Die Streitlosigkeit des Subhuti.
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Abschnittes verzeichnete Erklärung des Namens Subhuti als „gut
handelnd“ aufzufassen ist. Wenn dort gesagt wird, daß „Subhuti
stets die Leute zu beobachten pflegte“, so stellt sich dies zu der
Angabe des Avadäna-sataka, er habe den Streit mit den Leuten
dadurch vermieden, daß er überall erst das ,Weidegebiet4, d. h.
wohl die Verhältnisse und die Gesinnungen prüfte (gocaram avalo-
kayati), bevor er sich zum Bettelgang anschickte.
Es wäre für die Beurteilung der Entstehungs- und Entwick-
lungsgeschichte der auf Subhuti bezüglichen legendären Züge von
Wichtigkeit zu wissen, welcher Art die Beziehungen der „nördlichen“
Avadäna-Sammlungen, vor allem des Avadäna-sataka und des Divyä-
vadäna, zu dem älteren Schriftkanon sind. Diese Frage ist beson-
ders eingehend von Speyer in der (zweiten) Vorrede seiner Ausgabe
des Avadäna-sataka behandelt worden, nachdem schon Feer in
seiner Übersetzung des Werkes (Annales du Mus. Guimet XVIII)
eine Reihe von Parallelen mit der in dem Pali-Tipitaka enthaltenen
Sammlung entsprechender, hier apadäna genannter Texte — sie
bilden das bisher immer noch nicht veröffentlichte dreizehnte Buch
des Khuddaka-nikäya — festgestellt hatte. Wenn nun aber auch
diese Frage in dem Sinne zu beantworten ist, daß derartige Be-
ziehungen zwischen den „nördlichen“ Sammlungen und den „süd-
lichen“ Apadäna bestehen, so will aber auch eine solche Fest-
stellung solange noch nicht viel besagen, als nicht der Beweis dafür
erbracht ist, daß die im Khuddaka-nikäya enthaltenen Legenden als
echter und ursprünglicher Bestandteil des alten Kanons zu gelten
haben. Wenn es nun aber schon als feststehend betrachtet werden
kann, daß der Khuddaka-nikäya zu den spätesten Kompilationen
des Kanons gehört1), so gehören die Apadäna wiederum zu den
jüngsten Erzeugnissen dieser Sammlung2), und gerade mit Hinsicht
auf sie ist schon die auf den ersten Blick zwar befremdliche, aber
immerhin beachtenswerte Vermutung aufgestellt worden, ob nicht
den Verfassern einzelner (Pali-) Apadäna etwa buddhistische Sans-
krittexte Vorgelegen haben.3) Die Feststellung solcher Beziehungen
zum Pali-Tipitaka könnte also nur dann von Wert sein, wenn sich
die auf Subhuti bezüglichen Angaben der Sanskrit-Avadäna in den
*) Vgl. Winternitz, Geschichte der indischen Literatur, II. Band, I. Iiällte,
p. 61.
2) Winternitz, 1. c. p. 129. Vgl. Ed. Müller, GurupUjäkaumudT, p. 55 ff.
3) Sylvain Levy, Journ. As. 1908, s. 10, t. XII, p. 167 ff. Vgl. dagegen
Geiger, Pali, Literatur und Sprache (1916), p. 15.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1917. 13. Abh.
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Abschnittes verzeichnete Erklärung des Namens Subhuti als „gut
handelnd“ aufzufassen ist. Wenn dort gesagt wird, daß „Subhuti
stets die Leute zu beobachten pflegte“, so stellt sich dies zu der
Angabe des Avadäna-sataka, er habe den Streit mit den Leuten
dadurch vermieden, daß er überall erst das ,Weidegebiet4, d. h.
wohl die Verhältnisse und die Gesinnungen prüfte (gocaram avalo-
kayati), bevor er sich zum Bettelgang anschickte.
Es wäre für die Beurteilung der Entstehungs- und Entwick-
lungsgeschichte der auf Subhuti bezüglichen legendären Züge von
Wichtigkeit zu wissen, welcher Art die Beziehungen der „nördlichen“
Avadäna-Sammlungen, vor allem des Avadäna-sataka und des Divyä-
vadäna, zu dem älteren Schriftkanon sind. Diese Frage ist beson-
ders eingehend von Speyer in der (zweiten) Vorrede seiner Ausgabe
des Avadäna-sataka behandelt worden, nachdem schon Feer in
seiner Übersetzung des Werkes (Annales du Mus. Guimet XVIII)
eine Reihe von Parallelen mit der in dem Pali-Tipitaka enthaltenen
Sammlung entsprechender, hier apadäna genannter Texte — sie
bilden das bisher immer noch nicht veröffentlichte dreizehnte Buch
des Khuddaka-nikäya — festgestellt hatte. Wenn nun aber auch
diese Frage in dem Sinne zu beantworten ist, daß derartige Be-
ziehungen zwischen den „nördlichen“ Sammlungen und den „süd-
lichen“ Apadäna bestehen, so will aber auch eine solche Fest-
stellung solange noch nicht viel besagen, als nicht der Beweis dafür
erbracht ist, daß die im Khuddaka-nikäya enthaltenen Legenden als
echter und ursprünglicher Bestandteil des alten Kanons zu gelten
haben. Wenn es nun aber schon als feststehend betrachtet werden
kann, daß der Khuddaka-nikäya zu den spätesten Kompilationen
des Kanons gehört1), so gehören die Apadäna wiederum zu den
jüngsten Erzeugnissen dieser Sammlung2), und gerade mit Hinsicht
auf sie ist schon die auf den ersten Blick zwar befremdliche, aber
immerhin beachtenswerte Vermutung aufgestellt worden, ob nicht
den Verfassern einzelner (Pali-) Apadäna etwa buddhistische Sans-
krittexte Vorgelegen haben.3) Die Feststellung solcher Beziehungen
zum Pali-Tipitaka könnte also nur dann von Wert sein, wenn sich
die auf Subhuti bezüglichen Angaben der Sanskrit-Avadäna in den
*) Vgl. Winternitz, Geschichte der indischen Literatur, II. Band, I. Iiällte,
p. 61.
2) Winternitz, 1. c. p. 129. Vgl. Ed. Müller, GurupUjäkaumudT, p. 55 ff.
3) Sylvain Levy, Journ. As. 1908, s. 10, t. XII, p. 167 ff. Vgl. dagegen
Geiger, Pali, Literatur und Sprache (1916), p. 15.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1917. 13. Abh.
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