Metadaten

Walleser, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 13. Abhandlung): Die Streitlosigkeit des Subhūti: ein Beitrag zur buddhistischen Legendenentwicklung — Heidelberg, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37646#0036
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
36

Max Walleser:

erwarten könnte. Was hierbei auf den ersten Blick rätselhaft er-
scheint, erklärt sich sehr einfach so, daß, sobald einmal Subhüti
in die Stellung eines Evangelisten des Leerheits-Gedankens eintrat
— allerdings: warum gerade er dazu bestimmt wurde, muß dahin
gestellt bleiben —, er sich durchaus dem neuen Milieu mahäyä-
nistischer Uber- und Unnatürlichkeit anzupassen hatte. So dürfen
wir keinen Anstoß daran nehmen, daß er beständig die Gedanken
seiner Mitunterredner errät, daß er nicht aus eigener Kraft, sondern
durch die Macht des Buddha (genauer „durch Buddha-Kraft“) die
Vollkommenheit der Erkenntnis lehrt1), daß sogar die dem sich
mit der Bitte um Unterweisung an ihn wenden, vor allem Sakra,
der Götterfürst (devanam indrah), selbst2). So erklärt sich ferner
auch, wie aus der einfachen Streitlosigkeit (cirana) ein Samädhi,
d. i. eine Versenkung, Konzentration werden konnte. Wenn auch
zugegeben werden mag, daß die alte Erzählung, wenn sie den Su-
bhüti vor dem Empfang der Bettelgabe sich in das jhana (Betrach-
tung) der Streitlosigkeit vertiefen läßt, jener Umbildung schon vor-
gearbeitet hatte, wenn wir ferner auch in Betracht ziehen, daß schon
in der älteren Pali-Literatur samädhi gelegentlich im Sinne von
jhana verwendet wird3), so ist doch zu bedenken, daß samädhi in
viel höherem Maße als jhana eine Eigenschaft der Arhant bezeichnet4)
und zu dem Bilde, das wir uns von dem ^rävaka Subhüti der alten
Legenden zu machen gezwungen sind, nicht recht passen will.
Immerhin kennt auch der Pali-Buddhismus einen sarano wie einen
arano samädhi5), aber der Text, dem wir diese Angabe entnehmen,
ist so später Entstehung6), daß es bedenklich erscheint, ihn als auto-
Q Astasähasrikä, p. 4; Vf., Prajnäpäramitä, p. 35. — 2) Astasäk., p. 46.
3) Vgl. Childers s. samädhi: „It is sometimes conf'ounded with jhana“ (ebd.
Quellennachweise für diesen Gebrauch); Heiler, Festschrift f. Kuhn (1916), p. 359.
4) Vgl. Childers s. v. : „ As a teehnical term samädhi is a state of super-
natural tranquillity or calm, and is one of the most characteristic attributes of
the Arhat.“ Vgl. ferner Rhys Davids, Yogävacara’s Manual (PTS. 1896) p. XXVII ff.
6) Netti-pakarana, ed. E. Hardy (1902), p. 77.
6) Nach E. Hardy, 1. c. Intr. p. XXIX, fällt er in „the beginnings of our
era or thereabouts“, ebd. p. XXXII: „about the beginnings or shortly later.“ Vgl.
Winternitz, Buddh. Literatur (1913), p. 163f. Da indessen in den bis jetzt ver-
öffentlichten Werken des Buddhaghosa (1. c. p. XIV) die Netti weder zitiert noch
erwähnt wird, ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, daß sie erst nach ihm ab-
gefaßt wurde, also nicht erheblich früher als der zugehörige Kommentar des
Dhammapäla (5. Jahrh.). Auch lassen die einleitenden Verse von Dhammapälas
Kommentar (ebd. p. X) die Möglichkeit offen, daß Dhammapäla selbst die Netti
abgefaßt habe.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften