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Walleser, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 13. Abhandlung): Die Streitlosigkeit des Subhūti: ein Beitrag zur buddhistischen Legendenentwicklung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37646#0038
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38

Max Walleser:

beschreibung verflechten, die jene seine spätere Tätigkeit gewisser-
maßen voraussehen, sie als eine wunderbar prädestinierte erscheinen
lassen sollen. Hierzu gehört vor allem jene legendäre Erzählung,
nach der Subhüti in einem völlig leeren Hause geboren und nach
der dieser erste Eindruck so tief haften geblieben wäre, daß der
Gedanke des Leeren sein ganzes späteres Denken bestimmt habe [vgl.
unter (1) der chinesischen Liste oben S. 13]; ferner jene andere, ebenda
unter (5) verzeichnete, nach der sich sein leeres Eßgeschirr auf seinen
Wunsch stets von selber füllte. Diese widerspruchsvolle Verbindung-
ältester, auf das Avadäna-^ataka zurückzuführender Einzelzüge im
Bilde des Subhüti mit der eindrucksvollen Gestalt, welche uns in
der Literatur des Mahäyäna als Bodhisattva und hervorragendster
Jünger des Buddha wie als scharfsinnigster Kenner der Prajnäpä-
ramitä entgegentritt, ist aber auch heute noch Gegenstand des
frommen Glaubens in Tibet, wie aus den Mitteilungen von Sarat
Candra Das im Journal of the Asiatic Society of Bengal, vol. LI
(1882), p. 15 hervorgeht, die er selbst „den Werken der indischen
Pandits, die in Tibet arbeiteten, entnahm.“1) Auch hinsichtlich
des Begriffs der aranä, die den Gegenstand der vorliegenden Ab-
handlung bildete, sind jene Angaben nicht ganz ohne Interesse, in-
dem er in allerdings recht versteckter und entstellter Fassung folgen-
dem Satze zugrunde liegt: „Buddha also had remarked that 'arnong
the galaxy of the learned, Subhüti shines like Venus (the Morning
Star)’.“ Es liegt auf der Hand, daß diesem Zitat das uns geläufige
aranä-vihärinäm agratäyäm nirdistali zugrunde liegt, wobei an Stelle
des im klassischen Sanskrit wohl kaum belegten und selbst im
buddhistischen nur äußerst seltenen Wortes aranä das geläufigere
aruna, „die Farbe des Morgens im Gegensatz zum Schwarz der

J) „Obtained from the works of the Indian Pandits who laboured in Tibet.“
Es ist hierbei allerdings nicht recht ersichtlich, ob unter diesen „Werken“ solche
der indischen Emissäre zu verstehen sind, die, wie Sarat Candra Das selbst im
Aufträge der englischen Regierung zum Zwecke der Landvermessung und sonstigen
Kundschaftung in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Tibet durch-
streiften (vgl, desselben Verfassers „Journey to Lhasa and Central Tibet“, London
1904, mit bezüglichem Vorwort von W. W. Rockhill), oder aber schriftliche Auf-
zeichnungen jener indischen Pandits, die etwa vom 8. Jahrh. n. Chr. an nach Tibet
kamen und hier hauptsächlich durch Übersetzungen aus dem Sanskrit ins Tibe-
tische die buddhistische Lehre propagierten. Ich möchte die an erster Stelle ge-
kennzeichnete Auffassung um so eher für die richtige halten, als nichts davon
bekannt ist, daß jene früheren Pandits selbst Berichte über ihre Erlebnisse in
Tibet hinterlassen haben.
 
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