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Max Walleser:
zuerkennen, wenn die Entscheidung über die Zulässigkeit der Deutung
von rana als buddhistischen terminus technicus überhaupt von dem
Sprachgebrauch des Rgveda abhängig gemacht werden könnte. Im
übrigen hat sich Geldner, falls die Anordnung der Bedeutungen von
rana in dem Glossar seines „Rigveda in Auswahl“ überhaupt so
aufzufassen ist, daß er „Liebeslust“ als die Grundbedeutung be-
trachtet, mit seinen eigenen Erörterungen Vedische Studien II, p. 39
zu RV. X. 86. 12 in einen kaum erklärlichen Widerspruch gesetzt,
indem er sich hier folgendermaßen ausspricht: ,,Ved. und kl. ran
sind nicht völlig zu trennen, nur hat die spätere Sprache die Be-
griffseinschränkung der älteren aufgegeben; ran ist im Veda laut
werden von der lärmenden lauten Fröhlichkeit, besonders des
betrunkenen Indra. Die ved. Begriffsskala ist also laut — fröh-
lich sein. Ein ähnlicher Begriffswechsel besteht zwischen dem
deutschen «rauschen» und «Rausch» usw. Falls Geldner auch
heute noch an dieser durchaus einleuchtenden Aufstellung festhält
— und ich könnte nicht verstehen, warum es nicht der Fall sein
sollte —, so würde sich daraus ergeben, daß nicht einmal Geldner,
auf den sich Franke als einzige Autorität für seine Auffassung von
rana stützt und stützen kann, den Begriff der voluptas zugrunde legt.
Nun hat ja allerdings Franke schon in seiner Besprechung
meiner TTajnäpäramitä’, wo er sich zum ersten Male über seine
Auffassung von aranaviharin und aranyaviharin äußerte, die nach
seiner Auffassung „natürlich nicht «in der Streitlosigkeit wohnend»
bedeuten, sondern in «Lustlosigkeit verharrend», oder ähnlich“,
durch die Beifügung des Zitates „vgl. auch Morris, Journ. of the
Pali Text Soc. 1893, S. 3“ den Anschein erweckt, als ob es sich
bei seiner eigenen Übersetzung um eine längst erwiesene und wissen-
schaftlich anerkannte Tatsache handle, oder daß er doch zum min-
desten Morris, dessen Autorität als Palikenner ich in keiner Weise
bestreiten möchte, in dem vorliegenden Falle auf seiner Seite habe.1)
Dem ist aber keineswegs so. Unter Bezugnahme auf die Stelle
Divyävadäna p. 401 1. 4, wo die Fierausgeber den Ausdruck durch
hiermit’, mit einem Fragezeichen, übersetzt hatten, schreibt er fol-
gendes: „The correct reading is aranavihäri, a term that occurs in
Anguttaranikäya I, XIV, 2 and Petavatthu, IV, 1, 33, signifying
«living free from care». Accorcling to the commentary on the
Petavatthu, it is equivalent to mettavihan, 'living in friendship’,
Triendly disposed’; but see mettavihan, in Anguttara Nikäya I,
x) Deutsche Lit.-Zeit., 1915, Nr. 88, col. 1936.
Max Walleser:
zuerkennen, wenn die Entscheidung über die Zulässigkeit der Deutung
von rana als buddhistischen terminus technicus überhaupt von dem
Sprachgebrauch des Rgveda abhängig gemacht werden könnte. Im
übrigen hat sich Geldner, falls die Anordnung der Bedeutungen von
rana in dem Glossar seines „Rigveda in Auswahl“ überhaupt so
aufzufassen ist, daß er „Liebeslust“ als die Grundbedeutung be-
trachtet, mit seinen eigenen Erörterungen Vedische Studien II, p. 39
zu RV. X. 86. 12 in einen kaum erklärlichen Widerspruch gesetzt,
indem er sich hier folgendermaßen ausspricht: ,,Ved. und kl. ran
sind nicht völlig zu trennen, nur hat die spätere Sprache die Be-
griffseinschränkung der älteren aufgegeben; ran ist im Veda laut
werden von der lärmenden lauten Fröhlichkeit, besonders des
betrunkenen Indra. Die ved. Begriffsskala ist also laut — fröh-
lich sein. Ein ähnlicher Begriffswechsel besteht zwischen dem
deutschen «rauschen» und «Rausch» usw. Falls Geldner auch
heute noch an dieser durchaus einleuchtenden Aufstellung festhält
— und ich könnte nicht verstehen, warum es nicht der Fall sein
sollte —, so würde sich daraus ergeben, daß nicht einmal Geldner,
auf den sich Franke als einzige Autorität für seine Auffassung von
rana stützt und stützen kann, den Begriff der voluptas zugrunde legt.
Nun hat ja allerdings Franke schon in seiner Besprechung
meiner TTajnäpäramitä’, wo er sich zum ersten Male über seine
Auffassung von aranaviharin und aranyaviharin äußerte, die nach
seiner Auffassung „natürlich nicht «in der Streitlosigkeit wohnend»
bedeuten, sondern in «Lustlosigkeit verharrend», oder ähnlich“,
durch die Beifügung des Zitates „vgl. auch Morris, Journ. of the
Pali Text Soc. 1893, S. 3“ den Anschein erweckt, als ob es sich
bei seiner eigenen Übersetzung um eine längst erwiesene und wissen-
schaftlich anerkannte Tatsache handle, oder daß er doch zum min-
desten Morris, dessen Autorität als Palikenner ich in keiner Weise
bestreiten möchte, in dem vorliegenden Falle auf seiner Seite habe.1)
Dem ist aber keineswegs so. Unter Bezugnahme auf die Stelle
Divyävadäna p. 401 1. 4, wo die Fierausgeber den Ausdruck durch
hiermit’, mit einem Fragezeichen, übersetzt hatten, schreibt er fol-
gendes: „The correct reading is aranavihäri, a term that occurs in
Anguttaranikäya I, XIV, 2 and Petavatthu, IV, 1, 33, signifying
«living free from care». Accorcling to the commentary on the
Petavatthu, it is equivalent to mettavihan, 'living in friendship’,
Triendly disposed’; but see mettavihan, in Anguttara Nikäya I,
x) Deutsche Lit.-Zeit., 1915, Nr. 88, col. 1936.