Metadaten

Walleser, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 13. Abhandlung): Die Streitlosigkeit des Subhūti: ein Beitrag zur buddhistischen Legendenentwicklung — Heidelberg, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37646#0019
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Streitlosigkeit des Subhuti.

19

chinesische Version des Anguttara-nikäya von der Pali-Überlieferung
mehr abweicht als irgendeine der anderen drei Sammlungen. In
einigen Teilen hat ihr Stil die Eigentümlichkeiten der Mahäyäna-
Texte. Selbst wo die Texte im großen und ganzen mit den Pali-
Texten übereinstimmen, sind die Unterschiede im einzelnen sehr
beträchtlich. Es sind starke Gründe dafür vorhanden, daß die
Version nach einem Texte gearbeitet wurde, der von einer Schule
überliefert wurde, die eine von dem Theraväda vielfach abweichende
Tradition hatte, möglicherweise von einem der Zweige der Mahä-
sänghika. Diese Vermutung wird mit Hinsicht darauf, daß die
zwei Anguttara-Übersetzer Dharmanandin und Sanghadeva aus Län-
dern stammten, in denen, wie wir auf Grund der Reiseberichte des
LIsüan1 2-chuang31) wissen, der Buddhismus fast ausschließlich in der
Gestalt des Sarvästiväda Eingang gefunden hatte, nämlich aus Tu-
kara und Kubhä2), ferner mit Rücksicht darauf, daß der chinesische
Abhidharma, an dessen Übertragung Dharmanandin beteiligt war3),
in der Fassung der Schule der Sarvästivädin vorliegt, noch genauer
dahin zu formulieren sein, daß die chinesische Version des Ekottara-
nikäya diejenige der Sarvästivädin ist, die übrigens ursprünglich
ohne Zweifel in Sanskrit abgefaßt war und von deren Urredaktion
sich wenn auch spärliche Bruchstücke in zentral-asiatischer Brahmi
in Idykutsari gefunden haben.4) Hieraus würde sich auch zwanglos
die bei einem Texte des älteren (Hlnayäna-)Kanons zunächst be-
fremdende, aber bei der mahäyänisierenden Tendenz der Sarvästi-
vädin-Schule5) erklärliche Neigung zur Betonung des negativistischen
Gedankens der Leerheit (Jünyata) verständlich machen lassen.
Diese Bemerkung ist nun auch hinsichtlich der uns beschäfti-
genden Stelle des Anguttara-nikäya 6) und ihrer chinesischen Parallele7)
1) Vgl. Rhys Davids, Journal of the Royal Asiatic Society, 1891, p. 414 ff.
2) Ghin. Ki-pin (Chb-pin1). Auch Marquart und de Groot (Festschrift Sachau
S. 260 f.) stimmen mit dieser Auffassung überein, trotz der gegenteiligen Be-
hauptung von 0. Franke, Ostasiatische Zeitschrift, Jahrgang IV (1915), Heft 3,
p. 208 n. 1 ; vgl. meine Erwiderung ebd. Jahrg. V (1916), Heft 4, p. 338.
3) Vgl. TE. XII. 7. 100b. Ferner J. Takaiojsu, On the Abhidharma Literature
of the Sarvästivädins, Journal of the Pali Text Society, 1905, p. 67 ff.
4) Vgl. R. Pischel, Bruchstücke des Sanskritkanons aus Idikutsari. Sitz.-Ber.
Berl. Akad. d. Wiss. XXV, 1904, p. 823 (SA. p. 17) ff.
5) Diese Tendenz kommt auch schon in den bezüglichen Abschnitten des
Kathävatthu, über deren Zuteilung zu den verschiedenen buddhistischen Sekten
wir durch die Kathävatthu-ppakarana-atthakathä (ed. Minayeff, Journal of the Pali
Text Society 1889) unterrichtet sind, zum Ausdruck.
6) Ang. v. I, p. 24. — 7) TE. XII. 1. 10 a.

2*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften