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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0051
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Alexandrinische Studien.

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fertigt wurde, es dem ausführenden Angestellten, dem ein Vorbild
wie das BissiNGSche Modell zur Hand war, zu langwierig wurde,
auch die feine Arbeit der Fußflügel auszuführen und daß deswegen
die Stuttgarter Bronze ohne diese in den Handel kam.
Hermes ist als Gott in olympischer Buhe dargestellt, nicht
als schwer arbeitender staubbedeckter sterblicher Palästrit. Sein
Blick schweift über die Kampfbahn hinweg, dem gebietenden oder
abwägenden Arme folgend: er kennt nichts als den • Sieg. Zwar
umfaßt die rechte Hand kräftig die Wurfscheibe, aber ein Wurf
scheint nicht beabsichtigt zu sein. So läßt sich denn auch ein
gleiches Motiv unter den sonst erhaltenen Diskoswerfern nicht
naehweisen1. Tritt bei diesen der linke Arm in Tätigkeit, so
handelt es sich entweder lediglich um eine Beflexbewegung, oder
es soll die Schwungkraft des rechten Armes verstärkt werden.
Die wenigen Figürchen, welche einen Diskoswerfer in völliger
Buhe zeigen, ermangeln des erhobenen linken Armes. Ein floren-
tinischer Jüngling senkt den linken Arm, während die rechte Hand
die Wurfscheibe leicht auf den Oberschenkel stützt; die Bronze
in Wien faßt den Diskos in derselben Weise wie unser Hermes,
erhebt aber die linke Hand zum Haupt. Auch unter den übrigen
erhaltenen Denkmälern von Diskoswerfern suchen wir den Typus
vergeblich. Ich kenne nur eine Darstellung aus dem Altertum,
die in gewissem Sinne mit der unsrigen verglichen werden kann:
einen geschnittenen Stein des Neapler Museums, den das Museo
Borbonico2 veröffentlichte: das zierliche Figürchen stimmt in
der Haltung des Körpers mit der Stuttgarter Statuette auf das
beste überein, nur ist die ruhige Stellung des Hermes in lebhaftere
Bewegung verwandelt. Es ist. ja auch kein Gott, den der Stempel-
schneider in den Stein eingraben wollte, sondern ein jugendlicher
Sterblicher, der den Diskos im Wettkampf handhabt. Im Ab-
druck, der allein der Statuette entspricht, befindet sich der Dis-
kos demzufolge richtig in der gesenkten, zum Wurf bereiten Hech-
ten. Da der Stein offenbar die dem Akt der Statuette unmittelbar
folgende Handlung eines Diskoswurfs zur Anschauung bringt, dürfen
wir den sonst nicht fern liegenden Schluß auf ein gemeinsames
Vorbild nicht ziehen: Der Stein ist eine vom Stuttgarter Hermes
1 Reinach, Rep. Stat. II, 544f.; III, 153; IV, 343f.
2 Museo Borbonico VII, 47, 8; Pistolesi V, 40; Förster spricht a. a. O.
170 versehentlich von einem Hermes.

Sitzungsberichte der Heidelb. Akad., philos.-bist. Kl. 1917. l'2.Abh.

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