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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0029
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Alexandrinische Studien.

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tion einnehmen. Es ist wichtig, daß in Kuseir Amra zwar groß-
figurige Kompositionen erscheinen, diese aber nicht in einen archi-
tektonischen Rahmen, in ein Wandsystem nach Art der pompejani-
schen Dekorationssysteme eingeschlossen werden. Denn die auf
den Wänden sichtbaren gemalten Architekturen gehören unmittel-
bar zur Darstellung, nicht zu einem Wandsystem. Sie stellen die
Hallen eines Bades dar und erinnern in ihrer künstlerischen Auf-
gabe an die Abbildung des Theoderichpalastes auf dem raven-
natischen Mosaik von S. Apollinare Nuovo1.
Im Westen ist ein Verschwinden der großen Freskomalerei
unbekannt. Hier läßt sich eine ununterbrochene Tradition ver-
folgen, welche von den ältesten Grabmalereien Etruriens bis zu
den späthellenistischen Wandbildern in unteritalischen und römi-
schen Gräbern hinabführt, und deren letzte Ausläufer zeitlich mit
dem Beginn des ersten Stiles in Pompeji zusammenfallen. Erst das
Eindringen des ersten Stils, der aus dem Osten kommt, schiebt
die alte große Freskomalerei für kurze Zeit in den Hintergrund.
Alle modernen Häuser erhielten nun Wände mit Inkrustations-
nachahmung. In die Gräber dagegen ist diese neue Art der
Malerei nicht eingedrungen.
Schon ürlichs hat den Gegensatz zwischen West und Ost
empfunden, wenn er der italischen Freskomalerei gegenüber das
Fehlen einer griechischen betont und vermutet, daß wegen des
Vorherrschens der Tafelmalerei Griechenland es zu einer ausge-
bildeten großen Freskomalerei gar nicht gebracht habe2.
Gerade in den letzten Jahren hat man immer mehr erkannt,
wie umfangreich der altunteritalische Einfluß in Pompeji ist3.
Er äußert sich nicht nur in Architekturen, Grabformen, Häuser-
anlagen, Gebrauchsgeräten, sondern auch in den Wandbildern.
Die Hellenisierung einer Stadt wie Pompeji ist vollkommen, aber
nicht alles was aus dem Osten dorthin exportiert wurde, ist eine
Errungenschaft des Hellenismus. Die große und eigenartige Kul-
1 Musil, Kusejr-'Amra (Wien 1907) S. 204; Taf. XVI, XX, XXIV;
vgl. Diez, Die Kunst der islamischen Völker, S. 25ff., Abb.27ff., T. Mann,
Der Islam S. 26 f., Abb. 31,32; Teppichbehang imitiert vgl. Gustav Ste-
phani, Die textile Innendekoration des frühmittelalterlichen deutschen
Hauses, Hall. Diss. 1898, mit Heranziehung der Antike.
2 Die Malerei in Rom vor Caesars Diktatur, 8. Wagner-Programm,
1876, S. 14.
3 Unteritalische Grabdenkmäler S. 113; Winter, Bonner Jahrbücher
123, 1914, S. 11.
 
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