abschneiden der Fußbodenzeichnung an der linken Seite,
die hier die vorübergehende vertikale Linie noch voraussetzt.
Aber dieser Fehler darf uns an der richtigen Beurteilung der archi-
tektonischen Einzelheiten nicht irremachen; denn was der Maler
unserer Stele gesündigt hat, indem er eine gemeinsame Stand-
fläche für in verschiedenen Ebenen liegende Dinge annahm, ist
nicht nur bei den figürlichen Reliefs das Übliche, sondern auch
an pompejanischen Bildern, und gerade an solchen, welche im
Beginn der Innenraumdarstellung stehen, keine Seltenheit. Nur
liegt hier meistens das Umgekehrte vor: die Kapitelle der im
Raume weiter zurückstehenden Säulen tragen gemeinsam mit
den weiter vorgerückten Randpdastern dasselbe Gebälk. Auf
unserer Stele dagegen ist die Grundfläche beider Pfeilerpaare
zwar nicht die gleiche, aber die Basen der Hintergrundpfeiler
sind doch bis an den Vordergrundsstreifen des Fußbodens vor-
gezogen, so daß ein Bild entsteht, welches architektonisch und
perspektivisch nicht weniger unmöglich ist, als dasjenige der
Medea und des Paris und der Helena1.
Die perspektivisch gezeichnete Decke erinnerte uns bereits an
die Wiedergabe größerer Grabmonumente auf unteritalischen
Vasen. Liegt vielleicht auch bei der Helixostele nichts anderes
1 RodenWaldt, Komposition S. 110f., Abb. 18. 19.
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Hinterwand in gleicher Höhe gedacht. Dementsprechend muß die
gegenüberliegende Stütze bewertet werden.
Für das mittlere Pfeilerpaar bleibt dann nur die Aufgabe,
den Vordergrund zu tragen, und in der Tat scheint es, daß an der
linken Seite die Vertikale bis an den oberen Rand des Bildfeldes,
das heißt an den vorderen oberen Kontur des Plafonds hin ver-
folgt werden kann.
Das durch die genaue Interpretation erreichte Bild ist aber
nicht ohne Inkonsequenz. Zunächst hat dem für die Zeichnung
der Decke angenommenen Augenpunkt offenbar der für die Ge-
samtkomposition vorausgesetzte nicht entsprochen. Wenigstens
bemerken wir nichts von einer perspektivischen Verschiebung der
Seitenwände. Das Dioskuridesmosaik ist in diesem Falle genauer.
Schwerwiegender ist der Umstand, daß das die hintere Decke
stützende Trägerpaar nicht, wie es richtig wäre, auf dem hinteren
Ende des Fußbodens auf steht, sondern bis an dessen vordere Kante
hinuntergeführt worden ist. Das ergibt sich mit Sicherheit aus dem
scharfen Abschneiden der Fußbodenzeichnung an der linken Seite,
die hier die vorübergehende vertikale Linie noch voraussetzt.
Aber dieser Fehler darf uns an der richtigen Beurteilung der archi-
tektonischen Einzelheiten nicht irremachen; denn was der Maler
unserer Stele gesündigt hat, indem er eine gemeinsame Stand-
fläche für in verschiedenen Ebenen liegende Dinge annahm, ist
nicht nur bei den figürlichen Reliefs das Übliche, sondern auch
an pompejanischen Bildern, und gerade an solchen, welche im
Beginn der Innenraumdarstellung stehen, keine Seltenheit. Nur
liegt hier meistens das Umgekehrte vor: die Kapitelle der im
Raume weiter zurückstehenden Säulen tragen gemeinsam mit
den weiter vorgerückten Randpdastern dasselbe Gebälk. Auf
unserer Stele dagegen ist die Grundfläche beider Pfeilerpaare
zwar nicht die gleiche, aber die Basen der Hintergrundpfeiler
sind doch bis an den Vordergrundsstreifen des Fußbodens vor-
gezogen, so daß ein Bild entsteht, welches architektonisch und
perspektivisch nicht weniger unmöglich ist, als dasjenige der
Medea und des Paris und der Helena1.
Die perspektivisch gezeichnete Decke erinnerte uns bereits an
die Wiedergabe größerer Grabmonumente auf unteritalischen
Vasen. Liegt vielleicht auch bei der Helixostele nichts anderes
1 RodenWaldt, Komposition S. 110f., Abb. 18. 19.