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Rudolf Pagenstecher:
artigen Aufbauten, welche wir auf hellenistisch-römischen Villen
kennen, und die vereint mit Säulenhallen gar häufig auf den
Dächern zu finden sind1. Von dieser Seite steht der Wahrhaftig-
keit der peträischen Architektur also nichts entgegen.
Fragt man sich, zu welchem Zweck diese von Säulen getrage-
nen Obergeschosse dienten, so wird die Antwort leicht genug.
Man wandelte auf ihnen in der Abendkühle und mag auf ihnen
auch Gärten angelegt haben. Die Tholos wäre, wenn eine besondere
Erklärung für sie wünschenswert ist, als Mündungsschutz einer
zum Dach hinaufführenden Treppe, durchaus denkbar. Über der
Wendeltreppe des Schukafagrabes möchte man den gleichen Ober-
bau voraussetzen2.
Es ist damit erwiesen, daß die obere Architektur von Hasne in
Anlehnung an eine reale Villen- oder Palastarchitektur durchaus ver
stündlich ist, und daß man zu ihrer Erklärung keineswegs schwieriger
Ab- und Überleitungen bedarf. Nun kann es sich nur noch darum
handeln, nachzuweisen, daß das Ganze als Palastansicht möglich ist.
In Hasne drückt sich das Zurückweichen der Architektur
nur im Obergeschoß aus. Das Untergeschoß ist durchaus als ein-
flächig behandelt. Ebenso geschieht es in ed-Der. Nur das korin-
thische Grab zeigt eine geringe perspektivische Zurückziehung des
Untergeschosses, aber sie genügt nicht, um zu beweisen, daß beide
Etagen gleich weit zurückweichend gedacht sind. Immer ist nur
eine starke Vertiefung des Obergeschosses angedeutet. Das Unter-
geschoß dagegen bildet eine einheitliche, vor das Obergeschoß
vortretende Front, oder ist doch wenigstens nicht so stark ver-
tieft wie das Obergeschoß.
Das Original, dem das Grab nachgebildet ist, bestand also aus
einem unteren Stockwerk rechteckigen Grundrisses und einem
oberen Stockwerk, welches nur durch einen dreiteiligen nach vorn
geöffneten Säulenumgang gebildet wird.
Unser Denkmälervorrat gestattet uns, diese Form des Ober-
geschosses als tatsächlich vorhanden nachzuweisen. Das bekannte
in Pompei gefundene Prospektbild IX 7 (13) 3 zeigt im Oberstock
einer Villa dieselbe Anordnung3: eine mit zwei Flügeln rechtwink-
lig vorgreifende Säulenhalle, deren Vorsprünge durch Halbgiebel
1 Z. B. Rostowzew a. a. 0. Taf. YIT, 1; Abb.44; zur Tholos und den
Petrafassaden neuerdings auch Gaspari, Arch. Jahrb. XXXI 1916, S.56f.
2 Gefunden ist nichts: Sieglin-Schreiber I S. 119, Anm. 7.
3 Rostowzew a. a. 0. Abb. 28.
Rudolf Pagenstecher:
artigen Aufbauten, welche wir auf hellenistisch-römischen Villen
kennen, und die vereint mit Säulenhallen gar häufig auf den
Dächern zu finden sind1. Von dieser Seite steht der Wahrhaftig-
keit der peträischen Architektur also nichts entgegen.
Fragt man sich, zu welchem Zweck diese von Säulen getrage-
nen Obergeschosse dienten, so wird die Antwort leicht genug.
Man wandelte auf ihnen in der Abendkühle und mag auf ihnen
auch Gärten angelegt haben. Die Tholos wäre, wenn eine besondere
Erklärung für sie wünschenswert ist, als Mündungsschutz einer
zum Dach hinaufführenden Treppe, durchaus denkbar. Über der
Wendeltreppe des Schukafagrabes möchte man den gleichen Ober-
bau voraussetzen2.
Es ist damit erwiesen, daß die obere Architektur von Hasne in
Anlehnung an eine reale Villen- oder Palastarchitektur durchaus ver
stündlich ist, und daß man zu ihrer Erklärung keineswegs schwieriger
Ab- und Überleitungen bedarf. Nun kann es sich nur noch darum
handeln, nachzuweisen, daß das Ganze als Palastansicht möglich ist.
In Hasne drückt sich das Zurückweichen der Architektur
nur im Obergeschoß aus. Das Untergeschoß ist durchaus als ein-
flächig behandelt. Ebenso geschieht es in ed-Der. Nur das korin-
thische Grab zeigt eine geringe perspektivische Zurückziehung des
Untergeschosses, aber sie genügt nicht, um zu beweisen, daß beide
Etagen gleich weit zurückweichend gedacht sind. Immer ist nur
eine starke Vertiefung des Obergeschosses angedeutet. Das Unter-
geschoß dagegen bildet eine einheitliche, vor das Obergeschoß
vortretende Front, oder ist doch wenigstens nicht so stark ver-
tieft wie das Obergeschoß.
Das Original, dem das Grab nachgebildet ist, bestand also aus
einem unteren Stockwerk rechteckigen Grundrisses und einem
oberen Stockwerk, welches nur durch einen dreiteiligen nach vorn
geöffneten Säulenumgang gebildet wird.
Unser Denkmälervorrat gestattet uns, diese Form des Ober-
geschosses als tatsächlich vorhanden nachzuweisen. Das bekannte
in Pompei gefundene Prospektbild IX 7 (13) 3 zeigt im Oberstock
einer Villa dieselbe Anordnung3: eine mit zwei Flügeln rechtwink-
lig vorgreifende Säulenhalle, deren Vorsprünge durch Halbgiebel
1 Z. B. Rostowzew a. a. 0. Taf. YIT, 1; Abb.44; zur Tholos und den
Petrafassaden neuerdings auch Gaspari, Arch. Jahrb. XXXI 1916, S.56f.
2 Gefunden ist nichts: Sieglin-Schreiber I S. 119, Anm. 7.
3 Rostowzew a. a. 0. Abb. 28.