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Asmus, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 3. Abhandlung): Der Alkibiades-Kommentar des Jamblichos als Hauptquelle für Kaiser Julian — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37636#0010
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10

Rudolf Asmus:

aufweist (s. 134, 22 Anm. über αρχηγέτης bezw. αρχηγός und vgl.
namentlich 19,15 (= 0227) άντιπελαργεΐν mit 135E; 34, 14ff::
U9D; 163, 1 f f.: 134E).
Die von uns gesuchte Vorlage war unzweifelhaft der Kommen-
tar des Jamblichos zu dem „größeren Alkibiades“. Für
dieses allem Anschein nach sehr ausführliche1 Werk konnte der
Syrer ja von seinem synkretistischen Standpunkt aus dasselbe
exegetische Material verwenden wie für seine Aufhellung der
pythagoreischen Weisheit. Wir kennen es freilich nur noch aus
den bereits erwähnten Erläuterungen,, die Proklos und der von
ihm abhängige Olympiodoros zu demselben Gespräch verfaßt
haben. Indes zeigen diese beiden Schriften, auf die auch die
spärlichen Scholien zurückgehen, eine sehr weitgehende Be-
einflussung durch den θείος Ιάμβλιχος (so P 11; 25; 84; 88; 126,
0 110; ohne ein solches Attribut P13; 0 2; 59). Leider ist die
Erklärung des älteren Interpreten bloß noch bis 116A und selbst
in diesem ersten Teil nicht ganz lückenlos erhalten. Das zweite
und das letzte Drittel, die von der Selbst- und der dadurch ver-
mittelten Gottes-Erkenntnis handelten und daher mit ihren den
gewöhnlichen Wortsinn vertiefenden Auslegungen für die Mystik
ihres Textes eine unschätzbare Quelle abgeben würden, sind ver-
loren gegangen: sicher nicht zufällig, sondern wegen der hier allzu
deutlich durchblickenden Polemik gegen das nur der irdischen
statt der himmlischen Liebe huldigende Christentum (s. P33ff.
und besonders 264). Nun beruft sich auch der Apostat (IV 189, 16;
195, 14; 204, 17; VI 243, 26; VII 281, 18; 288, 5; Epist. 27, 518, 13;
Epist. 4*, 8; Fr. 6, 609, 12) mit derselben frommen Verehrung wie
PO auf den Syrer, den er z. B. VI 243, 26; VII 288, 5 ό δαιμόνιος
nennt und VII 281, 18 als den Mann bezeichnet, den er μετά τούς
θεούς so hoch verehre und bewundere wie den Aristoteles und
Platon (vgl. IV 204, 11; Epist. 4*, 8 ό θείος; Epist. 27, 518, 13 6
θειότατος). Wir dürfen daher wohl nicht nur da, wo die Beziehung
zu dem „Alkibiades“ selbst klar liegt, sondern auch überall da,
wo Julian mit diesen beiden Exegeten mutatis mutandis überein-
stimmt, unbedenklich die gemeinsame Quelle in dem jamblichischen
Kommentar vermuten. An den zahlreichen Stellen, wo er sich
selbst wiederholt, ist diese Annahme um so mehr geboten.

1 So widmet z. B. auch noch P allein dem Worte οίμαι (103A) drei
volle Seiten.
 
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