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Max Walleser:
insofern von Bedeutung, als sich von hier aus verstehen läßt, daß
auch schon bei der Charakteristik des Subhüti einerseits (d. h. in
der Pali-Rezension) als des aranä-viharin und dakkhineyya, anderer-
seits (d. h. in der chinesischen Version) als desjenigen, der gern
reine Gewänder trägt (TE. XII. 1. 9 b 17), dann aber auch des-
jenigen, der gerne in der Versenkung der Leerheit weilt und ihrem
schweigsam-erhabenen Sinne nachhängt (ebd. 10 a 14), der Gegen-
satz der älteren (Pali) und der jüngeren (chinesischen) Auffassung,
der aber im Grunde genommen nur ein Lehrunterschied zwischen
Vibhajya-väda und Sarvästi-väda ist, zum Ausdruck kommt. Der
Subhüti der chinesischen Version ist eben schon der Verkünder der
Prajnäpäramitä, der Träger des mahäyänistischen Gedankens der
Leerheit, und hat als solcher mit dem ,,in der Konzentration der
Streitlosigkeit wohnenden“ Subhüti des Avadäna-sataka und über-
haupt des Hinayäna kaum noch den Namen gemeinsam. Immerhin:
ein Konnex zwischen älterer und jüngerer Auffassung ist vorhanden,
und wenn wir in den verschiedenen Versionen der Prajnäpäramitä,
und zwar nicht nur in der wohl ältesten der Astasähasrikä, sondern
auch der Satasähasrikä und sogar in der vielleicht erst im vierten
Jahrhundert n. Chr. entstandenen Vajracchedikä1) Subhüti unter
Anlehnung an die in der Pali-Rezension des Anguttara-nikäya ver-
tretene ältere Überlieferung als den aranä-vihärinäm agratäyäm nirdi-
sta bezeichnet finden, so zeigt uns die chinesische Version des
Ekottarägama, die gewissermaßen auf der Grenzscheide zwischen
hlnayänistischer und mahäyänistischer Auffassung steht, wie wir die
Möglichkeit einer solchen inneren Beziehung zwischen jüngerer und
älterer Dogmatik zu verstehen haben.
Sie gibt aber zugleich auch zu erkennen, wie eine Erweiterung
der Charakteristik des Subhüti im Laufe der späteren mahäyänisti-
schen Entwicklung nach der Richtung hin erfolgte, daß ihm mehr
und mehr solche Züge zugeteilt werden, die seine hauptsächliche
Wirksamkeit als Lehrer der Prajnäpäramitä und Verkünder der
Leerheit verständlich machen sollen. So die im Fan-i-min-i-chi
unter (1) (s. oben S. 13.16) verzeichnete Sage, bei seiner Geburt sei die
Wohnung völlig leer gewesen und deshalb sei er ,,in Leerheit ge-
boren“ genannt worden, oder die ebenda unter (5) mitgeteilte, nach
der sein Eßgeschirr, wenn auch völlig leer, sich auf seinen Wunsch
von selbst füllte. Diese Legenden können sich erst gebildet haben,
nachdem Subhüti als bedeutendster Vertreter des mnya-väda, der
') Vgl. meine „Prajnaparamita“ p 3.
Max Walleser:
insofern von Bedeutung, als sich von hier aus verstehen läßt, daß
auch schon bei der Charakteristik des Subhüti einerseits (d. h. in
der Pali-Rezension) als des aranä-viharin und dakkhineyya, anderer-
seits (d. h. in der chinesischen Version) als desjenigen, der gern
reine Gewänder trägt (TE. XII. 1. 9 b 17), dann aber auch des-
jenigen, der gerne in der Versenkung der Leerheit weilt und ihrem
schweigsam-erhabenen Sinne nachhängt (ebd. 10 a 14), der Gegen-
satz der älteren (Pali) und der jüngeren (chinesischen) Auffassung,
der aber im Grunde genommen nur ein Lehrunterschied zwischen
Vibhajya-väda und Sarvästi-väda ist, zum Ausdruck kommt. Der
Subhüti der chinesischen Version ist eben schon der Verkünder der
Prajnäpäramitä, der Träger des mahäyänistischen Gedankens der
Leerheit, und hat als solcher mit dem ,,in der Konzentration der
Streitlosigkeit wohnenden“ Subhüti des Avadäna-sataka und über-
haupt des Hinayäna kaum noch den Namen gemeinsam. Immerhin:
ein Konnex zwischen älterer und jüngerer Auffassung ist vorhanden,
und wenn wir in den verschiedenen Versionen der Prajnäpäramitä,
und zwar nicht nur in der wohl ältesten der Astasähasrikä, sondern
auch der Satasähasrikä und sogar in der vielleicht erst im vierten
Jahrhundert n. Chr. entstandenen Vajracchedikä1) Subhüti unter
Anlehnung an die in der Pali-Rezension des Anguttara-nikäya ver-
tretene ältere Überlieferung als den aranä-vihärinäm agratäyäm nirdi-
sta bezeichnet finden, so zeigt uns die chinesische Version des
Ekottarägama, die gewissermaßen auf der Grenzscheide zwischen
hlnayänistischer und mahäyänistischer Auffassung steht, wie wir die
Möglichkeit einer solchen inneren Beziehung zwischen jüngerer und
älterer Dogmatik zu verstehen haben.
Sie gibt aber zugleich auch zu erkennen, wie eine Erweiterung
der Charakteristik des Subhüti im Laufe der späteren mahäyänisti-
schen Entwicklung nach der Richtung hin erfolgte, daß ihm mehr
und mehr solche Züge zugeteilt werden, die seine hauptsächliche
Wirksamkeit als Lehrer der Prajnäpäramitä und Verkünder der
Leerheit verständlich machen sollen. So die im Fan-i-min-i-chi
unter (1) (s. oben S. 13.16) verzeichnete Sage, bei seiner Geburt sei die
Wohnung völlig leer gewesen und deshalb sei er ,,in Leerheit ge-
boren“ genannt worden, oder die ebenda unter (5) mitgeteilte, nach
der sein Eßgeschirr, wenn auch völlig leer, sich auf seinen Wunsch
von selbst füllte. Diese Legenden können sich erst gebildet haben,
nachdem Subhüti als bedeutendster Vertreter des mnya-väda, der
') Vgl. meine „Prajnaparamita“ p 3.