Max Walleser:
aranä zum Gegenstand einer besonderen Untersuchung zu machen.
Die Tragweite einer solchen ist eine ganz andere und wohl auch
bedeutendere, handelt es sich doch bei der engen Beziehung, die
zwischen jenem Attribut und Subhüti, dem Verkünder der Prajfiä-
päramitä und hervorragendsten Träger des in ihr zum Ausdruck
gebrachten Leerheitsgedankens, besteht, vor allem um die so außer-
ordentlich wichtige und heute noch völlig ungeklärte, ja kaum
aufgeworfene Frage, ob und wie diese mit dem Namen des Subhüti
verknüpfte negativistische Fortbildung der Lehre des Buddha mit
dieser selbst in Verbindung gebracht werden könnte. Zwar von
dem Standpunkt des Buddhismus aus, zumal dem des Mahäyäna,
wäre diese Frage gegenstandslos; denn die Verteilung der ge-
samten kanonischen, dem Buddha in den Mund gelegten Literatur
auf verschiedene Lebensabschnitte des Meisters*) gehört trotz ihrer
handgreiflichen Absurdität für den überzeugten Anhänger der in
den nördlichen Ländern verbreiteten Lehre zu den unbezweifelbaren
Glaubenssätzen, während die Vertreter der im Süden — Ceylon,
Birma, Siam — bestehenden Dichtung sich immerhin fragen mögen,
wie die nicht in dem Kanon des Hlnayana enthaltenen, dem Buddha
zugeschriebenen Lehrtexte in dessen Lehrtätigkeit untergebracht
werden könnten. In viel höherem Maße noch ist aber diese Frage
geeignet, die wissenschaftliche Forschung zu beschäftigen, hängt
doch von ihrer Beantwortung auch in gewissem Umfange die Ent-
scheidung darüber ab, ob und inwieweit man überhaupt von einer
Zusammengehörigkeit des Prajnäpäramitä-Gedankens mit der Welt-
auffassung des älteren Buddhismus reden darf.
Was zunächst die zwei Stellen der Astasähasrikä1 2) und Vajra-
cchedikä3), denen sich eine weitere in der Satasähasrikä4) anschließt,
anbelangt, so kann über ihre ursprüngliche Identität kaum ein Zweifel
bestehen. Immerhin gibt die Überlieferung hinsichtlich der exakten
Wortgestaltung zu Zweifeln Anlaß. Während nämlich für die Va-
jracchedikä durch das dreimalig wiederholte Vorkommen der Form
arana- diese nicht nur handschriftlich gesichert ist, sondern auch als
1) Über die Einteilung der Lehrtätigkeit Buddhas in fünf Perioden vgl. H.
Haas in „Die orientalischen Religionen“ (Kultur der Gegenwart, Teil I, Abt. III 1),
p. 238; J. Edkins, Chinese Buddhism, London 1880, pp. 18, 180; meine Philosoph.
Grundlage des alt. Buddhismus, p. 2 ff.
2) Ed. Raj. Mitra, p. 6 I. 9; meine Übersetzung p. 36 1. 25.
3) Ed. M. Müller, p. 26 1. 12; meine Übs. p. 145 1. 20.
4) Ed. Bibi. Ind,, p. 502 1. 2 v. u.
aranä zum Gegenstand einer besonderen Untersuchung zu machen.
Die Tragweite einer solchen ist eine ganz andere und wohl auch
bedeutendere, handelt es sich doch bei der engen Beziehung, die
zwischen jenem Attribut und Subhüti, dem Verkünder der Prajfiä-
päramitä und hervorragendsten Träger des in ihr zum Ausdruck
gebrachten Leerheitsgedankens, besteht, vor allem um die so außer-
ordentlich wichtige und heute noch völlig ungeklärte, ja kaum
aufgeworfene Frage, ob und wie diese mit dem Namen des Subhüti
verknüpfte negativistische Fortbildung der Lehre des Buddha mit
dieser selbst in Verbindung gebracht werden könnte. Zwar von
dem Standpunkt des Buddhismus aus, zumal dem des Mahäyäna,
wäre diese Frage gegenstandslos; denn die Verteilung der ge-
samten kanonischen, dem Buddha in den Mund gelegten Literatur
auf verschiedene Lebensabschnitte des Meisters*) gehört trotz ihrer
handgreiflichen Absurdität für den überzeugten Anhänger der in
den nördlichen Ländern verbreiteten Lehre zu den unbezweifelbaren
Glaubenssätzen, während die Vertreter der im Süden — Ceylon,
Birma, Siam — bestehenden Dichtung sich immerhin fragen mögen,
wie die nicht in dem Kanon des Hlnayana enthaltenen, dem Buddha
zugeschriebenen Lehrtexte in dessen Lehrtätigkeit untergebracht
werden könnten. In viel höherem Maße noch ist aber diese Frage
geeignet, die wissenschaftliche Forschung zu beschäftigen, hängt
doch von ihrer Beantwortung auch in gewissem Umfange die Ent-
scheidung darüber ab, ob und inwieweit man überhaupt von einer
Zusammengehörigkeit des Prajnäpäramitä-Gedankens mit der Welt-
auffassung des älteren Buddhismus reden darf.
Was zunächst die zwei Stellen der Astasähasrikä1 2) und Vajra-
cchedikä3), denen sich eine weitere in der Satasähasrikä4) anschließt,
anbelangt, so kann über ihre ursprüngliche Identität kaum ein Zweifel
bestehen. Immerhin gibt die Überlieferung hinsichtlich der exakten
Wortgestaltung zu Zweifeln Anlaß. Während nämlich für die Va-
jracchedikä durch das dreimalig wiederholte Vorkommen der Form
arana- diese nicht nur handschriftlich gesichert ist, sondern auch als
1) Über die Einteilung der Lehrtätigkeit Buddhas in fünf Perioden vgl. H.
Haas in „Die orientalischen Religionen“ (Kultur der Gegenwart, Teil I, Abt. III 1),
p. 238; J. Edkins, Chinese Buddhism, London 1880, pp. 18, 180; meine Philosoph.
Grundlage des alt. Buddhismus, p. 2 ff.
2) Ed. Raj. Mitra, p. 6 I. 9; meine Übersetzung p. 36 1. 25.
3) Ed. M. Müller, p. 26 1. 12; meine Übs. p. 145 1. 20.
4) Ed. Bibi. Ind,, p. 502 1. 2 v. u.