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Alfred von domaszewski: Der Staatsfriedhof der Athener.
war. Die sich flach erhebende linke Hälfte des accensus ist die
Fahrbahn, auf der die mächtigen, eisenbeschlagenen Belagerungs-
türme und die schweren Wurfmaschinen bequem auf die Höhe
der Plattform emporgerollt werden konnten. Diese zweimal stark
und tief abgestützte Plattform ist der feste Standplatz für die
Maschinen. Die Balkenlagen vor dem Kopfende decken den agger
gegen das Dipylon, von wo die Wurfmaschinen der Verteidiger
wirken1. Die Seitenwände des agger erstreckten sich in flacher
Böschung noch über die Straßen, die dem μνήμα entlang liefen,
und über die Grabstätten der Gegenseite2.
Es wird Sulla gewesen sein, der bei der Belagerung Athens
in dem μνήμα des fünften Jahrhunderts nur noch die brauchbare
Grundlage eines Belagerungsdammes erkannte, zum Angriff auf
das Dipylon, dem gewaltigen Festungstore Athens. Da aber Attica
so arm war an Holz und Erde, so ließ er die Aufschüttung auch durch
die Erde der geringeren Gräber des μνήμα des vierten Jahrhunderts
und der Denkmäler des Fremdenfriedhofes auffüllen.
Als die Athener nach dem Abzüge Sullas, der in seiner Weise
die großen Toten Athens geachtet hatte3, daran gingen, den Stolz
ihrer Stadt von dem Greuel der Verwüstung zu befreien, gaben
sie den Denkmälern, die noch aufrecht standen, jene Gestalt, in
der Pausanias sie sah.
Sein geschichtliches Wissen dankt Pausanias vielleicht dem
Menekles, der in seiner Beschreibung des Kerameikos, in der Zeit
vor Sulla, die Gräber des μνήμα nach ihren Schlachtorten be-
zeichnete4. Auch den wohlangelegten Plan des Bundganges hat
nicht Pausanias erdacht, sondern die Athener seiner Zeit5, die
den Fremden den Weg durch die Denkmäler ihrer Heimat wiesen.
1 Cäsar b. c. 2, 15. Josephus b. J. 3, 7, 8.
2 Vgl. den Damm vor Masada, Brünnow, Provincia Arabia 111,225, der
bei dem völligen Mangel an Holz mit mächtigen Steinlagen abgedeckt war.
3 Plutarch, Sulla 14. Florus 1, 40, 10.
4 Müller, Frag. Hist. Gr. IV, 449. Vgl. oben S. 5. 10. 12. 14.
5 Vgl. S. 14. Man hört an der Stilisierung noch den Periegeten heraus.
Alfred von domaszewski: Der Staatsfriedhof der Athener.
war. Die sich flach erhebende linke Hälfte des accensus ist die
Fahrbahn, auf der die mächtigen, eisenbeschlagenen Belagerungs-
türme und die schweren Wurfmaschinen bequem auf die Höhe
der Plattform emporgerollt werden konnten. Diese zweimal stark
und tief abgestützte Plattform ist der feste Standplatz für die
Maschinen. Die Balkenlagen vor dem Kopfende decken den agger
gegen das Dipylon, von wo die Wurfmaschinen der Verteidiger
wirken1. Die Seitenwände des agger erstreckten sich in flacher
Böschung noch über die Straßen, die dem μνήμα entlang liefen,
und über die Grabstätten der Gegenseite2.
Es wird Sulla gewesen sein, der bei der Belagerung Athens
in dem μνήμα des fünften Jahrhunderts nur noch die brauchbare
Grundlage eines Belagerungsdammes erkannte, zum Angriff auf
das Dipylon, dem gewaltigen Festungstore Athens. Da aber Attica
so arm war an Holz und Erde, so ließ er die Aufschüttung auch durch
die Erde der geringeren Gräber des μνήμα des vierten Jahrhunderts
und der Denkmäler des Fremdenfriedhofes auffüllen.
Als die Athener nach dem Abzüge Sullas, der in seiner Weise
die großen Toten Athens geachtet hatte3, daran gingen, den Stolz
ihrer Stadt von dem Greuel der Verwüstung zu befreien, gaben
sie den Denkmälern, die noch aufrecht standen, jene Gestalt, in
der Pausanias sie sah.
Sein geschichtliches Wissen dankt Pausanias vielleicht dem
Menekles, der in seiner Beschreibung des Kerameikos, in der Zeit
vor Sulla, die Gräber des μνήμα nach ihren Schlachtorten be-
zeichnete4. Auch den wohlangelegten Plan des Bundganges hat
nicht Pausanias erdacht, sondern die Athener seiner Zeit5, die
den Fremden den Weg durch die Denkmäler ihrer Heimat wiesen.
1 Cäsar b. c. 2, 15. Josephus b. J. 3, 7, 8.
2 Vgl. den Damm vor Masada, Brünnow, Provincia Arabia 111,225, der
bei dem völligen Mangel an Holz mit mächtigen Steinlagen abgedeckt war.
3 Plutarch, Sulla 14. Florus 1, 40, 10.
4 Müller, Frag. Hist. Gr. IV, 449. Vgl. oben S. 5. 10. 12. 14.
5 Vgl. S. 14. Man hört an der Stilisierung noch den Periegeten heraus.