Alexandrinische Studien.
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also die Wanderung der Wandmalerei von Rom nach Alexan-
drien durchaus nicht aus dem Rahmen des Möglichen. War
doch auch die Architektur Roms zur Zeit des Augustus bereits
soweit vorgeschritten, daß sie den Osten mit neuen Baugedanken
versorgen konnte1, ja die tonangebende Baukunst geworden war.
Für die Übertragung der pompejanischen Dekorationssysteme
nach dem Osten haben wir noch einen besonders beweiskräftigen
Fall anzuführen. Weigand hat nachgewiesen und Watzinger hat
ihm zugestimmt, daß in der Architektur diejenigen Muschelnischen,
welche das Muschelschloß nach oben kehren, römischen, diejenigen,
bei welchen es unten liegt, östlichen Ursprungs sind2. Die lange Be-
weisreihe Weigands zeugt für die Richtigkeit seiner Behauptung.
In den pompejanischen Dekorationen dritten Stils nun sitzt das
Muschelschloß oben, bei der Mosaikfontäne in Neapel gleichfalls,
also kann von alexandrinischen Einflüssen keine Rede sein. Vor
allem aber: das eindrucksvollste Beispiel ,,pompejanischer<£ Deko-
ration im Osten, der große architektonische Kalenderfries der
Georgskirche in Saloniki3 hat ebenfalls das Muschelschloß oben,
als Ausnahme unter den aus dem Osten beigebrachten Beispielen
der Muscheldekoration! Damit ist jenes Monument, von dem aus
man am ehesten auf eine östliche perspektivische Architektur-
malerei hätte zurückschließen können, als von Italien entscheidend
beeinflußt erwiesen! An der Möglichkeit, auch die alexandrinischen
und pergamenischen Malereien aus Italien abzuleiten, kann da-
nach nicht mehr gezweifelt werden.
Die Wechselbeziehungen zwischen Alexandrien und dem
Westen setzen mit der Gründung der Stadt ein. Verfolgen können
wir sie mit Genauigkeit auf keramischem Gebiet. Noch bevor
Alexandrien die Erzeugnisse seiner Fayencefabriken nach Italien
sendet, importiert dieses seine eigene Keramik. Es haben sich so
zahlreich namentlich Gnathiagefäße, daneben aber auch rotfigu-
rige Vasen gefunden, daß man diesen Beziehungen die Bezeich-
nung der Zufälligkeit nicht mehr beilegen darf. Die alexandrini-
sche Ornamentik hat von der unteritalischen reiche Anregung
empfangen, die sich nicht nur in der Keramik, sondern auch in
1 Weigand, Arch. Jahrb. XXIX, 1914, S. 43ff.
2 Weigand a. a. 0. S. 66; Kohl-Watzinger, Antike Synagogen in
Galilaea, 29. Veröff. d. D. 0. G., 1916, S. 152.
3 Wulff, Altchristliche und byzantinische Kunst I S. 345 Abb. 309.
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also die Wanderung der Wandmalerei von Rom nach Alexan-
drien durchaus nicht aus dem Rahmen des Möglichen. War
doch auch die Architektur Roms zur Zeit des Augustus bereits
soweit vorgeschritten, daß sie den Osten mit neuen Baugedanken
versorgen konnte1, ja die tonangebende Baukunst geworden war.
Für die Übertragung der pompejanischen Dekorationssysteme
nach dem Osten haben wir noch einen besonders beweiskräftigen
Fall anzuführen. Weigand hat nachgewiesen und Watzinger hat
ihm zugestimmt, daß in der Architektur diejenigen Muschelnischen,
welche das Muschelschloß nach oben kehren, römischen, diejenigen,
bei welchen es unten liegt, östlichen Ursprungs sind2. Die lange Be-
weisreihe Weigands zeugt für die Richtigkeit seiner Behauptung.
In den pompejanischen Dekorationen dritten Stils nun sitzt das
Muschelschloß oben, bei der Mosaikfontäne in Neapel gleichfalls,
also kann von alexandrinischen Einflüssen keine Rede sein. Vor
allem aber: das eindrucksvollste Beispiel ,,pompejanischer<£ Deko-
ration im Osten, der große architektonische Kalenderfries der
Georgskirche in Saloniki3 hat ebenfalls das Muschelschloß oben,
als Ausnahme unter den aus dem Osten beigebrachten Beispielen
der Muscheldekoration! Damit ist jenes Monument, von dem aus
man am ehesten auf eine östliche perspektivische Architektur-
malerei hätte zurückschließen können, als von Italien entscheidend
beeinflußt erwiesen! An der Möglichkeit, auch die alexandrinischen
und pergamenischen Malereien aus Italien abzuleiten, kann da-
nach nicht mehr gezweifelt werden.
Die Wechselbeziehungen zwischen Alexandrien und dem
Westen setzen mit der Gründung der Stadt ein. Verfolgen können
wir sie mit Genauigkeit auf keramischem Gebiet. Noch bevor
Alexandrien die Erzeugnisse seiner Fayencefabriken nach Italien
sendet, importiert dieses seine eigene Keramik. Es haben sich so
zahlreich namentlich Gnathiagefäße, daneben aber auch rotfigu-
rige Vasen gefunden, daß man diesen Beziehungen die Bezeich-
nung der Zufälligkeit nicht mehr beilegen darf. Die alexandrini-
sche Ornamentik hat von der unteritalischen reiche Anregung
empfangen, die sich nicht nur in der Keramik, sondern auch in
1 Weigand, Arch. Jahrb. XXIX, 1914, S. 43ff.
2 Weigand a. a. 0. S. 66; Kohl-Watzinger, Antike Synagogen in
Galilaea, 29. Veröff. d. D. 0. G., 1916, S. 152.
3 Wulff, Altchristliche und byzantinische Kunst I S. 345 Abb. 309.