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Max Walleser:
jnäpäramitä, die den Ausgangspunkt der vorliegenden Abhandlung
bildete, näher zu bestimmen, so dürfte sich die enge Zusammen-
gehörigkeit der in beiden Erklärungen zum Ausdruck kommenden
Vorstellungen, die sich in fast gleichem Wortlaut äußert, kaum
bestreiten lassen. Auch ist es uns möglich, die Art der Abhängig-
keitsbeziehungen zwischen den beiden Definitionen näher zu be-
stimmen, indem nicht nur Vasubandhu, der Verfasser des Abhidha-
rmakosa und der zugehörigen Vyäkhyä, häufig von Simhabhadra
zitiert1), sondern der Abhidharmakosa selbst gelegentlich als Quelle
angeführt wird.2) Da aber der letztere Text selbst der Sarvästi-
väda-Schule angehört, so ergibt sich hieraus, daß auch von den
Theoretikern des Mahäyäna die Ansichten der Sarvästiväclin als
der korrekte Ausdruck buddhistischer Lehrmeinung betrachtet und
demgemäß auch verwertet wurden.
Mit Hinsicht auf Subhüti aber, der als arana-viharinam agratäyäm
nirdistah die mittelbare Veranlassung zu Simhabhadras Definition
bot, wird man sagen dürfen, daß sich eben unter dem Eindruck
jener scholastischen Definition sein Charakterbild als das einer legen-
dären Gestalt schon des alten Buddhismus erheblich veränderte.
Noch in den Legenden der Manoratha-püranl des Buddhaghosa,
der doch selbst schon in dem fünften Jahrhundert n. Chr. lebte,
tritt er uns als der Bettelmönch entgegen, der durch sein liebens-
würdiges Wesen, seine Nächstenliebe (metta) und „Streitlosigkeit“
Carana) der Würdigste ist beschenkt zu werden, entsprechend der
Strophe des Petavatthu (IV. I. 33):
sakhüo vadannu suvaco sumukho
svagamo suppatiimdtaJw ca
punnassa lchettam aranävihän (ed. °na°)
devamcmussanam ca dahkhineyyo.3)
„Freundlich, leutselig, mit gutem Wort und gutem Antlitz, gelegen
kommend und in zutreffender Weise erwidernd, ist er ein Saatfeld
des Verdienstes, der in Streitlosigkeit Wohnende, der Ehrung durch
Götter und Menschen würdig.“
b Tanjur mdo VI (cha) (NE) ff. 50b 1. 3, 87a 6, 403 a 5 u. a. a. 0.
2) Z. B. 290 b 3: chos-mnon-pa-mdsod-las / ji-ltar bzod chen slcad dg ma //
gdg yin de-bshin chos-hyi mdiog /
3) Hierzu der Kommentar des Dhammapäla Paramattha-Dipani (ed. Pali
Text Soc.) Part III, p. 230: SaJchilo ti mudu. Suvaco ti subbaco. Svägamo
ti sutthu ägatägamo. Suppatim uttaho cä ti sutthu patimuttabhäni ti attho.
Ar an avihäri ti mettävihäri.
Max Walleser:
jnäpäramitä, die den Ausgangspunkt der vorliegenden Abhandlung
bildete, näher zu bestimmen, so dürfte sich die enge Zusammen-
gehörigkeit der in beiden Erklärungen zum Ausdruck kommenden
Vorstellungen, die sich in fast gleichem Wortlaut äußert, kaum
bestreiten lassen. Auch ist es uns möglich, die Art der Abhängig-
keitsbeziehungen zwischen den beiden Definitionen näher zu be-
stimmen, indem nicht nur Vasubandhu, der Verfasser des Abhidha-
rmakosa und der zugehörigen Vyäkhyä, häufig von Simhabhadra
zitiert1), sondern der Abhidharmakosa selbst gelegentlich als Quelle
angeführt wird.2) Da aber der letztere Text selbst der Sarvästi-
väda-Schule angehört, so ergibt sich hieraus, daß auch von den
Theoretikern des Mahäyäna die Ansichten der Sarvästiväclin als
der korrekte Ausdruck buddhistischer Lehrmeinung betrachtet und
demgemäß auch verwertet wurden.
Mit Hinsicht auf Subhüti aber, der als arana-viharinam agratäyäm
nirdistah die mittelbare Veranlassung zu Simhabhadras Definition
bot, wird man sagen dürfen, daß sich eben unter dem Eindruck
jener scholastischen Definition sein Charakterbild als das einer legen-
dären Gestalt schon des alten Buddhismus erheblich veränderte.
Noch in den Legenden der Manoratha-püranl des Buddhaghosa,
der doch selbst schon in dem fünften Jahrhundert n. Chr. lebte,
tritt er uns als der Bettelmönch entgegen, der durch sein liebens-
würdiges Wesen, seine Nächstenliebe (metta) und „Streitlosigkeit“
Carana) der Würdigste ist beschenkt zu werden, entsprechend der
Strophe des Petavatthu (IV. I. 33):
sakhüo vadannu suvaco sumukho
svagamo suppatiimdtaJw ca
punnassa lchettam aranävihän (ed. °na°)
devamcmussanam ca dahkhineyyo.3)
„Freundlich, leutselig, mit gutem Wort und gutem Antlitz, gelegen
kommend und in zutreffender Weise erwidernd, ist er ein Saatfeld
des Verdienstes, der in Streitlosigkeit Wohnende, der Ehrung durch
Götter und Menschen würdig.“
b Tanjur mdo VI (cha) (NE) ff. 50b 1. 3, 87a 6, 403 a 5 u. a. a. 0.
2) Z. B. 290 b 3: chos-mnon-pa-mdsod-las / ji-ltar bzod chen slcad dg ma //
gdg yin de-bshin chos-hyi mdiog /
3) Hierzu der Kommentar des Dhammapäla Paramattha-Dipani (ed. Pali
Text Soc.) Part III, p. 230: SaJchilo ti mudu. Suvaco ti subbaco. Svägamo
ti sutthu ägatägamo. Suppatim uttaho cä ti sutthu patimuttabhäni ti attho.
Ar an avihäri ti mettävihäri.